Mittlerweile kommt man selbst hier in der beschaulichen Provinz nicht mehr um Halloween drumherum. Das nervt mich zwar prinzipiell, aber immerhin ist es ein schöner Anlass, um immer mal wieder thematisch passende „Cthulhu“-Gruselabenteuer aus dem Schrank zu holen. Davon hat „Pegasus Press“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) ja mehrere im Portfolio, weshalb man sich bei diesem dritten Band auf das eher schwache „3D“-Wortspiel einließ... Ob die Kurzabenteuer-Sammlung besser ist als der Titel?
Drei ganz unterschiedliche Kurzabenteuer, allesamt irgendwie um den 31. Oktober herum spielend, sind in dem 80 Seiten dicken Band enthalten, welcher in altbewährter Form als schwarz-weiß-graues Softcover präsentiert wird:
- Um Die Rückkehr des Magiers geht es im „klassischten“ der drei Abenteuer, denn hier soll in den 1920ern ein verstorbener Bühnenmagier wiedererweckt werden. Denn falls das irgendwem gelingt, winkt der nicht unerhebliche Erbnachlass. Die Spielenden müssen dafür allerlei Nachforschungen betreiben und sich mit einem Wandelnden Wurm herumschlagen. - Ebenfalls in den 1920er spielt das zweite Abenteuer, welches mit einer schwarzhumorig-eklig-trashigen Atmosphäre aber einen ganz anderen Spielansatz verfolgt. Denn Die Maske der Moochie, ein Flohmarktfund, sorgt für den Übertritt in einer alptraumhafte Parallelwelt. - In der Jetztzeit müssen die Spielenden dagegen Die Rache des Hai-Volkes überleben, denn eine Halloween-Party in einer historischen Festung wird zu einem brutalen Kampf ums Überleben.Also drei ganz verschiedene Abenteuer, die man aber allesamt – wenn man nicht unendlich herumtrödelt – an einem Abend durchspielen kann. Dabei hat mir besonders „Die Rache des Hei-Volkes“ gefallen, da dieses Jetztzeit-Abenteuer (okay, 2007, aber bis auf das Fehlen von Touchscreens auf dem Handy ist das schon Gegenwart) eine gute Mischung aus Grusel und Action bietet. Dabei sind, obwohl man die Geschichte hinterher noch mit ein paar Nachforschungen strecken kann, durchaus frühzeitige Tode zu erwarten – Was aber gar nicht schlimm ist, da es vorgefertigte Charaktere gibt. Ein überraschend ähnliches Spielgefühl gibt es tatsächlich bei „Die Maske der Moochie“, welches zwar offiziell in den 1920ern spielt, welches aber selbst die Möglichkeit einer Jetztzeit-Variation ins Spiel bringt. Die einzigen beiden „echten“ spielerischen Unterschiede sind daher, dass man 1. keine vorgefertigten Charaktere hat, sondern „nur“ eine Richtlinie für die Schnellentwicklung einer passenden Studierendengruppe. Und 2., dass man hier umgekehrt vorgeht, also erst Nachforscht und dann ums Überlegen kämpft. Nichtsdestotrotz beschlich mich bei beiden Abenteuern die Frage, ob das "Cthulhu"-Regelsystem hier die optimale Wahl ist. Denn sowohl das bewusst schwarzhumorige „Die Maske des Moochie“ als auch der Überlebenskampf in „Die Rache des Hei-Volkes“ schreien irgendwie danach, sie mit einem etwas pulpig-actionreicheren System wie „Savage Worlds“ umzusetzen... Aber das ist natürlich nur mein persönlicher Geschmack, echte Fans der reinen W100-Lehre bleiben natürlich beim Original-Regelsystem ;-) Diese werden dann auch zweifelsohne besonders viel Spaß haben bei „Die Rückkehr des Magiers“, welches einen sehr starken Fokus auf Recherche legt. Mich persönlich hat es nicht ganz so angesprochen, dafür hat es die stylischten Handouts aller drei Abenteuer. Was es dagegen nicht hat, und das durchzieht irgendwie den gesamten Band: Einen direkten Bezug zu Halloween. Also klar, irgendwie kommt immer mal der 31. Oktober vor, aber eigentlich könnte das alles auch an jedem anderen Tag im Jahr spielen. Aber dieser kleinkarierte Kritikpunkt soll jetzt niemanden vom Kauf abhalten, denn ich gebe diesem Band ein positives... Fazit: „Cthulhu: Halloween in 3D“ (Link) bietet drei unterhaltsame Kurzabenteuer, welche sich zwar „offiziell“ um den 31. Oktober drehen, aber eigentlich kann man sie problemlos auch an einem anderen Tag spielen :-P