Einer der großen Szene-Aufreger (ob im positiven oder negativen Sinn, kann man für sich selbst entscheiden :-P) des letzten Jahres war ja die Ankündigung (Link) von „Wizards of the Coast“, ihr beliebtes Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ von nun an selbst im deutschsprachigen Raum zu publizieren. Damit war der Weg frei für das von vielen D&D-Fans heiß erwartete „Basisset“, welches fortan die Nachfolge des von „Ulisses Spiele“ publizierten und von mir sehr wohlwollend rezensierten „Starterset“ (Link) antreten würde. Die Erwartungen der Szene waren also hoch, mal schauen ob sie auch gerechtfertigt waren... Das „Basisset“ kommt in einer stabilen Pappschachtel und ist randvoll gefüllt mit allem, was man für die ersten Schritte in „Dungeons & Dragons“ benötigt: Ein Regelbuch mit 76 Seiten, eine Abenteuersammlung mit 84 Seiten, ein kleiner Papp-Spielleitungsschirm, ein 11-teiliges Würfelset, eine doppelseitige Karte, sechs Blanko-Charakterbögen sowie 81 Karten nebst Aufbewahrungsbox. Also wirklich eine ganze Menge Inhalt, gerade für den Kampfpreis von 19,99 € – Da will wohl jemand mit aller Macht den deutschsprachigen Markt erobert ;-) Na mal schauen, ob das mit dem „Basisset“ wirklich klappt... Tatsächlich hat mich das Regelbuch zu Beginn ein wenig ernüchtert. Das enthält zwar alles, was man benötigt (Charaktererschaffung, Spielregeln, Ausrüstung & Zauber), die Präsentation ist aber eher trostlos: Man bekommt hier sehr viel Text mit wenig optischen Auflockerungen in Form von Zeichnungen oder anderen grafischen Elementen. Klar, „Dungeons & Dragons“ hat viele Regeln, Charaktermöglichkeiten, Monster & Zauber (nicht umsonst kamen zum Release gleich drei dicke Hardcover-Bücher raus ;-)), von denen man zumindest einen Teil hier unterbringen muss, aber ein etwas aufgelockerteres Layout mit weniger Textwüste wäre schon schön gewesen. Aber davon mal abgesehen, Spaß haben kann man hier trotzdem: Erst bastelt man sich seinen Charakter aus vier Völkern (Elfen, Halblinge, Menschen & Zwerge) und einer der fünf Klassen (Barde, Kämpfer, Kleriker, Magier, Schurke), dann legt man die Attributswerte für Stärke, Geschicklichkeit, Konstitution, Intelligenz, Weisheit und Charisma fest, anschließend personalisiert man seinen Charakter (neben Aussehen etc. auch mit einem von fünf Hintergründen und einer von neun Gesinnungen) und gibt ihm Ausrüstung. Und dann kann man auch schon ab ins Abenteuer starten. „Der Drache vom Eisnadelgipfel“ heißt dieses Abenteuer, welches eher eine kleine Kampagne bestehend aus zahlreichen Kurzabenteuern rund um das kleine Bergbau-Dörfchen Phandalin ist. Dort erhalten die SpielerInnen insgesamt neun Aufträge, durch welche sie immer mehr Erfahrung sammeln und in ihrer Stufe aufsteigen. Dabei werden die einzelnen Abenteuer immer komplexer: Muss man anfangs nur ein wenig durch die Gegend reisen, um irgendjemanden zu besuchen, zu eskortieren oder zu versorgen, geht es mit der Zeit hinab in immer komplexere Dungeons. Beispielsweise jagt man einen Mimik durch eine Gnomenfestung oder untersucht ein zwar verfallenes, aber noch immer magisches Anwesen. Umherziehende Monster, besonders Orks, sind dabei ebenso eine ständige Bedrohung wie der weiße Drache Cryovain, welcher sozusagen den Endgegner darstellt. Die einzelnen Kurzabenteuer sind dabei ausreichend detailliert ausgearbeitet, sodass auch Spielleitungsneulinge hier mit wenig Vorbereitung leiten können. Ein Pluspunkt der Kampagne ist zudem, dass es noch ein paar „Bonusorte“ gibt, welche nicht im direkten Zusammenhang mit den einzelnen Abenteuern stehen und sozusagen auf „Eigeninitiative“ der SpielerInnen entdeckt werden können. Schön wären allerdings größere Battlemaps gewesen, die man sich vielleicht einfach rauskopieren kann, um dann mit Miniaturen zu spielen. Insgesamt gefällt mir das „Basisset“ sehr gut, gerade wenn man einen Blick auf das Preis-/Leistungsverhältnis wirft. Hier ist alles enthalten, was interessierte D&D-Neulinge für mehrere Spieleabende benötigen. Dabei ist das Adjektiv „interessiert“ allerdings besonders wichtig, denn gerade die textlastige Präsentation des Regelbuches (mit dem man sich zwingend auseinandersetzen muss, da es keine vorgefertigten Charaktere gibt) könnte eventuell die Einstiegshürde erhöhen (denn sind wir ehrlich, wir sind – entgegen dem Klischee – nicht alle verkopfte Nerd-StudentInnen :-P). Ist man dann aber erst einmal drin in der Materie, macht „Dungeons & Dragons“ viel Freude; gerade auch, weil die Regeln (im Prinzip W20 + Modifikator, manchmal mit Vor- & Nachteil sowie Fertigkeiten) prinzipiell nicht übermäßig kompliziert sind. Wer sich etwas tiefer in das Set hineinarbeitet, also vermutlich mindestens die Spielleitung, wird jedoch auf den einen oder anderen Fehler stoßen (beispielsweise werden Überlandentfernungen manchmal in Meilen, manchmal in Kilometern angegeben). Das ist deshalb ärgerlich, weil ja „Wizards of the Coast“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) extra betonte, dass man Tippfehler & Übersetzungsprobleme korrigieren wird. Als Spielleitung muss man zudem manche Abenteuer, und da braucht man dann vielleicht doch etwas Erfahrung, für die SpielerInnen-Anzahl anpassen: Auf der Packung steht 2 – 6, aber gerade zu zweit oder dritt (also nur ein bis zwei AbenteurerInnen) sind die Monster, auch wenn es Regeln für NSCs/Sidekicks gibt, etwas happig... Fazit: Zusammenfassend kann man zweifelsohne resümieren, dass das „Dungeons & Dragons: Basisset“ (Link) nicht perfekt ist. Macht es trotzdem Spaß? Definitiv, wenn alle SpielerInnen und die Spielleitung bereit sind, sich darauf einzulassen. Also probiert es ruhig mal aus, gerade für den Kampfpreis kann man da eigentlich nichts falsch machen :-)