Die Arbeitswelt ist in einem ständigen Wandel. Heutzutage ersetzen Roboter die FließbandarbeiterInnen und Computer-Algorythmen arbeiten effizienter als jeder Mensch. Dieser Wandel ist nicht neu, beispielsweise wurden vor knapp 150 Jahren die Cowboys durch den Stacheldraht ersetzt. Und damit ging dann auch langsam der „klassische“ Wilde Westen vorbei – Das muss in „Ghost Kid“ auch der alte Cowboy Ambrosius Morgan einsehen, der in diesem Spätwestern (einem Unter-Genre, welches besonders pessimistisch auf das Ende dieser Äre blickt) zu einem letzten Abenteuer aufbricht... Ambrosius „Old Spur“ Morgan ist ein in die Jahre gekommener Cowboy der ganz alten Schule, der sich mit dem Niedergang seines Berufsstandes noch nicht richtig abfinden konnte. Aber für Jammern ist keine Zeit, denn im tiefsten Wunder 1896 nimmt sein Leben noch einmal eine radikale Wendung: Er erfährt, dass er eine Tochter hat, deren Existenz ihm nur seit 21 Jahren verschwiegen wurde. Aber jetzt, wo sie plötzlich verschwand, ist er dann doch gut genug um von ihr zu erfahren... Also sattelt Morgen ein letztes Mal sein Pferd, um ebenfalls ein letztes Mal durch den Wilden Westen in Richtung Süden zu reisen – Wobei nein, das ist gar nicht ganz richtig, denn er sattelt dann noch ein Pferd. Denn seines geht ihm verloren und so muss er sich ein neues fangen und abrichten. Was sich überaus schwierig gestaltet, ist er doch alleine in der Prärie gestrandet, am Ende seiner Kräfte. Aber plötzlich taucht ein geheimnisvolles Kind auf – Und weil Morgan nicht weiß, ob er sich das nur einbildet, nennt er e Ghost Kid... Im Prinzip erzählt „Ghost Kid“ eine überaus simple Geschichte: Der gealterte Protagonist entdeckt einen Silberstreif am Horizont und bricht deshalb radikal mit seinem bisherigen Leben – Was beinhaltet, dass er gern mal ein paar Kugeln durch die Gegend jagt ;-) Seine Entdeckung und quasi Adaption des Ghost Kids bietet ihm dann die Gelegenheit, quasi im Schnellverfahren sein Erleben als Vater nachzuholen, da er diese Rolle für seine ihm unbekannte Tochter ja nie ausfüllen konnte. Dabei fungiert diese als eine Art McGuffin; oder etwas treffender ausgedrückt als die berühmte Karotte, die man direkt vor die Nase des alten Klappergauls hält, damit er sich in Bewegung setzt... Das ist eigentlich recht ermüdend, weil sich das Konzept „Ihre Tochter? Ja, die war da, aber jetzt ist sie woanders!“ rasch wiederholt. Aber „Ghost Kid“ macht trotzdem unglaublich viel Freude, denn der Zeichner & Autor Tiburce Oger setzt seine Geschichte beeindruckend in Szene. Sicherlich muss man sich erst kurz daran gewöhnen, dass manche actionreiche Szenen durch seine atmosphärisch kolorierten Illustrationen „chaotisch“ wirken, aber irgendwann findet man damit als LeserIn genau so seinen Frieden, wie es Morgan mit seinem Schicksal als Adoptivvater von Ghost Kid findet :-) Ein ganz und gar feiner Comic also, denn der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) hier in einer prächtigen Art und Weise (das 80 Seiten starke Hardcover hat eine Goldprägung! publiziert hat. Fans des Spät-Western-Untergenres werden hier definitiv auf ihre Kosten kommen! Fazit: Ich glaube ich hatte noch nie einen Spät-Western-Comic in der Hand, der sich so sehr nach dem Spät-Western-Untergenre angefühlt hat :-D Beeindruckend, daher gibt von mir für „Ghost Kid“ (Link) eine Empfehlung!
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