Batman macht die Welt oder wenigstens Gotham zu einem besseren Ort, oder? Vielleicht auch nicht, denn in der neuen Geschichte von „DC Black Label“ (dem „erwachsenen“ Imprint, welches altbekannte HeldInnen und SchurkInnen abseits des etablierten Comic-Kanons zeigt) steckt der dunkle Fledermaus-Ritter im Gefängnis, während sein größter Feind Joker gestorben ist. Und zack, schon ist Gotham um einiges lebenswerter... Doch diese neue Zeit der Glückseligkeit wird gestört, als ein Serienmörder sich die alternden Filmstars der Stadt vorknöpft und sie im „Joker-Style“ ermordet. Helfen soll daher die ehemalige Psychiaterin Harleen Quinzel, welche durch ihre aberkannte Approbation und durch die Überforderung als alleinerziehende Mutter ein wenig ziellos durchs Leben gleitet. Dass ihre beiden Zwillingskinder dann auch noch vom Joker sind und sie das schwere Stigma als dessen Gehilfin Harley Quinn mit sich herumschleppt, macht die Sache also nicht besser... Ausgerechnet der inhaftierte Batman rät ihr aber zur Mitarbeit bei der Mordermittlung, sodass sie alsbald ihre psychologischen und auch kämpferischen Fähigkeiten hervorkramen muss ;-) Ihre PolizeikollegInnen sind davon zwar nicht begeistert (außer ihr fanatischer Fan und nun Kollege Dr. Quimby), aber da die Mordserie immer weiter voranschreitet, ist man einfach auf Harleen/Harley angeweisen... „Batman: Der weiße Ritter: Harley Quinn“ ist ein weiterer Band im sogenannten Murphyverse, benannt nach dem Autor Sean Murphy. Der macht aus dieser Geschichte diesmal eine Teamarbeit, hat er für das Skript noch seine Ehefrau Katana Collins und für die Zeichnungen Matteo Scalera hinzugezogen. Und das Konzept geht auf, auch wenn mal als Murphyverse-NeuleserIn erst einmal kurz durchschnaufen muss, weil die Ausgangslage so weit weg von der altbekannten „Batman ist der Antiheld und Harley Quinn ist seine überdreht-chaotische Feindin“-Figurenkonstellation. Stattdessen wird uns Harleen präsentiert als überforderte, arg zurückgenommene Mutter, die ihren beiden Hyänen scheinbar näher steht als ihren Zwillingen. Und die zu allem Überfluss Batman auf eine emotional ähnliche Stufe stellt wie den Joker, für dessen Wahnsinnigwerdung sie sich selbst die Schuld gibt. Trotz dieser veränderten Ausgangslage findet man sich als LeserIn jedoch rasch hinein in die Geschichte, welche die mitunter dialoglastige Mordermittlung mit allerlei emotionalen Rückblicken garniert. Dabei geht dann zwar manchmal etwas Tempo verloren, dafür entwickelt man aber ein echtes Interesse an der Geschichte (selbst wenn sie schon sehr früh offenbart, wer hinter den Morden steckt) und auch an der Protagonistin. Gerade ihr innerer Kampf mit ihrer Vergangenheit, aber auch ihrer alleinerziehenden Gegenwart, wirkt durchaus glaubwürdig. Etwas schade ist lediglich, dass die Nebenfiguren bis auf ganz wenige Ausnahmen zu bloßen StichwortgeberInnen verkommen, die halt ab und an mal einen Hinweis liefern, damit die Polizei nicht zu lang im Dunkeln tappt ;-) Zeichnerisch gefällt mir dieser sieben Kapitel bzw. US-Einzelhelfte umfassende Sammelband (von denen sechs die eigentliche Geschichte sind und einer ein Bonus, der die Beziehung zwischen Harley und Batman vertieft) sehr gut, auch wenn Fans der vorherigen Murphyverse-Bände wohl lieber gesehen hätten, dass der Autor wieder selbst zeichnet. Auch die Druckqualität von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) geht wieder in Ordnung, sodass man für 164 Seiten gern auch die 19 € für das Softcover oder 29 € für das auf 555 Exemplare limitierte Hardcover (Link) zahlen kann, wenn man sich für einen ganz und gar anderen Blickwinkel auf Harley Quinn interessiert. Fazit: Ein grundsolider Kriminalfall trifft auf eine spannende Neuinterpretation der wohl beliebtesten DC-Schurkin. „Batman: Der weiße Ritter: Harley Quinn“ (Link) ist ein wirklich toller Vertreter des „DC Black Label“-Imprints.
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