Ich bin ja ein großer Freund der Science-Fiction, daher können mich viele Genre-Vertreter aus dem „Splitter Verlag“ sehr oft erfreuen. Zugegebenermaßen mag ich da die knalligen Weltraumschlachten besonders gern (weswegen ich auch „Conquest“ (Link) für eine der besten Comic-Serien des Verlags halte :-)), aber manchmal können mich auch ebenso sehr ruhige, nachdenkliche Geschichten begeistern. Und genau solch eine ruhige Geschichte – bei der man über viele Seiten überhaupt nicht bemerkt, um welches Genre es sich hier eigentlich handelt – erzählt der One-Shot „Der Mann, der die Welt erfand“. Die Erde ist mal wieder in einen Weltraumkrieg verstrickt, der dummerweise überhaupt nicht gut für sie verläuft. Aber bei all dem Schlachtengetümmel haben die heldenhaften Männer und Frauen auch mal eine kleine Auszeit verdient. So auch die Armee-Programmiererin Charlene Barrymore, welche auf einer paradiesischen Atlantikinsel ausspannen soll. Durch Zufall lernt sie ihren Nachbarn kennen, den ebenfalls im Urlaub befindlichen Raumflug-Navigator John Bowmann. Und dieser ist sehr angetan von der menschlichen Gesellschaft, ist Charlene doch eine willkommene Abwechslung von seinen Androiden-Hauspersonal, seinen Armee-Verpflichtungen und auch seinen schrecklichen Alpträumen. Letztere suchen ihn heim, nachdem er als einziger Überlebender von einer fehlgeschlagenen Weltraummission zurückgekehrte... Jedenfalls freunden sie sich an, letztlich mündet es sogar in eine kleine Liebelei, und so entschließen sich beide schließlich dazu das für sie vom Militär bereitgestellte Feriendomizil (welches sich eher wie ein Gefängnis anfühlt) heimlich zu verlassen, um die zivile Welt zu erkunden. Doch so einfach entkommt man den Streitkräften nicht, denn John hat ein Geheimnis, dank welchem der verloren geglaubte Krieg doch noch gewonnen werden könnte... Lange hat mich „Der Mann, der die Welt erfand“ im Dunkeln darüber gelassen, was er eigentlich sein will. Hat das hier wirklich mit Science-Fiction zu tun, wenn man mal davon absieht, dass sehr spärlich ein Raumschiff durchs Bild fliegt? Aber tatsächlich ist das ein geschickter Schachzug des Szenaristen Rodolphe, denn so lernt man die beiden ProtagonistInnen tatsächlich kennen. Klar, es handelt sich hier immer noch um einen Comic von gerade mal 80 Seiten, da wird nicht jedes Kindheitstrauma ausgebreitet, aber als LeserIn versteht man ihre Beweggründe zur „Flucht“. Auch die aufkeimende Liebesgeschichte ist nachvollziehbar, sodass im Verlauf der Handlung auftretende Plot-Twists tatsächlich die überraschende und/oder emotionale Wirkung entfalten, die Rodolphe beabsichtigt hat – Der erste Überraschungsmoment, so ziemlich ganz genau in der Mitte des Comics, ist ein wirklicher „WTF?“-Moment. Gut gemacht :-D Aber in dieser Comic überrascht nicht nur, er regt auch zu allerlei Gedankenspielen an. Nimmt man dann noch die hübschen Zeichnungen von Bertrand Machal hinzu (auch wenn er Charlene unnötig oft nackt zeichnet), dann versteht man sofort, warum der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) diesen wirklich feinen One-Shot ins Programm genommen hat. SciFi-Fans werden die 19,80 € wirklich nicht bereuen :-) Fazit: „Der Mann, der die Welt erfand“ (Link) ist ein überraschend langsamer, aber dafür umso kraftvollerer SciFi-Comic. Empfehlenswert!
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