Das „Black Hammer“-Universum (Link) vom kreativen Vielschreiber Jeff Lemire hat schon einige großartige, aber auch einige sehr schwachen SpinOff-Comics hervorgebracht. Vielen dieser Geschichten war gemeinsam, dass dass ihre Figuren zumeist auf einem meist hohem Powerlevel agierten – Entweder hatten sie typische Superfähigkeiten oder sie waren zumindest ungewöhnlich schlau. Mit „Skulldigger + Skeleton Boy“ gibt es nun erstmals zwei sehr bodenständige Helden, die zudem ungewöhnlich grau agieren. Ob sie sich damit in das bisherige Superhelden-Universum einfügen? Spiral City, der zentrale Handlungsort der allermeisten „Black Hammer“-Geschichte, ist 1996 von einer Welle der Gewalt erfasst. Nicht nur, dass es allerorts Verbrechen gibt – Der Antiheld Skulldigger geht auch nicht gerade zimperlich mit den Kriminellen um... Doch eines Tages kommt er zu spät, denn die Ermordung der Eltern des zwölfjährigen Matthew kann er nicht verhindern. Doch als dieser sich nicht abwendet, als Skulldigger den Schädel des Mörders zertrümmert, beginnt er ein Interesse an dem Neu-Waisen zu entwickeln. Er befreit ihn aus einem Waisenhaus und bildet ihn zu seinem Sidekick Skeleton Boy aus. Nach einem Monat ist der zwar noch ganz am Anfang seines Trainings, doch als der Superschurke Grimjim aus dem Knast ausbricht und den Bürgermeisterkandidaten Reed – der auch mal ein Superheld war – entführt, muss er bereits seine erste Bewährungsprobe bestehen... „Skulldigger + Skeleton Boy“ wirkt auf den ersten Blick wie eine typische „Batman & Robin“-Geschichte, nur dass der Protagonist bei weitem nicht über die finanziellen Mittel seines berühmten DC-Gegenstücks verfügt ;-) Aber wir wären ja nicht bei einer Geschichte von Jeff Lemire (der hier übrigens auch selbst zeichnen wollte, die Arbeit dann aber glücklicherweise an Tonci Zonjic abgegeben hat), wenn das hier eine simple Kopie wäre. Nein, der kreative Lemire bastelt aus der Urpsrungsidee des einsamen, in moralischen Grautönen gehaltenen Helden, der ein Waisenkind zum Sidekick ausbildet, eine ganz eigene Geschichte. Die verfügt über einige interessante Story-Twists, die sich in ihrer teilweise arg überraschenden Radikalität deutlich von den allermeisten Durchschnittssuperheldencomicheften abhebt. Und dabei möge man Radikalität bitte nicht mit Brutalität verwechseln! Denn ja, hier geht es nicht zimperlich zu, aber manchmal ist es metaphorisch wesentlich brutaler, jemanden das Herz emotional auszureißen, als wenn man es ihm tatsächlich ausreißt – Mehr Spoiler gibt es jetzt aber wirklich nicht :-P Die Zeichnungen sind angenehm düster, wobei mir gerade die gelegentlichen schwarz/weiß-Panels besonders gut gefallen haben. Zudem gibt es erneut eine ganze Menge Bonusmaterial, sodass „Skulldigger + Skeleton Boy“ für Fans der „Black Hammer“-Reihe ein Pflichtkauf ist. Da die Reihe, bis auf wenige Querverweise, aber auch für sich alleinstehend gelesen werden, darf man hier auch als „ganz normaler“ Superhelden-Fan die 24 € investieren, welche der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das 168 Seiten starke Hardcover möchte. Fazit: „Skulldigger + Skeleton Boy“ (Link) ist einer der besten „Black Hammer“-SpinOffs bisher! Empfehlenswert!
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