Das Superheldenquartett der „Fantastic Four“ hatte bisher ja das unfassbare Pech, durchweg in richtig schlechten Kinoverfilmungen repräsentiert worden zu sein. Und zumindest in meinem Umfeld führte das bisher dazu, dass das Interesse an den eigentlich recht spannenden Figuren ziemlich gering blieb (da konnte selbst der Kurzauftritt im aktuellen „Dr. Strange“-Film nix mehr retten ;-)). Ich wage einfach mal zu behaupten, dass für genau solche Leute der „Die Geschichte eines Lebens“-Sammelband konzipiert wurde, wird man hier doch auf sehr kompakte Weise über die großen Heldentaten des Quartetts informiert.
Jedes der sechs Kapitel bzw. US-Einzelhefte thematisiert ein Jahrzehnt und wird von einem Mitglied der Gruppe kommentiert:
- In den 60ern wird Dr. Reed Richards vom US-Präsidenten angefleht, einen Weg in den Weltraum zu finden. Kurzfristig wird das Projekt dann jedoch eingestellt, sodass er heimlich mit seiner Freundin Sue Storm, deren Bruder Johnny und dem Piloten Ben Grimm den Raumflieger kapert und einen Testflug unternimmt. Das klappt zwar, doch werden sie im Weltall mit kosmischer Strahlung bombardiert, sodass sie plötzlich Superkräfte bekommen. Das ist einerseits gut, andererseits wecken sie damit aber auch das Interesse des Weltenverschlingers Galactus... - Die 70er sind geprägt von sozialen und politischen Konflikten, beispielsweise der Frauenemanzipation und dem Vietnamkrieg. Aber auch persönliche Konflikte sind ein Thema, denn Reed stürzt sich in seine Anti-Galactus-Arbeit, während die vereinsamte Sue sich einen neuen Liebhaber sucht. - In den 80ern droht der Kalte Krieg zu eskalieren, weil die Computersysteme rumspinnen und die „Fantastic Four“ zu einem ultimativen Opfer zwingen... - Die 90er könnten eigentlich ein Jahrzehnt des Friedens werden, doch dann kommt der Weltraum-Herold Silver Surfer und kündigt das Eintreffen von Galactus innerhalb eines Jahrzehnts an. Eine Zeit der Hoffnungslosigkeit beginnt, denn das von Reed über viele Jahrzehnte aufgebaute Verteidigungssystem hält nicht mal eine Minute lang durch. - Ein neues Jahrtausend: Galactus kommt, das Ende naht. Doch noch einmal bringen die „Fantastic Four“ ein ultimatives Opfer, um den Untergang der Welt abzuwenden. - In den 10er Jahren ist die Menschheit zu alten Gewohnheiten zurückgekehrt, überall herrschen Mord & Totschlag. Die erste Garde der Superheldinnen und Superhelden ist längst schon in Rente, doch gegen die Roboterarmee von Dr. Doom müssen sie ein letztes Mal gemeinsam in den Krieg ziehen.„Fantastic Four“-Fans erkennen zweifelsohne an meiner kurzen Inhaltszusammenfassung, dass hier einige der größten und wichtigsten Geschichten des Superheldenquartetts erzählt werden – Wenn auch in mal mehr, mal weniger stark veränderter Form. Doch diese ganzen Kämpfe gegen Superbösewichte und auch das Checklisten-artige Abhaken von historischen Ereignissen & Persönlichkeiten ist eigentlich nur die Kulisse für ein sich über die Jahrzehnte erstreckendes Freunde- & Familiendrama. Leider aber kein wirklich gutes, denn dafür sind 196 Seiten einfach zu wenig. Also ja, das ist schon eine ganze Menge, aber wenn man bedenkt, dass ja pro Kapitel ein ganzes Jahrzehnt abgehandelt wird (also sowohl die privaten Konflikte als auch den Bösewicht des Jahrzehnt UND den Galactus-Metaplot), dann lässt sich schon mit Grundschulmathematik ausrechnen, dass das viel zu wenige Seiten sind. Das ist ärgerlich, denn eigentlich hätte man hier eine tolle Grundlage für den „Fantastic Four“-Nachwuchs legen können (“Disney“ plant ja filmtechnisch in diese Richtung), aber mit so erzählerisch abgehackten Einzelepisoden und einem gefühlten Dutzend an verwirrenden SuperheldInnen-Gastauftritten bin selbst ich als MARVEL-Gelegenheitsleser und Zuschauer aller (wie gesagt durchweg echt miesen) Kinofilme nicht immer vollkommen durchgestiegen. Schade, gerade wegen der sehr gefälligen Zeichnungen, aber ich bin mir sicher, dass „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) zum Ende 2024 geplanten Release der Neuverfilmung ein paar bessere „Fantastic Four“-Comics herausbringt ;-) Fazit: Ich verstehe tatsächlich nicht, warum fast die ganze Comic-Szene den „Fantastic Four: Die Geschichte eines Lebens“ (Link) so abfeiert, denn bis auf die Grundidee und die Zeichnungen ist hier alles irgendwie enttäuschend.