Auch wenn er so gesehen eh schon lange keinen Tiefpunkt mehr hatte, erlebt Batman dieser Tage dank der grandiosen „The Batman“-Verfilmung erneut einen popkulturellen Höhenflug. Die Begeisterung für diesen Noir-Thriller (bei dem halt zufällig jemand ein Fledermaus-Kostüm an hat, denn mit klischeehafter Superhelden-Action hat der Film nix zu tun :-)) kommt dabei zweifelsohne auch von der interessanten Darstellung des Antagonisten Oswald Cobblepot a.k.a. Pinguin. Und um genau geht es in dieser düsteren Origin-Story. Oswald Cobblepot, als der Pinguin einer der gefürchtetsten Gangster-Bosse von Gotham City, kann im Handumdrehen dein Leben zerstören. Aber nicht etwa, indem er dich umbringt oder foltert, sondern indem er deine gesamte Familie vernichtet... Aber wie konnte es soweit kommen, dass aus dem zartbesaiteten, zurückhaltenden und zugegebenermaßen entstellten kleinen Jungen ein so rachsüchtiger Psychopath wurde? Genau das erklärt „Schmerz und Vorurteil“ in einer auf zwei Handlungsebenen verlaufenden Geschichte: In der Vergangenheit sehen wir den jungen, von allen gemobbten Oswald, dessen ewig währende Liebe zu seiner Mutter die einzige emotionale Konstante in seinem Leben ist. Bald bemerkt er, dass er viel besser dran ist, wenn er sich all seiner Feinde (damals noch seine niederträchtigen Brüder und sein Stiefvaters) entledigt... In der Gegenwart hat er es damit als Pinguin an die Spitze von Gotham City geschafft. Doch Liebe hat er nicht gefunden, denn mit dem Tod seiner Mutter kommt die emotionale Leere. Da tritt Cassandra in sein Leben, der gegenüber er – seines Aussehens wegen – keine Furcht zeigt, da sie blind ist. Die beiden werden ein Liebespaar, doch ausgerechnet Batman zerstört dieses Glück auf tragische Weise... „Batman/Pinguin: Schmerz und Vorurteil“ zeichnet einen der ikonischtischen DC-Schurken als äußerst ambivalenten Charakter. Einerseits ist er der brutale Gangster-Boss, andererseits ist er ja nur so böse, weil er eine schlimme Kindheit hatte und sich eigentlich nur nach Liebe sehnt – Man kann diese Küchenpsychologie für ziemlich simpel halten, letztlich brachte mir aber noch kein anderer DC-Comic diesen Antagonisten so viel näher. Daher ist dieser Comic-Sammelband, der 124 Seiten beziehungsweise die fünf US-Hefte umfasst, eine schöne Ergänzung für alle „The Batman“-Fans, die noch ein wenig mehr vom Pinguin erfahren wollen. Dazu sieht der ganze Band auch noch sehr schön und vor allem atmosphärisch-düster aus, sodass man die 15 € ruhig mal investieren kann, die der „Panini Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) verlangt. Fazit: „Batman/Pinguin: Schmerz und Vorurteil“ (Link) ist zwar keine tiefgehende Psychoanalyse von Oswald Cobblepot, als interessant zu lesende und atmosphärisch gezeichnete Küchenpsychologie funktioniert der Comic-Sammelband aber wunderbar.
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