Die Netflix-Serie „Sweet Tooth“, basierend auf den Comics des genialen Autors & Zeichners Jeff Lemire, gehörte für mich zu den bisherigen Streaming-Highlights des Jahres. Wie schön, dass es zeitlich fast parallel auch ein neues Comic-SpinOff gibt, welches die eigentlich 2013 abgeschlossene Reihe fortsetzt. Aber ist dieses SpinOff jetzt nur für die schnelle Mark gemacht, um im Zuge der Netflix-Adaption noch ein Bisschen mehr Euro/Dollar aus den „Sweet Tooth“-Fans herauszupressen? Die Ausgangslage des SpinOffs wirkt schon mal sehr vertraut: Die Menschheit wird durch ein Virus dezimiert, die Tier-Mensch-Mischwesen sollen daran die Schuld tragen. Gus, ein junger Hirsch-Hybrid, lebt in einer kleinen Waldhütte und versteckt sich mit seinem Vater vor dem Rest der Welt... Alles altbekannt, nur mit dem Unterschied, dass diese Geschichte 300 Jahre in der Zukunft spielt, dass die kleine Waldhütte tief unter der Erde steht und dass sein „Vater“ von zwei Nannys und allerlei Roboterdrohnen unterstützt wird. Hier geht es also nicht mit rechten Dingen zu, denn Gus's Vater ist nicht der, der er zu sein vorgibt. Und deshalb fasst der pubertäre Hirsch-Hybrid den Entschluss zur Flucht – Die letztlich richtige Entscheidung, die alle Geschehnisse ins Rollen bringt, denn sein Ausbruch beeinflusst das Schicksal aller restlichen Menschen und aller Hybride... Um gleich mal den Elefant im Raum anzusprechen, und damit meine ich nicht die Nebenfigur Earl ;-) Nein, „Die Rückkehr“ ist kein seelenloses SpinOff, dass Jeff Lemire nur geschrieben hat, um noch ein paar Dollar mehr zu verdienen. Oder falls doch, dann merkt man davon zumindest nichts, denn die von ihm routiniert gezeichnete Geschichte ist eine durchaus nachvollziehbare Fortsetzung beziehungsweise Ergänzung zur bisherigen „Sweet Tooth“-Reihe. Aber hätte es das wirklich gebraucht? Vermutlich nicht, denn hier passiert nichts, was nicht irgendwie schon in der Hauptreihe so oder so ähnlich thematisiert wurde. Aber trotzdem ist die Geschichte gefällig und durchaus spannend, auch Gus gibt wieder einen interessanten Protagonisten hab – Wobei der spannendste Aspekt an ihm natürlich die Frage ist, wie er sich 300 Jahre lang seine Jugend erhalten konnte ;-) Für eine tiefgreifende Charakterzeichnung, egal ob von ihm, den relevanten Nebenfiguren oder auch dem väterlichen Antagonisten, sind sechs US-Einzelhefte (bzw. der sechs Kapitel dieses Sammelbandes) dann halt doch zu knapp bemessen. Aber trotz alledem, auf 156 Seiten wird man hier gut unterhalten, sodass die Fans der Netflix-Serie und natürlich die KennerInnen der Original-Reihe hier gern die 18 € investieren können, welche „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) haben möchte. Fazit: Zugegeben, das SpinOff „Sweet Tooth: Die Rückkehr“ (Link) ist nicht so ein Meisterwerk wie die Original-Reihe, aber gut unterhalten wurde ich trotzdem :-)
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