Die dystopische „Golden City“-Reihe hat in Deutschland ja eine wechselhafte Publikationsgeschichte, aber mittlerweile scheint sie beim kleinen Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ ihren festen Platz gefunden zu haben. Denn der bringt nicht nur nagelneue Geschichten (Link) raus, sondern auch Gesamtausgaben (Link) der alten Bände. Und, der Titel verrät es, genau solch eine Gesamtausgabe hab ich mir jetzt genauer angeschaut ;-) „Golden City“ ist so ziemlich der Inbegriff einer Umwelt-Dystopie: Der Meeresspiegel ist gestiegen, deshalb lebt die Menschheit notdürftig und armselig in schwimmenden Ghettos. Die ganze Menschheit? Nein, eine kleine Gruppe von Auserwählten hat sich für viele Milliarden Dollar einen Platz in der titelgebenden Golden City gesichert, einer riesigen Luxusjacht mit eigener Infra- & Sicherheitsstruktur. Der Konzern-Präsident Harrison Banks ist dort sozusagen der Thronerbe, doch durch allerlei Intrigen und Anschläge kommt er mit den ausgestoßenen StrandpiratInnen in Kontakt, die ihn zu einem besseren Menschen machen. Aber seine Häscher wollen ihn unbedingt tot sehen, sodass er in der tiefsten Arktis ins Gefängnis gesteckt wird. In letzter Sekunde kann er jedoch fliehen, um in den Armen einer schönen Naturfotografin zu landen – Und genau dort startet der 2. Sammelband, der die LeserInnen kaum zur Ruhe kommen lässt: Harrison hat sich noch nicht richtig von seinem Absturz erholt, da kommt auch schon die erste Attentäterin mit einem fetten Raketenwerfer vorbei ;-) Die verschiedenen Haupt- & Nebenfiguren der Reihe setzen in der Gesamtausgabe #2, welche die Einzelausgaben #4-6 umfasst, nun all ihre Fehden und Intrigen fort: Harrison will zurück in die goldene Stadt, um seinen Doppelgänger auszuschalten und herauszufinden, wer damals den Anschlag auf seine Frau in Auftrag gab (der Startpunkt der gesamten „Golden City“-Handlung). Die Verantwortlichen wollen das natürlich verhindern, würde mit dem Beweis der Existenz eines Doppelgängers dann doch der ganzen Welt auffallen, wie böse sie eigentlich sind... Die Strandpiratin Mifa, welche in einen Luxusbordell gelandet ist, sinnt – ebenso wie der ehemalige Sicherheitschef von Golden City – auf Rache, während die verschiedenen AttentäterInnen weiter morden wollen, weil das halt ihr Tagwerk ist. Und die restliche Strandpiranten-Truppe hilft immer mal wieder als Stichwortgeber aus, aber eigentlich schauen sie nur von der Seitenlinie zu... Das ist natürlich jetzt nur arg verkürzt dargestellt, denn eigentlich passiert eine ganze Menge, wenn auch nach dem gleichen Schema F: Irgendwer wird gefangen genommen, irgendwie geht’s dann aber doch zurück in die Freiheit, aber spätestens im nächsten Kapitel folgt die nächste Gefangennahme... Dass dieser repetitive Handlungsaufbau nicht langweilig wird, zeugt von der schreiberischen Routine von Daniel Pecqueur, der sich ja generell in dem SciFi-Dystopie-Genre wohlfühlt (man denke nur beispielsweise an die „Arctica“-Reihe (Link)). Ein wenig ärgerlich ist hier lediglich, dass er seine einzelnen Geschichten immer wieder auf ein Kapitel beziehungsweise einen französischen Einzelband beschränken muss. So bekommt man zwar mit jedem Kapitel neue Settings spendiert (die, auch wenn ich kein Freund der Kolorierung bin, nach wie vor ganz wunderbar und oft auch sehr detailreich aussehen), aber manchmal würde man sich beim Lesen halt wünschen, dass die nicht schon nach wenigen Seiten wieder vorbei sind. Beispielsweise, ohne jetzt viel von den Inhalt zu spoilern, irgendwann landet Harrison auf einer Insel, bei der es Menschenjagden für Gutbetuchte gibt. Inklusive Vorstellung des Settings sowie An- & Abreise sind das gerade mal 12 Seiten – Mehr war halt nicht drin, weil es noch andere Handlungsstränge gibt. Aber das ist schade, weil sich Pecqueur hier mit all seiner Kreativität sicher noch über ein ganzes Kapitel hätte austoben können, ohne dass es langweilig wird. Und von diesen viel zu kurzen Handlungssträngen gibt es viel zu viele, aber das ist ja prinzipiell erst einmal ein gutes Zeichen! Denn es zeigt, dass ich als Leser großes Interesse an dieser Geschichte habe und gern viel mehr lesen will! Also gute Aussichten für „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten), denn sicher geht es nicht nur mir so :-D Fazit: Die 2. Gesamtausgabe von „Golden City“ (Link) ist trotz 144 Seiten prinzipiell viel zu kurz geraten, denn sie begeistert mit einer interessanten Geschichte voller großer und kleiner Actionszenen sowie oft detailreichen Zeichnungen.
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