Urban Fantasy ist ja noch immer eines der beliebtesten Fantasy-Untergenres, weswegen sich meine dies thematisierende Podcastfolge (Link) auch Monate nach der Veröffentlichung noch großer Beliebtheit erfreut :-) Denn klar, es kann schon sehr unterhaltsam sein, wenn Hexen und andere magisch begabte Wesen in der urbanen Gegenwart ihre tödlichen Zauberduelle austragen – Und wenn das dann auch noch richtig hübsch aussieht, dann haben wir hier vielleicht einen echten Geheimtipp? Die junge PoC-Frau Alison Walker steht kurz vor ihre Durchbruch als Künstlerin, da eine renommierte Galerie ihre Werke ausstellen will. Diese werden von der Kunstkritik gefeiert, vermischen sie doch das realweltliche New York mit übernatürlichen Elementen. Was niemand weiß: Neudeutsch würde man hier von #OwnVoice-Kunst sprechen, denn Alison entstammt einer Hexenfamilie, welche tief unter der Metropole in „Under York“ gemeinsam mit vier anderen Magiedynastien lebt. Das ist natürlich geheim, aber einige Hexen und Hexer mischen sich gegen Bezahlung auch gern mal in die Oberwelt ein... Während der Eröffnung der Kunstausstellung, bei der auch der charmante Bürgermeisterkandidat Stenford zugegen ist, kommt es dann jedoch zu einer magischen Attacke – Sodass Alison nichts anderes übrig bleibt, als sich mit ihrer Familientradition zu versöhnen... Der erste Band der „Die Chroniken von Under York“-Trilogie brauchte, obschon er inklusive Bonusmaterial nur 80 Seiten dünn ist, überraschend lange um mich zu packen. Denn der franko-belgische Autor Sylvain Runberg leistet sich hier einen grandiosen Fehlstart, da er die Geschichte mit einem langen und wenig aufrüttelnden Tagebucheintrag beginnt und es dann obendrauf noch schafft, die Protagonistin Alison zur Einführung maximal unsympathisch darzustellen... Es hat dann einige Dutzend Seiten gebraucht, bis ich mich wieder so auf die Geschichte einlassen konnte, dass ich wirklich Spaß daran hatte. Aber dann, und das muss ich Runberg zugestehen, hat er es doch noch geschafft: Die typischen Elemente des Urban Fantasy-Genres funktionieren ja doch irgendwie immer (also Magie an einem urbanen, realweltlichen Schauplatz) und irgendwann erschließt sich (ironischerweise erneut durch lange Tagebucheinträge) dann doch dieses faszinierende Setting, in dem es mehr Verbindungen aus Ober- & Unterwelt gibt, als man anfangs denkt. Nichtsdestotrotz bleiben die handelnden Figuren bisher aber ziemlich flach, da sollte Runberg noch eine ganze Schippe an Komplexität drauflegen ;-) Jetzt habe ich im vorherigen Abschnitt doch etwas mehr gemeckert, als es die Geschichte verdient hätte, und die geneigten LeserInnen werden sich vielleicht fragen, wie ich denn durch dieses erzählerische Tief zu Beginn durchgekommen bin und mich zum Weiterlesen motivieren konnte. Und das liegt ganz eindeutig an der italienischen Illustratorin Mirko Andolfo, die hier wirklich herausragende Zeichnungen präsentiert. Egal ob bildgewaltig gezaubert wird oder ob Alison einfach im Schlabberlook (oder auch mal im sexy „Kleinen Schwarzen“) durch die oft dynamisch angeordneten Panels läuft, das ist ein echter Augenschmauß! Allein dafür lohnt es sich schon, als Genre-Fan mal die 17 € zu investieren, welche der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das wie immer qualitativ hochwertig gedruckte Hardcover haben möchte. Fazit: „Die Chroniken von Under York #1 Der Fluch“ (Link) bereitet Genre-Fans viel Freude, braucht am Anfang aber zu lange um richtig in Fahrt zu kommen. Nichtsdestotrotz lohnt sich der Comic allein schon wegen der tollen Zeichnungen!
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