Rätsel- & Escape-Spiele sind auch viele Jahre nach ihrem Durchbruch im Massenmarkt der „Mainstream-Gesellschaftsspiele“ (besonders, aber nicht nur, dank der EXIT-Serie (Link)) ein vielfach beliebtes Nischengenre. Jedes Jahr beglücken uns zahllose Verlage, selbst wenn sie normalerweise nichts mit Brettspielen am Hut haben, mit immer neuen Produkten (vom Spielbuch bis hin zum Adventskalender). Auch der „Moses Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) mischt in diesem Segment mit, wobei sein neuesten Werk „Der perfekte Plan“ das Escape-Konzept umdreht: Man soll nicht irgendwo raus, sondern irgendwo rein! Ein lang verschollenes Monet-Gemälde ist wieder aufgetaucht und wird nun in einem Berliner Kunstmuseum ausgestellt. Ein Team aus Profi-Kriminellen (also die Spielenden) soll es nun innerhalb von fünf Werktagen stehlen – Und zwar idealerweise so, dass es niemand mitbekommt ;-) Ein unmöglicher Auftrag, oder? Besonders deshalb, weil der Gangster-Boss ziemlich knausrig ist und lediglich 2.000 Euro für Arbeitsmaterial, Bestechungen, falsche Identitäten etc. zur Verfügung stellt... Ziel ist es, am Ende den perfekten Plan auszuarbeiten und dafür folgende vier Fragen zu beantworten:
- Wie gelangt man ins Gebäude? - An welchem Tag soll der Einbruch stattfinden? - Wo befindet sich das Gemälde? - Wie gelingt euch die Flucht?
„Der perfekte Plan“, daherkommend in einer kleinen, aber ziemlich stylisch desingten Box mit 47 Spielkarten, 40 (natürlich unechten :-P) 50-Euro-Scheinen sowie etwas „Kleinkram“ (z.B. Museumspläne), spielt sich prinzipiell wie ein klassisches Solo-Spielbuch – Nur ohne Buch ;-) Nahezu jede Spielkarte bietet am Ende neue Entscheidungsmöglichkeiten, welche auf weitere Karten verweisen. Beispielsweise könnte man bei der Recherche den Museums-Architekten bestechen, um an die Baupläne zu kommen (gehe zu bzw. erhalte die Karten 34 + 35), oder man füllt ihn mit Alkohol ab (gehe zu Karte 24). Dabei wird man allerdings durch das knappe Budget eingeschränkt, denn nahezu jede Aktion kostet Geld. Um beim oben genannten Beispiel zu bleiben, die Bestechung etwa 150 € (also der sichere Erfolg) und das Abfüllen 50 €. Außerdem muss man möglichst umsichtig agieren, denn jede „verdächtige“ Aktion (etwa jemanden zu offensichtlich ausfragen) weckt das Interesse der Polizei. Eine Fortschrittsleiste stellt dabei dar, ob sie den Spielenden bereits auf der Spur ist. Regeltechnisch ist dieses Escape-Spiel also sehr einfach, das hat man ungelogen nach 2 Minuten verstanden. Und dann geht es auch schon los mit den Einbruchsvorbereitungen, welche insgesamt um die 90 Minuten in Anspruch nehmen. Dabei glänzt „Der perfekte Plan“ mit einer interessanten Geschichte, die man bei der Recherche quasi nebenbei erzählt bekommt, denn tatsächlich ist hier nicht alles so, wie es am Anfang scheint :-) Man kann also durchaus sagen, dass wir 85 von 90 Minuten Spielzeit wirklich viel Spaß hatten! Aber dann kamen die letzten 5 Minuten und da war der Spaß dann auch vorbei, was einen einfachen Grund hat: Der sogenannte perfekte Plan ist gar keiner! Denn wenn man auch nur mit ein wenig Menschenverstand herangeht, dann fallen in dem vom Autorenduo Lach & Spaan erdachten und natürlich einzig wahren Lösungsweg (der sich in einem Actionfilm gut machen würde, aber nicht, wenn man einen streng geheimen Einbruch plant) gleich mehrere Logikprobleme auf. Beispielsweise, ohne jetzt groß zu spoilern, ist die angedachte Lösung so laut, dass selbst der verschlafendste Nachtwächter sofort die Polizei rufen wird... Unsere Testgruppe hat sich am Ende jedenfalls furchtbar über die Auflösung aufgeregt und dann noch mindestens eine halbe Stunde lang wesentlich sinnvollere und realistischere Lösungswege ausdiskutiert. Ärgerlich! Fazit Was „Der perfekte Plan“ (Link) nicht bietet, ist ein perfekter Plan. Dafür bietet dieses Escape-Spiel jedoch ein eingängiges Spielkonzept und eine interessante Geschichte rund einen filmreifen, aber eben alles andere als perfekten Einbruch.