Es gibt ja wenige Themen auf der Welt, die Menschen so sehr polarisieren und emotional aufwühlen wie die Themen Flucht & Migration. Ganz unabhängig davon, in welchem Land man lebt oder zu welcher politischen Richtung man tendiert. Wirklich faktenbasiert, vielleicht sogar unter Einbeziehung der Erfahrung von Betroffenen, diskutieren da die wenigsten von uns – Und ich nehme mich da selbst nicht aus... Ein wenig Licht ins Dunkel bringt da der „Splitter Verlag“, der bereits den zweiten Comic zum Thema Flucht & Migration publiziert. Dabei waren die #OwnVoices in dem 2017 erschienenen Band „Liebe deinen Nächsten“ (Link) noch eher eine Randbemerkung, da der Comic primär die Arbeit der Seenotrettung würdigte. Mit „Games“ stehen die Geflüchteten nun selbst im Mittelpunkt. Vielleicht vorab: Das 96 Seiten dünne Hardcover-Band „Games“ ist kein klassischer Comic mit einer auf Spannung getrimmten Geschichte, sondern es ist die grafische Umsetzung der gefährlichen Migration von insgesamt fünf Geflüchteten aus Afghanistan. Basierend auf ausführlichen Interviews des Autors & Künstlers Patrick Oberholzer mit den Betroffenen, lesen wir hier eine ausführliche Reportage. Beginnend mit der Geschichte Afghanistans, in der bereits die Grundsteine für die Fluchtursachen gelegt werden, handelt dieser Comic chronologisch die verschiedenen Etappen (vom Entschluss über die einzelnen Transitländer bis hin zum europäischen Asylverfahren) der Flucht ab. Dabei werden die verschiedenen Aspekte der Thematik, etwa das Schleusersystem, die Grenzsicherung und die Finanzierung, leicht verständlich aufgearbeitet. Durch die zahlreichen Grafiken hat man da fast den Eindruck, als würde man im „Katapult“-Magazin (Link) stöbern und nicht in einem Comic vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) ;-) Die Erzählung bleibt dabei eng an den vier jungen Männern Hamid, Muhammed, Ziya & Nima sowie der zwangsverheirateten Frau Afsaneh. Schnell entwickelt man durch diese Nähe eine gewisse Sympathie für die fünf ProtagonistInnen, was das Erlebte für die Lesenden noch emotional aufwühlender macht. Zugegebenermaßen, und das ist vielleicht das etwas bittere Fazit, wird nach der Lektüre trotzdem kein AfD-Fan von seinen Vorurteilen abrücken. Allerdings sind diese blau-braunen Idioten auch weniger das Zielpublikum. Für politisch interessierte Comic-Fans jedoch, gerade aber auch für bei dem Thema noch völlig unbeleckte Jugendliche, ist „Games: Auf den Spuren der Flüchtenden aus Afghanistan“ (Link) dagegen ein wirklich gelungener, vor allem aber angenehm niedrigschwelliger Einstieg in die Migrationsproblematik. Absolute Kaufempfehlung!
Tags