Es gibt ja so allerlei Dinge, die mich an schlechten (Comic-)Geschichten ärgern. Aber besonders schlimm ist es, wenn der Auftaktband einer Reihe grandios ist und die Erwartungen, gern auch durch Cliffhanger, ins Unermessliche steigen – Nur damit der Folge- bzw. Abschlussband die ganze schöne Geschichte kaputt macht. Und davor hatte ich bei „Strange Adventures #1“ (Link) wirklich Angst, denn die Kriminalermittlungen gegen den alternden Superhelden Adam Strange gehörten zu den besten Superhelden-Dekonstruktionen, die es die letzten Jahre zu lesen gab! Nun also der Fortsetzungs- beziehungsweise Abschlussband, welcher die US-Einzelhefte beziehungsweise Kapitel 7 – 12 enthält. Um noch einmal zu rekapitulieren, worum es eigentlich geht: Adam Strange ist ein Superheld der alten Schule, quasi ein Weltraum-Indiana Jones mit Laserpistole statt Peitsche. Durch Zeta-Strahlung wird er auf den Alien-Planeten Rann gebeamt, auf welchem er in den Krieg gegen die Pykkten hineingezogen wird. Dort ist er dann zwar siegreich, doch auf der Erde werden seine Heldentaten in Zweifel gezogen. Als ein Kritiker mit seiner Laserpistole erschossen wird, nimmt Mr. Terrific in Batmans Auftrag die Ermittlungen auf – Und der gräbt tiefer, als es Strange gefällt... Die Geschichte teilt sich, wie schon im ersten Sammelband, wieder auf zwei Zeitebenen auf: Einerseits gibt es Rückblicke auf die zahlreichen Schlachten rund um den Planeten Rann, andererseits ermittelt Mr. Terrific in der Gegenwart gegen Adam Strange, der gleichzeitig vor einer Invasion der Pykkten warnt. Die kommt dann auch tatsächlich, doch die Justice League will sich vom kampferfahrenen Strange nicht helfen lassen, da ein eigentlich eher wage gehaltener Untersuchungsbericht seine moralische Integrität in Zweifel zieht. Und diese moralische Fragestellung ist der Kernpunkt der Geschichte: Darf man unmoralisch handeln, beispielsweise Kriegsverbrechen begehen oder schmutzige Deals aushandeln, wenn man damit gleichzeitig den unterlegenen Angegriffenen zu Hilfe eilt? Eine Fragestellung, die mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine tagesaktuell ist, auch wenn der Star-Autor Tom King beim Schreiben davon noch nichts ahnen konnte. Selten hat mich ein Comic so zu Nachdenken gebracht, daher sollte es jetzt nicht verwunderlich sein, dass ich auch den zweiten Sammelband hervorragend finde :-) „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) verlangt hier für 196 in einem Rutsch durchgelesene Seiten glatte 22 €. Fazit: Der Star-Autor Tom King hat es – wie beispielsweise zuletzt mit „Rorschach“ (Link) – mit „Strange Adventures #2“ (Link) wieder einmal geschafft, mich mit einer tollen Mischung aus Politik-Thriller und Superhelden-Dekonstruktion zu begeistern :-D
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