Zu meiner Liebe zum „Black Hammer“-Universum, oder vielleicht noch präziser formuliert zu meiner großen Ehrfurcht vor Jeff Lemires schier endlich erscheinenden Genialität bei der Dekonstruktion des Superhelden-Genres, hab ich ja schon einige Worte verloren. Aber, auch wenn das jetzt den Einleitungssatz entwertet, nicht nur positive Worte – Denn neben der phantastischen Hauptstory und einigen wirklich grandiosen SpinOff-Geschichten gab es auch einige SpinOff-Ergänzungen, die für mich eher wirkten wie das gierige Melken der „Black Hammer“-Cashcow.
Aber vielleicht muss ich mich nun im Nachhinein tatsächlich entschuldigen, sowohl bei Jeff Lemire höchstselbst als auch beim „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), denn möglicherweise gehörten selbst die von mir eigentlich als belanglos betrachteten SpinOff-Geschichten zu einem großen narrativen Plan! Denn mit „Reborn #1“, der Fortsetzung und zugleich Zerstörung des altbekannten „Black Hammer“-Universums, bekommt plötzlich sogar „Black Hammer '45“ (Link) eine immense Bedeutung für den Verlauf der Geschichte. Also reden wir nicht länger drumherum, kommen wir direkt zur Sache: Die „Black Hammer“-Hauptreihe (Link) handelte ja von dem Verschwinden einer legendären Superhelden-Truppe, welche 1986 versuchte den Anti-Gott von der Zerstörung der Metropole Spiral City abzuhalten. Dies gelang ihnen zwar irgendwie, fortan fristeten sie jedoch ein Zwangsexil in einer Paralleldimension. Lucy Weber, die Tochter des Anführers Black Hammer, konnte das Verschwinden ihres Vaters aber nicht ruhen lassen und setzte so allerlei Ereignisse in Gang, in deren Verlauf sie selbst zum neuen Black Hammer wurde... Zwanzig Jahre später gibt es immer noch SuperschurkInnen, welche in Spiral City wüten, aber die Regierungsorganisation T.R.I.D.E.N.T. hat den SuperheldInnen-Job übernommen. So wird auch Lucy nicht mehr gebraucht, die sich deshalb mit ihrem genügsamen Leben als Ehefrau, Mutter und Angestellte arrangiert hat. Doch ein ruhiges Leben scheint ihr nicht gegönnt, denn neben familiären Problemen wie etwa einem untreuen Ehemann und einer dem Drogenkonsum zugeneigten Tochter tauchen auch immer mal wieder SuperheldInnen und SuperschurkInnen aus der Vergangenheit auf (z.B. Colonel Weird (Link)). Und dann wird auch noch ein Portal zur Para-Zone geöffnet, was die bereits im Buchtitel versprochene Wiedergeburt des „Black Hammer“-Universums einläutet...
So eine Zerstörung alter Gegebenheiten und die anschließende Wiedergeburt ist ja auch immer die Möglichkeit, neue LeserInnen für ein Comic-Universum zu gewinnen. Und tatsächlich könnte man, dank zahlreicher Rückblenden und auch Erklärungen der bisherigen Ereignisse, tatsächlich mit diesem Band als „Black Hammer“-Neuling durchstarten. Die volle Dosis Lesespaß gibt es aber natürlich erst, wenn man schon die entsprechenden vorherigen Geschichten gelesen hat, um sich damit der Tragweite der Handlung bewusst zu werden. Skulldigger beispielsweise ist hier einfach nur ein skrupelloser Anti-Held, der für das Richtige die falschen Methoden wählt – Das versteht man problemlos und er funktioniert innerhalb der Geschichte auch gut. Hat man aber natürlich das „Skulldigger + Skeleton Boy“-SpinOff (Link) gelesen, denkt man gleich noch ein Eckchen weiter, was Jeff Lemire wohl so alles geplant hat, denn um ehrlich zu sein ist das aus Superhelden-Perspektive ja eine der unspektakuläreren und dank dem SpinOff-Comic auch eigentlich schon auserzählten Figuren.
Ein deutlicher Pluspunkt des Comics ist, dass auch die Geschichte abseits der (zum Glück eher spärlichen) Superhelden-Kloppereien richtig gut funktioniert. Man nimmt Lucy einfach ihre Verzweiflung über die zerbröckelnden Familienbande und auch ihre innere Zerrissenheit darüber ab, dass sie einerseits nicht mehr als Superheldin aktiv sein will und dass sie andererseits aber doch Sehnsucht nach einem bedeutungsvolleren Leben hat. Jeff Lemire schafft es in den vier Kapiteln beziehungsweise US-Einzelheften dieses Sammelbandes wirklich scheinbar spielerisch einfach, mich als Leser für diese ja eigentlich altbekannte Protagonistin neu zu begeistern :-) Und neu begeistert haben mich auch die Zeichnungen, bei denen sich zwar die Illustrationen von den vorherigen Bänden der Hauptserie abheben, bei denen die altbekannte Kolorierung jedoch eine altbekannte Vertrautheit vermitteln. Darum gilt...
Fazit: Fans der Reihe, aber auch Neulinge, sollten sich „Black Hammer #5 Reborn #1“ (Link) unbedingt anschauen!