Der „Splitter Verlag“ hat ja bekanntermaßen eine ganze Reihe an SciFi-Konzeptserien im Portfolio. Stéphane Louis hat für nun bereits für die drei aktuell wichtigsten Reihen geschrieben und gezeichnet: Sein Beitrag für „Androiden“ (Link) war eher ruhig und verkopft, dagegen war sein Beitrag für „Conquest“ (Link) ein unterkomplexes Actionfeuerwerk. In welche Richtung wird nun sein Beitrag zur „I.S.S. Snipers“-Serie tendieren? Bei der „I.S.S. Snipers“-Konzeptserie geht es um die titelgebende Elitetruppe, welche für eine ziemlich dystopisch-imperialistische Erdregierung die schwierigsten und/oder moralisch verwerflichsten Kampfeinsätze durchführt. Der besondere Story-Twist ist, zumindest so ich das nach zwei von mindestens fünf Bänden abschätzen kann, dass der jeweilige Protagonist im Verlauf seiner Mission erkennt, was für fiese Typen seine Auftraggeber eigentlich sind. Und dann gibt es ganz viel Rumgeballer und am Ende einen winzigen Hoffnungsschimmer... In „Khôl Murdock“ geht es dann auch erneut um einen Planeten, welcher sich nicht knechten lassen möchte, weshalb die I.S.S. Snipers anrücken müssen. Und zwar nicht einfach nur die Standard-Elitetruppen, denn selbst die kommen nicht wirklich voran, sondern mit Khôl Murdock sogar ein Einzelkämpfer-Wolf, der gleich nochmal doppelt und dreifach so Alpha-Männchen ist wie die restlichen Alpha-Männchen dieser Elitetruppe ;-) Und der schnetzelt sich dann skrupellos durch die Rebellentruppen und auch die heimische Tierwelt, um dadurch Energie aufzuladen, um noch mehr Rebellentruppen und einheimische Tiere wegzuschnetzeln... Allerdings – und das ist das große Ärgernis dieses Bandes – sind die rebellierenden BewohnerInnen und allen voran ihr technisch aufgemotzter und deshalb leicht verrückter Gouverneur nun auch keine Sympathieträger, was dem zweiten Band deutlich an moralischer Wirkung einbüßen lässt. Das klingt im ersten Moment widersprüchlich, weil Böse gegen Böse ja viel ambivalenter erscheint als Gut gegen Böse. Aber hier liest sich die Geschichte eher wie generisches Military-SciFi, bei dem der Protagonist (und eben der gesamte hinter ihm stehende militärisch-industrielle Komplex) zwar gnadenlos, aber irgendwie doch rechtmäßig gegen die böse Rebellion ins Feld zieht. Zudem ist der „Hey, sind wir eigentlich die Bösen?“-Erkenntnismoment eher schwach, denn dass die Vorgesetzten dem Fußvolk nicht alle Informationen geben und auch mal deren möglichen Tod mit einkalkulieren, ist jetzt nicht der epische Story-Twist, den Stéphane Louis vermutlich geplant hat :-P Das ist halt Genre-Standardkost, genauso wie die Aneinanderreihung von gewaltvollen Kämpfen mit allerlei SciFi-Firlefanz. Aber immerhin sieht das alles ziemlich gut aus, gerade durch die stimmungsvolle Kolorierung :-) Deshalb hat diese Comic-Reihe auch einen verdienten Platz im umfangreichen SciFi-Portfolio des „Splitter Verlags“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), denn Fans von klischeehafter Military-SciFi bekommen hier 64 Seiten Lesefreude, aber von den drei großen aktuellen Konzeptserien zeigt „I.S.S. Snipers“ bisher die wenigsten Ambitionen. Schade :-( Fazit: „I.S.S. Snipers #2 Khôl Murdock“ (Link) bietet ein unterkomplexes, aber hübsches Actionfeuerwerk und damit sehr solide Genre-Kost.
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