Nun ist es ja kein Geheimnis, wie ich mir die Rezensionsexemplare auswähle, wenn es um Popkultur- oder Superhelden-Comics geht. Nämlich möglichst für Neulinge geeignet oder wenigstens in sich abgeschlossen, damit ich nicht über tausende Querverweise stolpere. Denn auch wenn ich vielleicht sogar ein wenig mehr Ahnung als durchschnittliche MCU-Filmfans habe, bevorzuge ich es doch, wenn ich nicht noch ein Dutzend anderer Handlungsstränge kennen muss. Und so schien „Ich bin Iron Man“ perfekt für mich zu sein, denn verschiedene Comic-Blogs empfahlen ihn ausdrücklich als einsteigerfreundlich. Na schauen wir mal, ob ich das auch so sehe...
Spätestens seit den enorm populären (und noch dazu überraschend guten) „Iron Man“-Kinofilmen nebst anschließendem Heldentod ist Tony Stark a.k.a. Iron Man selbst Nicht-Comic-Fans ein Begriff. Zumindest grob, man weiß halt, dass er reich und arrogant ist, aber auch erfindungsreich, sodass er mit seiner eisernen Hightech-Rüstung gegen allerlei Bösewichte ins Feld zieht. Und das ist schon mal eine gute Grundlage, um „Ich bin Iron Man“ zu verstehen. Denn hier werden in fünf Kapiteln beziehungsweise Kurzgeschichten beziehungsweise US-Einzelheften kurze Episoden aus seinem Leben erzählt:
- Gleich zu Beginn kann er sich als Held beweisen, denn er wird in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft herausgefordert. - Anschließend muss Der Mann mit dem blutenden Herzen nach einem Bruchstück eines radioaktiven Asteroiden suchen, wobei sich ihm u.a. eine Riesensardine in den Weg stellt. - Im dritten Kapitel erfahren wir mehr zu Tonys Verhältnis zu seiner Mutter, denn die ist sein Bester Freund. - Anschließend gibt es ein wenig M.I.B.-Vibez, denn als S.H.I.E.L.D.-Direktor ist Iron Man auf der Grenzenlosen Jagd nach Monstern, die niemand außer ihm sieht. - Im letzten Kapitel erfahren wir, wer Der wahre Iron Man ist. Denn davon kann es immer nur einen einzigen geben, weshalb sich die verschiedenen Iron Mans bis zum Tod bekämpfen.Zugegeben, dieser Sammelband enthält ein paar schöne Story-Ideen. Ich fand die Unterwassergespräche mit den Fischen ganz witzig und auch die Idee, dass sich Tony-Klone im Stil von „Highlander“ bis zum Tod bekämpfen. Und Iron Man als Samurai mit Laserschwertern? Mega cool! Aber wenn wir ehrlich sind, dass sind alles nur – wenn man vielleicht mal die Vertiefung der Beziehung zu seiner Mutter absieht – kleine Anekdoten, welche ein Bruchstück der ambivalent-komplexen Figur Iron Man enthüllen. Okay, und wir wissen jetzt, dass Tony Stark auf kinky Sex steht und dass S.H.I.E.L.D.-Direktor nicht der geilste Job der Welt ist. Aber sonst? Verwirrende, bruchstückhafte Szenen, die keinen Neuling irgendwo auf der Welt auch nur ein Stück weit voran bringen. Und selbst Hardcore-Fans haben nach der Lektüre höchstens ein paar triviale Funfacts mehr parat, um beim nächsten Superhelden-Kneipenquiz ein paar Punkte mehr zu machen... Aber ansonsten? Was bleibt nach der Lektüre? Was bringt mir dieser Band? Erschreckend wenig, außer vielleicht das Wissen darum, dass Dotun Akande hübsch malen kann... Also insgesamt, und damit kommen wir schon zum Fazit, ist „Ich bin Iron Man“ (Link) eine ziemliche Enttäuschung. Zwei, drei nette Kurzgeschichten und zumeist hübsche Zeichnungen reichen nicht aus, um irgendeinen Nicht-Hardcore-Fan hinter dem Ofen hervorzulocken. Und definitiv ist dieser Band nicht für Neulinge geeignet, egal was die Bloggerei-Konkurrenz so erzählt :-P