Sind wir ehrlich, Rollenspiel-Abenteuer im Cthulhu-Setting sind ja doch eine eher spezielle Erfahrung. Meine ambivalente Beziehung dazu (und zu dem ganzen Lovecraft-Franchise an sich) ist ja spätestens seit unserem großen Podcast-Special (Link) bekannt, denn man muss es eben mögen, dass man immer kurz vorm Tod oder vorm Wahnsinn steht. Kurze, aber intensive Einstiegsabenteuer, die man in knapp einer Stunde durchgezockt hat, sind daher eine gute Möglichkeit um mal auszutesten, ob man sich für diese Art des Rollenspiels wirklich begeistern kann...
Und damit kommen wir direkt zum neuen Abenteuerband „Einstiege ins Entsetzen“, welcher gleich drei solcher Kurzabenteuer bietet. Diese bieten, komprimiert auf jeweils eine Stunde geplanter Spielzeit, die typischen Spielelemente: Erst wird recherchiert und geforscht, dann kommt eine Mythos-Kreatur und verbreitet Angst & Schrecken, am Ende sind alle irgendwie tot, verrückt oder zumindest nachhaltig verstört... Mit meiner Spielgruppe, die ja sonst eher OSR-Dungeon-Crawling gewohnt ist, hatte ich dafür die ideale Testgruppe :-) Außerdem hatte ich quasi eine zweite Meinung, denn am Nebentisch auf der „Keks Con“ wurde fleißig ins Entsetzen eingestiegen. Also mal schauen, ob das wirklich was taugt ;-)
- Das erste Abenteuer führt eine archäologische Expedition hinab in Die Nekropole. Dummerweise werden sie dort eingesperrt, sodass ein schrecklicher Überlebenskampf beginnt. Denn nicht nur Dunkelheit und Luftknappheit setzen den InvestigatorInnen zu, sondern auch ein altägyptisches Ungetüm. - Beim zweiten Abenteuer stellt sich die Frage: Was ist da im Keller? Denn ein Mord soll aufgeklärt werden, der natürlich wesentlich gruseligere Hintergründe hat als gedacht. - Der tote Gast ist der Dreh- und Angelpunkt des letzten Abenteuers. Denn der hat natürlich nicht „einfach so“ Suizid begangen...
Typische Mythos-Kost also, welche durch ihre zeitliche Komprimierung jedoch durchweg unterhält. Zwar geben die jeweils ungefähr 20 – 25 Seiten langen Kurzabenteuer auch Vorschläge, wie man da wesentlich länger dran spielen kann, z.B. um die sie in eine laufende Kampagne einzubinden., Aber sie sind eigentlich für eine Stunde Spielzeit konzipiert. Schön ist dabei, dass die AutorInnen jeweils eine Empfehlung geben, nach wie viel Minuten welches neue Ereignis eintreffen soll, sodass man auch als noch unerfahrenere Spielleitung im zeitlichen Rahmen bleibt (auch wenn sowohl wir als auch die Gruppe am Convention-Nachbartisch leicht drüber waren). Wobei ich die Einbindung in eine etablierte Kampagne eher nicht empfehlen würde, denn hier geht es durchaus tödlich zu – Logisch, es soll für Neulinge ja ein authentisches Spielgefühl vermittelt werden ;-) Mein persönliches Highlight ist „Die Nekropole“, denn dieses Kurzabenteuer ist durch die offensichtliche „Wir sind eingesperrt und müssen da raus“-Prämisse selbst für absolute Hobby-Neulinge (auch jemand in meiner Testrunde) sehr gut greifbar. Zudem bietet es durch mehr unterschiedliche Spielphasen (Survival, Entdeckung, Kampf) mehr Abwechslung als die anderen beiden Kurzabenteuer, die tendenziell in die Kammerspiel-Richtung gehen, bei denen am Ende nach dem Abgrasen aller Hinweisorte das fiese Monster kommt. Nichtsdestotrotz, ich wiederhole mich da gerne, durch die Komprimierung des Spielerlebens auf eine Stunde bemerkt man den ähnlichen Ablauf kaum und hat viel Freude. Und viel Freude haben nicht nur die InvestigatorInnen, sondern auch die Spielleitung. Zwar ist der Textumfang für solch kurze Abenteuer doch recht hoch, aber dank einer übersichtlichen Informationsdarstellung, ein paar Seiten mit Tipps zu Beginn und der praktischen Handouts kommt man nach einem zwei- oder dreimaligen Durchlesen doch gut zurecht. Die Gestaltung des 88 Seiten umfassenden Softcovers ist dabei altbekannt schwarz-weiß-grau, aufgelockert mit einigen Zeichnungen und historischen Fotografien. Dabei ist zwar schade, dass (anders als im US-Original) auf Farbe verzichtet wurde, aber andererseits kann „Pegasus Press“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) dafür den altbekannten Kampfpreis von 9,95 € verlangen. Und das ist prima für die Geldbörse :-D Fazit: „Cthulhu: Einstiege ins Entsetzen“ (Link) bietet drei kurzweilige Mythos-Abenteuer, welche in jeweils knapp einer Stunde die typischen Spielelemente präsentieren. Ich bin überraschend begeistert :-)