Nun ist es ja kein großes Geheimnis, dass ich Superhelden-Crossovern eher skeptisch gegenüberstehe. Und damit meine ich noch nicht einmal unbedingt die Vermischung von zwei verschiedener Franchisen (bei „Doomsday Clock“ kam ich über die Hälfte nicht hinaus...), sondern bereits die Überflutung mancher Comics mit Dutzenden SuperheldInnen & -schurkInnen des gleichen Verlags. Vielleicht erinnern sich ja noch einige Blog-LeserInnen, dass mir diese Superhelden-Inflation beispielsweise letztens bei „DC-Horror: Der Zombie-Planet“ (Link) viel Lesefreude nahm. Aber sei es drum, jetzt halte ich hier halt „Black Hammer / Justice League: Hammer der Gerechtigkeit!“, in welchem DIE großartigste Genre-Dekonstruktion des letztens Jahrzehnts auf DIE bekannteste Gerechtigkeitsliga traf. Und da sich dafür auch noch Jeff Lemire verantwortlich zeigte, auf den ich ja große Stücke halte (auch wenn er sich manchmal in seiner Kreativität vergallopiert), hab ich mir dieses Comic-Crossover dann doch mal angeschaut... Eine einsame Farm im Nirgendwo, in der ehemalige SuperheldInnen vor langer Zeit gestrandet sind, das klingt doch irgendwie bekannt ;-) Die Figuren aus „Black Hammer“ (Link), der genialen Genre-Dekonstruktion des umtriebigen Autors Jeff Lemire, sind ja mitunter sehr offensichtlich an ihre berühmten Vorbilder angelehnt. Deshalb ist es umso interessanter zu sehen, wie eben genau diese Vorbilder nun in der gleichen Situation agieren. Denn hier ist irgendetwas seltsames passiert: Die Kernmitglieder der Justice League, also Batman, Wonder Woman, Cyborg, Flash und natürlich Superman, sind in der „Black Hammer“-Paralleldimension gestrandet, während ihre „Black Hammer“-Gegenstücke nun die Welt der DC-Comics unsicher machen. Das führt anfangs natürlich zu einem starken Misstrauen ihnen gegenüber durch die verbleibenden Mitglieder der Justice League, aber letztlich rauft man sich für das Wohl aller zusammen, um den Status Quo wiederherzustellen. Was jetzt kein Spoiler ist, spielt dieses Crossover doch noch relativ am Beginn der „Black Hammer“-Saga, also dort noch nicht alles eskaliert ist ;-) Gefallen hat mir hier besonders das Zusammentreffen der unterschiedlichen Figuren. Andere Superhelden-Teams würden sich zweifelsohne erst einmal ordentlich aufs Maul hauen, Jeff Lemire beweist jedoch sein schreiberisches Können und sorgt mit einer genial witzigen Verhörszene für eine Annäherung der beiden Welten. Sicherlich ist er trotzdem ein wenig gefangen im bereits etablierten DC-Universum, denn die Ursache des Weltentausches ist schon arg enttäuschend, aber die moralischen Implikationen der Problemlösung sind dann doch weit komplexer, als man es von den meisten „normalen“ Superhelden-Comics erwarten würde. Schön ist, dass „Black Hammer / Justice League: Hammer der Gerechtigkeit!“ sich nicht nur erzählerisch, sondern auch optisch hervorragend in das „Black Hammer“-Universum einfügt. Und damit meine ich einerseits die etwas grobschlächtigen, entsättigt kolorierten Zeichnungen, aber auch andererseits die begrüßenswerte Entscheidung von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), das „Black Hammer“-Hardcoverformat des „Splitter Verlags“ beizubehalten :-) Fans der „Black Hammer“-Comics dürfen hier auf jeden Fall zuschlagen, 20 € für 172 Seiten im Hardcover gehen da voll in Ordnung. Aber auch LeserInnen von DC-Comics, beispielsweise eben der Justice League, können hier gern mal einen Blick reinwagen. Denn die Zugangsschwelle ist verhältnismäßig niedrig, da die Geschichte an einem noch sehr „übersichtlichen“ Zeitpunkt startet (gegen Ende hin wird die Reihe ja sehr meta, aber deswegen ist sie ja auch so genial ;-)). Eine Kenntnis der Vorlage birgt jedoch den Vorteil, dass man sich an einen Insider-Witzen erfreuen kann; aber wie gesagt, ohne Vorkenntnis geht es auch! Fazit: Für ein Crossover von zwei so verschiedenen Comic-Welten und Tonalitäten gelingt es „Black Hammer / Justice League: Hammer der Gerechtigkeit!“ (Link) überraschend gut, mich zu begeistern :-D
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