Herman Melville, ist ja besonders bekannt für seinen Literatur-Klassiker „Moby Dick“, er hat aber auch noch andere Werke verfasst. Beispielsweise die Erzählung „Bartleby, der Schreiber“, in welcher ein wortkarger Einzelgänger mit den (im englischen Original) Worten „I would prefer not to“ seinen Arbeitgeber in die Verzweiflung stürzt. Ein schwieriger Stoff, über dessen Interpretation man lange nachsinnen kann. Und damit auch eine perfekt in das Portfolio des „Splitter Verlags“ passende Comic-Adaption :-) Der Protagonist dieser Geschichte ist überraschenderweise nicht Bartleby selbst, sondern ein erfolgreicher Notar. Und dieser ist so erfolgreich, dass ihm seine bisherigen Schreibkräfte nicht genügen, weswegen er den stillen, aber fleißigen Bartleby einstellt. Doch dieser offenbart rasch seinen Unwillen, sich in den Arbeitsalltag zu integrieren: Egal was sein Chef ihm aufträgt, er lehnt jegliche Arbeit, die über das stumpfe Kopieren von Texten hinausgeht, mit den Worten „Ich möchte lieber nicht“ ab. Mehr noch, er lehnt es sogar ab, heimzugehen oder sich anderweitig zu vergnügen, denn er hat sein komplettes Leben auf dieses Notarbüro ausgerichtet. Und er lässt sich davon überhaupt nicht abbringen, egal wie sehr der Notar oder seine Kollegen drohen, beschwichtigen oder auch locken... Überraschenderweise fügt sich der Notar rasch dieser Hilflosigkeit, doch als Bartleby dann auch noch das Arbeiten komplett einstellt und trotzdem nicht aus dem Büro verschwindet, sieht er sich gezwungen sein Notarbüro dichtzumachen und mitsamt der Belegschaft umzuziehen. Bartleby bleibt in den leeren Räumen zurück und will auch nicht weichen, als neue Mieter einziehen. Wieder kann der hinzugerufene Notar ihm nicht zum Gehen bewegen, weswegen Bartleby letztlich von der Polizei abgeholt und ins Gefängnis gesteckt wird... Ein letztes Mal versucht der Notar ihn zu Retten, doch Bartleby sagt zum Leben an sich „Ich möchte lieber nicht“ und verstirbt. Was für eine ziemlich traurige Geschichte, die man auf zahllose Weisen interpretieren kann (als Einstieg empfehle ich Wikipedia (Link) :-)). Tatsächlich erleichtert der Autor & Zeichner José-Luis Munuera den Lesenden diese Arbeit jedoch, indem er den Philosophen Henry David Thoreau bereits zu Beginn über zivilen Ungehorsam und das Verhältnis von Staat und Gewissen sprechen lässt (auch hier empfehle ich Wikipedia (Link) – Nichtsdestotrotz seid euch immer gewahr, dass Wikipedia eine problematische Quelle (Link zu einer spannenden Podcast-Folge) sein kann :-P). Trotzdem ist das natürlich schwere Kost, die man nicht einfach mal so in einer halben Stunde knackig wegliest – Über diesen Stoff muss man in Ruhe nachdenken! Immerhin, wenn man eh gerade am Nachtdenken ist, kann man auch gleich noch die wirklich schönen, atmosphärischen Zeichnungen anschauen ;-) Eine tolle Comic-Adaption, ganz ohne Frage, die der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) hier in sein Programm aufgenommen hat. 18 € für 72 Seiten gehen da in Ordnung, denn dieser Comic macht im Regal wirklich was her :-D Fazit: „Bartleby, der Schreiber“ (Link) ist schwere Kost, die aber wunderhübsch präsentiert wird!
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