Hand aufs Herz – Was ist deine erste Assoziation, die du beim Namen „Bunte Dimensionen“ hat? Vermutlich das von mir hier immer wieder gern geschriebene „kleine Augsburger Verlag“ oder vielleicht doch der starke Portfolio-Fokus auf Geschichtscomics, die entweder sehr realistisch (z.B. „Afrikakorps“ (Link)) oder sehr fantasy-mittelalterlich (z.B. "Der Klan der Chimären" (Link)) sind? Die neue Graphic Novel „Augsburg 1521“ passt da als realistischer Mittelalter-Comic rund um die Erlebnisse zweier ganz normaler Leute in und um Augsburg 1521 perfekt zum Verlag – Und ja, ich weiß, dass das Mittelalter je nach Definition schon viel früher (ca. 1450) oder ganz knapp vorher (ca. 1520) endete, aber dann funktioniert die Einleitung nicht mehr :-P Protagonist der Handlung ist der junge Bauernsohn Jakob, der die Chance seines Lebens bekommt: Einer Augsburger Druckerei ist der Lehrling durch die Pest abhanden gekommen, daher soll Jakob nun diese Stelle antreten. Doch zum vereinbarten Treffpunkt erscheint der Meister nicht, um für ihn am Stadttor zu bürgen, sodass er sich fort an vor den Stadtmauern als Tagelöhne verdingen muss. Seine einzige Hoffnung auf eine Bürgschaft ist fortan die Ordensfrau Katharina... „Augsburg 1521“, inspiriert durch Eintragungen aus dem Stadtarchiv (so ich das in der Beschreibung richtig verstanden habe), ist eine durchaus lehrreiche Graphic Novel, welche im Rahmen der Ausstellung „Stiften gehen“ entstanden ist. Man bekommt hier durchaus einen Eindruck davon, wie sich das Leben zu jener Zeit zugetragen haben könnte. Fast könnte man denken, dies sei das Skript für eine der unzähligen Mittelalter-Dokumentation, die nachts im öffentlich-rechtlichen Spartenprogramm flimmern ;-) Und das meine ich nicht despektierlich, im Gegenteil, denn hier gibt es einen überaus niedrigschwelligen Zugang zu unserer deutschen Geschichte. Ich kann dabei auch gut mit der bewussten Entscheidung leben, dass auf eine Kolorierung verzichtet wurde (weil man nicht genau weiß, welche Farben es im Mittelalter schon gab), auch wenn ich glaube, dass die Zeichnungen davon noch gewonnen hätten. Aber das mag mein persönlicher Geschmack sein, generell macht Paul Rietzl seine Arbeit jedenfalls wirklich gut :-) Persönlich hätte ich mir aber noch ein paar historische Einordnungen gewünscht (die Comics von „Bunte Dimensionen“, die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten, sind ja eigentlich voll von Fußnoten), aber das ist jetzt schon sehr kleinkariert von mir :-P Fazit: Die 52 Seiten dünne Graphic Novel „Augsburg 1521“ (Link) ist ein niedrigschwelliger Zugang zur deutschen Geschichte. Empfehlenswert!
Tags