Ich hab ja gestern noch in der Rezension zu „Afrikakorps #2 Crusader“ (Link) bemängelt, dass es (selbst für einen Militär-Comic) zu wenig Charakterzeichnung gäbe und gleichzeitig angemerkt, dass eigentlich der Panzer an sich der Protagonist der Geschichte sei. Wie passend also, dass ich nun den ebenfalls bei „Bunte Dimensionen“ erschienenen Militär-Comic „Das Pin-Up der B-24“ rezensiere, denn hier ist der Bomber (!) tatsächlich der Protagonist. Und komplexere Charaktere gibts auch. Na, da kann doch jetzt nichts mehr schiefgehen, oder? Der amerikanische B-24 „Ali-La-Can“ ist während des Italienfeldzugs legendär: 34 Einsätze und nicht ein einziger Kratzer. Doch jede Glückssträhne hat einmal ein Ende, denn irgendwo in der libyschen Wüste findet der Bomber sein sandiges Grab – Was übrigens kein Spoiler ist, das sieht man schon auf dem Titelbild :-P Nur der Pilot Glenn Baxter überlebt, jedoch ohne jegliche Erinnerungen an den Absturz und die Zeit danach. Und das lässt ihm keine Ruhe, sodass er sich fünfzehn Jahre später, als er beruflich eh in Libyen herumfliegt, erneut auf die Suche nach dem Wrack macht. Und wer hätte es gedacht, dabei stürzt er wieder ab... Okay, das war jetzt ein Spoiler, aber ich fand diesen Schmunzler zu gut, um ihn nicht zu erwähnen ;-) Erneut trübt sich sein Bewusstsein und er erinnert sich an die Geschichte der „Ali-La-Can“: Wie er damals seine Freunde und Kameraden kennenlernte, wie sie gemeinsam drei hübsche Krankenschwestern bezirzten und wie sie mit ihrem Bomber (benannt nach den Anfangssilben ihrer Freundinnen und mit einem Pin-Up verziert, welches eine Mischung aus den dreien darstellt) immer gefährlichere Einsätze flogen. „Das Pin-Up der B-24“ handelt natürlich von dem Kriegsabenteuer der drei Protagonisten, es gibt – trotz einem für dieses Untergenre eher ungewöhnlich groben Zeichen- und Kolorierungsstil – allerlei sehenswerte Luft(kampf)szenen. Aber eigentlich geht es hier gar nicht um Bombenabwürfe und MG-Salven, sondern um die Liebe. Einerseits um die fast schon irrational wirkende Liebe der drei Hauptfiguren Glenn, Fred & Johnny zu „Ali-La-Can“, welche in der Rückblende als Erzählerin fungiert und die eigentliche Protagonistin darstellt, und andererseits um die romantische Liebe zu ihren Krankenschwester-Freundinnen bzw. Ehefrauen. Der Autor Jack Manini, welcher sich auch für die Kolorierung verantwortlich zeigt, nimmt sich dabei genug Zeit, um die Haupt- und Nebenfiguren (zumindest für einen Militär-Comic von 64 Seiten) ausreichend tiefgehend vorzustellen. Man kann beim Lesen diese Gefühle tatsächlich nachvollziehen – Ja, sogar die Gefühle zu einem Flugzeug. Und damit ragt „Das Pin-Up der B-24“ merklich heraus aus dem mittlerweile doch sehr umfangreichen Militär- & Fliegercomic-Portfolio von „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten). Fazit: „Das Pin-Up der B-24 #1 Ali-La-Can“ (Link) bietet für einen Militär-Comic eine ungewohnte Charaktertiefe und ist damit ein echter Farbtupfer in der grauen oder besser olivgrünen Masse dieses Nischengenres. Empfehlenswert!
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