Eine Raumschiff-Mission einer Gruppe junger Menschen (nebst Quoten-Alien), die nicht wirklich mit einem Charakterhintergrund unterfüttert werden, geht schief. Sie landen deshalb an einem Ort, an dem sie gar nicht hingehören, und erfahren dort Informationen. Dann gibt es noch ein wenig Rumgeballer mit und gegen exotische Aliens sowie einen „verschwörerischen“ Meta-Plot im Hintergrund – Fertig ist die Geschichte der grandiosen „Colony“-Reihe (Link). Achja, und auch der wirklich nahezu identische Plot des nicht ganz so grandiosen „Die Chroniken des Universums“-Auftaktbandes. Und deshalb war ich nun bei der Fortsetzung nicht nur gespannt, ob sie Geschichte fesselnder würde, sondern auch, ob sich der Autor Richard Marazano auch mal was Eigenes ausdenkt :-P Die Vorgeschichte hab ich ja nun schon in der Einleitung verraten, deshalb können wir direkt in „Die Zeitesser“ einsteigen: Das Forschungsraumschiff „Thukydides“ der Studierenden Polly, Ayda, Oot-Jah, Qsi und Mark sowie ihres von der Uni ausgestoßenen Dekans und ihres Alien-Gefangenen Pearl treibt noch immer irgendwo & irgendwann durch den unbekannten Weltraum. Ein Trümmerfeld kreuzt ihre Flugbahn, in dem sie auch ein zerstörtes Schiff mitsamt einem Überlebenden finden. Und tatsächlich handelt es sich auch um einen Erdenbewohner, jedoch aus einer anderen Zeitlinie. In dieser sollte er als Botschafter die Kapitulation der Menschheit gegenüber dem Volk der Tlaxcaltas verhandeln. Doch er er verbirgt auch noch einige Geheimnisse, aber mit dem Versprechen, die „Thukydides“ zurück in die Heimat(zeit) zu bringen, kann er die Studierenden auf seine Seite ziehen... Auf der vorvorletzten Seite dieses 56 Seiten umfassenden Hardcover-Bandes sagt einer der Tlaxcaltas-Aliens zu Ayda „Nehmt diesen Schlüssel... Wenn ihr damit beginnt, die Chroniken zu entziffern, werdet ihr vielleicht verstehen, was sich bei dieser Begegnung abgespielt hat...“ – Und ich fühle das so sehr, denn ich verstehe hier absolut nichts. Ich verstehe sowohl das übergeordnete Handlungsgerüst beziehungsweise den Meta-Plot nicht (Wer sind diese Leute und warum machen sie das, was sie halt tun?) als auch nicht dieses konkrete Abenteuer. Zweimal hab ich den Comic gelesen, schön in Ruhe um jeden Story-Schnipsel in mich aufzusaugen, aber außer dass das hier so ein esoterisches Zeitreiseding ist, hab ich nichts verstanden. Hat das überhaupt einen Sinn, wenn doch alles wieder passiert, oder hätte man sich diese Episode sparen können? Und warum deuten das gefangene Alien und der mysteriöse Dekan die ganze Zeit an, dass sie mehr wissen, nur um es dann gemütlich weiterlaufen zu lassen? Und hat die (Geheim-)Mission des Botschafters denn überhaupt geklappt, wenn nach ihrem Erfolg ja doch wieder alles von vorn beginnt? Ich weiß nicht, vielleicht bin ich nicht intellektuell genug, um diese Geschichte zu verstehen... Aber immerhin reicht es bei mir im Kopf gerade noch, dass ich verstehe, dass die Gewichtung der einzelnen Handlungsstränge ein deutlicher Schwachpunkt dieses Bandes ist: Zweifelsohne hätte die esoterische Zeitreise-Geschichte von mehr Seiten profitiert, damit man die Zusammenhänge besser verstehen kann und damit die plötzlichen Story-Twists und Action-Sequenzen nicht so urplötzlich und abgehackt wirken. Traurig ist, dass dieser Platz eben auch dagewesen wäre, aber der Autor verschwendet ihn lieber für absolut blödsinnige, mit etwas bösen Willen auch sexistische Liebeskabbeleien. In der Rezension des Auftaktbandes (Link) prognostizierte ich bei diesem Young-Adult-Szenario ja noch kommenden Herzschmerz, und diesmal zerfetzt er die Geschichte wie eine Abrissbirne: Mark checkt nix, Adya wird mehr als nur unsensibel geoutet und Polly ist so irrational-hysterisch, dass man Siegmund Freud leise lachen hört... Fazit: Ich bin, das kann man hier zweifelsfrei herauslesen, sehr enttäuscht von diesem Band. Einzig die erneut hübschen Zeichnungen von Ingo Römling retten den „Die Chroniken des Universums #2 Die Zeitesser“ (Link) davor, dass ich ihn als Totalausfall abstempel – Aber insgesamt war das einer der schwächsten Comics, die ich dieses Jahr vom „Splitter Verlag“ (der mir mutigerweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gelesen habe :-(
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