Was macht das freundschaftszerstörende Kartenspiel „Munchkin“ (Link) eigentlich leicht wiedererkennbar, obschon es doch mehrere Dutzend verschiedene Lizenz- und Setting-Varianten (Link) gibt? Es sind die grandiosen Karikaturen des englischen Künstlers John Kovalic, welcher sich mit einem ganz eigenen, prinzipiell sehr simplen Illustrationsstil in die Herzen der Nerds gezeichnet hat ;-) Neben der Illustration von Brett- & Kartenspielen (neben „Munchkin“ u.a. auch „Chez Geek“) zeichnet er auch seit sehr, sehr, sehr vielen Jahren den berühmten Webcomic „Dork Tower“ über eine kleine Klischee-Nerdgruppe, welche die typischen humorvollen Anekdoten erlebt, die man als Nerd halt so erlebt ;-) Dabei blieb Kovalic erzählerisch aber nie in einer ebenso nostalgischen wie eingeschworenen Hardcore-Nerd-Bubble verwurzelt, sondern erzählte sozusagen „das echte Leben“ (aktuell, und das kann man kostenlos auf der „Pegasus“-Verlagswebseite (Link) nachlesen, geht es beispielsweise um die Auswirkungen von Corona auf BrettspielerInnen und um queere Nerds). „Das Tao des Igor“ ist dagegen noch recht „bodenständig“ und nerd-fokussiert: Um seine Schulden zu begleichen soll Igor, der Prototyp des „Munchkin“-Spielertyps, die „Mud Con“ organisieren. Eine schwierige Angelegenheit (wer wissen will wie schwierig, darf gern die unsere Podcastfolge über Con-Organisation (Link) hören ;-)), gerade weil Igor ein wenig schusselig ist und die bisherige Convention-Organisation mit allerei Unter-Unter-Unterausschüssen hoffnungslos verplant ist. Aber auch seine Freunde können nur wenig Hilfe beitragen, sind sie doch alle selbst mit Problemen belastet: Matt will pünktlich zur „Mud Con“ seinen ersten eigenen Comic fertigstellen, wobei eine ganze Menge schiefgeht, und Ken wird nach einem missglückten Heiratsantrag von seiner Freundin verlassen. Und doch kommt die Convention am Ende irgendwie zustande und dann ist sie ganz anders, als alle erwartet haben... Bis dahin ist es jedoch ein langer Weg, der mir das Lesevergnügen ein wenig vermindert hat. Denn die eigentliche „Mud Con“-Geschichte mit Selbstzweifeln, Liebesdrama und Organisationsfrust ist wirklich unterhaltsam, auch wegen allerlei netten Nerd-Anspielungen (u.a. gibt es ein popkulturelles Wimmelbild). Doch immer wieder verliert sich der Comic teils über ganze Kapitel in Nebengeschichten (etwa eine Weihnachtsgeschichte), welche an sich ganz nett sind, aber einfach das Erzähltempo drücken. Das ist schade, denn eigentlich macht „Das Tao des Igor“ wirklich Spaß! So ist es dann aber doch eher etwas für langjährige Fans, welche bereits die Figuren kennen & lieben; die werden dann auch gern die 19,95 € zahlen, die „Pegasus Spiele“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das 240 Seiten umfangreiche Softcover haben möchte. Absolute Neulinge wie ich werden sich wegen der Nebengeschichten jedoch gelegentlich ein wenig langweilen. Fazit: „Das Tao des Igor“ (Link) ist ein Sammelband für beinharte „Dork Tower“-Fans, diese werden dafür aber richtig viel Spaß haben!
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