Vor nicht einmal einer Woche hatte ich den ambitionierten Indie-Filmemacher Lars Czekalla als Podcast-Gast (Link), welcher mir über die geplante US-Verfilmung seiner „College Elves“-Geschichte berichtete. Bis das Projekt, welches sich aktuell in der Kickstarter-Phase (Link) befindet, mal fertig ist, hat er aber bereits ein „Nebenprodukt“ veröffentlicht: Den Auftaktband der vierteiligen Comic-Reihe „Elfen-WG“, welcher eine sehr werkgetreue Umsetzung des „College Elves“-Drehbuchs ist. Die Protagonistin der Geschichte ist die blonde Auelfe Wölkchen, welche das typische Leben einer College-Studentin lebt: Fett Party mit ordentlich Alkohol, lasziv beim Cheerleading abzappeln, dazu ab und an eine kleine Liebelei und ein wenig für den Abschluss büffeln. Das Problem ist jedoch, dass sie mit ihren magischen Fähigkeiten noch nicht richtig umgehen kann und deshalb in unschöner Regelmäßigkeit alle möglichen technischen Geräten (vom Handy über die Waschmaschine bis hin zur kompletten Soundanlage einer Kneipe) zerstört. Dummerweise wird das irgendwann so teuer, dass selbst ihr wohlhabender Vater nicht mehr zahlen will, sodass sie plötzlich auf einem Schuldenberg von 90.000 Drachen sitzt. Und da sie bald auf dem ganzen Campus als tollpatschige Chaosstifterin verschrien ist, muss sie plötzlich halbseidene Zauber-Jobs annehmen... Der Auftaktband der „Elfen-WG“-Comicreihe, welcher den ungewöhnlich sperrigen Titel „EMP-Flashbacks und Dunkelelfen sind böse“ trägt, ist (inklusive einiger Bonusseiten) immerhin 68 Seiten dick. Leider sind das jedoch viel zu wenige Seiten um die Geschichte richtig in Schwung zu bringen. Ja, die ersten Story-Samen einer möglichen Handlung werden gepflanzt (Geldmangel und der daraus notwendige Zauber-Job, dazu eine Liebesgeschichte mit nem edgy Typen), aber so ein packender Story-Twist (oder sogar ein Cliffhanger) fehlt hier einfach. Stattdessen fügt sich alles zu rasch zum Guten, ohne dass ein doppelter Boden eingefügt wird. Beispielsweise schwört der dämonenbeschwörende Love Interest, der übrigens dezent übergriffig ist und damit nicht gerade sympathisch, seinem Karriereweg von jetzt auf gleich ab und dann haben sich alle lieb... Hier hätte der Autor den Charakter gern noch ein wenig besser herausarbeiten können, damit seine Handlung nachvollziehbar ist – Ja, Wölkchen ist als blonde Cheerleaderin vermutlich das heißeste Wesen des gesamten College, aber wer würde dafür (ohne dass man sich vorher groß kennengelernt hat) sofort seine gesamte Lebensplanung über den Haufen werfen? Und hier kommen wir möglicherweise zu einem Problem von mir als rezensierenden Rezipienten. Denn natürlich will „College Elves“ beziehungsweise die Comic-Adaption „Elfen-WG“ nur eine fröhliche Fantasy-Comedy im Stile altbekannter College-Komödien sein. Und bei eben solchen sind bestimmte Story-Konventionen eben üblich, sie werden einfach nicht hinterfragt, denn zu viel Komplexität (und sei es nur #MeToo, wenn der Autor einen von ihm auf einer echten US-Collegeparty beobachteten Kuss-Übergriff ohne wertende Einordnung als Schmunzler reproduziert) schadet ja dem Spaß... Also ja, hier gibt es bei einer tiefergehenden Betrachtung der Materie zweifelsohne einige problematische Passagen. Aber das sollte Genre-Fans nicht stören, denn sie bekommen hier eben all die großen und kleinen Handlungsbögen und Figurenkonstellationen, die man von einer College-Komödie erwartet. Nur halt mit Elfen und ein wenig Magie drumherum. Und eben aus dieser Betrachtungsperspektive funktioniert die Geschichte gut, wenn auch – wie bereits erwähnt – ein wenig mehr Dramatik und Charaktertiefe wünschenswert gewesen wäre. Nichtsdestotrotz sollte man diesem (übrigens auch in englischer Sprache (Link) erschienenen) Comic eine Chance geben :-) Gezeichnet wurde er übrigens von Janina Robben, die in einem recht einfachen Stil durchaus gefällig zeichnet, dabei aber oft die Hintergründe vernachlässigt. Hier merkt man eben doch, dass „Elfen-WG“ kein riesiges Budget hatte. Aber mein Herz schlägt ja für Indie-Comics, sodass Genre-Fans – sowohl für die deutsche als auch die englische Variante – durchaus die 14,95 € zahlen können, welche „LC-Fantasy-Productions“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das 68 Seiten starke Heft verlangt. Fazit: „Elfen-WG #1 EMP-Flashbacks und Dunkelelfen sind böse“ (Link) wird Genre-Fans sicherlich Freude bereiten, denn man merkt beim Lesen das Herzblut des Kreativduos Lars Czekalla & Janina Robben. Nach der Lektüre war ich durchaus gespannt, wie denn die geplante Verfilmung aussehen wird und auch, ob die Comic-Fortsetzung mehr Dramatik und Tiefgang enthalten wird – Und damit hat dieser Auftaktband sein primäres Ziel dann auch erreicht :-D
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