Erst vor wenigen Tagen habe ich sehr begeistert „Batman/Pinguin: Schmerz und Vorurteil“ (Link) rezensiert, welcher sicherlich nicht ganz zufällig im Fahrwasser der großartigen „The Batman“-Kinoverfilmung erschien. Ebenfalls kürzlich erschienen ist – zumindest als Sammelband, denn die drei einzelnen Kapitel wurden schon Ende letzten Jahres veröffentlicht – die „DC Black Label“-Geschichte „Die Maske im Spiegel“. Hier gibt es sogar einen direkten Bezug, denn der Autor Mattson Tomlin hat auch am Drehbuch der Verfilmung mitgearbeitet. Und ein klein wenig merkt man das auch, gerade was die düstere Atmosphäre und den „Realismus“ dieser Batman-Interpretation angeht...
Bruce Wayne a.k.a. Batman ist in dieser Geschichte noch gar nicht so lang der dunkle Ritter von Gotham City, doch sein Wirken zeigt bereits erste Erfolge. Die Kriminalität geht zurück, deshalb lässt ihm die Polizei seine Selbstjustiz auch durchgehen. Doch dann wird er plötzlich zum Mörder! Aber hat Batman wirklich eine Grenze überschritten? Natürlich nicht, aber für die Öffentlichkeit sieht es so aus, weshalb die öffentliche Meinung langsam umschwingt. Was wiederum gut ist für die ehrgeizige Polizistin Blair Wong, der die (sich von Batman bedroht fühlenden) reichen 1% im Nacken sitzen...
Batmans Jagd nach seinem mörderischen Doppelgänger funktioniert in „Die Maske im Spiegel“ überraschend gut. Und das liegt weniger an dem eigentlichen „Kriminalfall“, denn die Ermittlungen an sich stehen sind gar nicht das Herzstück der Geschichte. Vielmehr begeistert der Comic mit der Interaktion von Bruce Wayne und den zwei wirklich starken Nebenfiguren: Auf der einen Seite die Psychologin Dr. Leslie Thompkins, welche seine Identität kennt und ihn mit der Drohung, ihn zu verraten, zu selbstreflektierenden Therapiesitzungen zwingt. Und auf der anderen Seite die junge Ermittlerin Blair Wong, deren biografisches Schlüsselereignis dem von Bruce Wayne gar nicht so unähnlich ist und die daraufhin eine durchaus ambivalente Beziehung zu Batman bzw. Bruce Wayne aufbaut.
Das eigentliche Highlight des 172 Seiten starken Sammelbandes sind aber die hervorragenden Zeichnungen von Andrea Sorrentino, welche von Jordie Bellaire ebenso vor trefflich wie auch zurückhaltend koloriert wurden. Das sieht einfach toll aus und vermittelt eine die düstere Noir-Atmosphäre, welche mich als Leser in die (was den eigentlichen Kriminalfall betrifft) gar nicht mal so komplizierte Geschichte hineingesogen hat. Also wirklich, wirklich prima :-) Persönlich gefreut hat mich zudem, dass „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) diesem Sammelband als günstiges Softcover neu aufgelegt hat, denn der Preisunterschied zum Einzelkauf der drei gerade mal ein halbes Jahr alten Originalbände ist schon beträchtlich.
Fazit: „Batman: Die Maske im Spiegel“ (Link) könnte möglicherweise der beste „Batman“-Comic sein, den ich dieses Jahr gelesen haben werde :-D