„Ist das nicht diese Reihe, in der Superman schwul wird?“ ist eine Frage, die ich tatsächlich schon von Comic-Fans gehört habe, wenn ich von dem sehr guten ersten (Link) und dem immerhin guten zweiten „Sohn von Kal-El“-Sammelband (Link) schwärme. Dabei wird diese eingangs gestellte Frage der Reihe keinesfalls gerecht, denn nach einem durchschaubaren Marketing-Gag wurde es um das prestigeträchtige Queerness-Thema recht still, da erwartungsgemäß die wilden Prügeleien der Superhelden & -schurken im Mittelpunkt standen. Doch vom Comic-Autor Tom Taylor darf (ja sogar muss!) man mehr erwarten als klassische Weltenrettung, daher war ich auf sehr auf den abschließenden dritten Sammelband gespannt. Und damit wir hier gleich mal die eingangs gestellte Frage beantworten, kommt natürlich erst einmal eine grobe Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse: Der originale Superman, also Jons Vater, muss im Weltraum aushelfen. Also ist sein Sohn an der Reihe, das blau-rote Kostüm anzuziehen, doch dafür muss er natürlich in ziemlich große Fußstapfen treten. Da er zudem einerseits aktivistisch sehr engagiert ist und andererseits eine Liebelei mit dem Guerilla-Journalisten Jay anfängt, gerät er ins Visier des rohstoffreichen Schurkenstaates Gamorra, welcher sich mit Supermans Erzfeind Lex Luthor verbündet hat! Der ist böse wie eh und je, wenn auch etwas geschickter als sonst. Denn er spielt den besorgten Mitbürger, der Jons „Verfehlungen“ (etwa der Versuch, ein Monster erst friedlich von einem Angriff abzubringen, anstatt es direkt zu töten; was leider Menschenleben kostet) hervorhebt und so die Angst vor einem Superman schürt, der bedingt durch sein junges Alter und seine fehlende Lebenserfahrung eine Gefahr für die gesamte Menschheit ist. Wie praktisch, dass Gamorra eine eigene Metawesen-Armee auf die Beine stellt... So wirklich viel passiert jetzt gar nicht mehr im letzten Sammelband, welcher die Kapitel bzw. US-Einzelhefte 11 – 15 umfasst: Jay gibt zu, dass er ein dunkles Geheimnis hat (welches den notorisch misstrauischen Batman sehr, den verliebten Jon aber so ziemlich gar nicht beunruhigt), und weckt damit ein wenig Sympathie für Gamorras Metawesen. Weshalb Jon den Inselstaat (und damit auch die Metawesen) befreien will, was gar nicht so einfach ist, weil der fiese Diktator Henry Bendix ja noch die volle Kontrolle hat. Aber irgendwer muss ja den Helden spielen, denn sonst wird irgendwann noch eine Vision wahr, in der alle DC-SuperheldInnen sterben... Prügelei, Explosion, Abschiedskuss, Ende! Tom Taylor schwächelt auf der Zielgeraden etwas, letztlich haben wir hier bei all den politischen Untertönen (die gerade den ersten Sammelband so großartig machten, die aber im Verlauf der Handlung merklich in den Hintergrund gerieten) doch immer noch einen Superhelden-Actioncomic, bei dem wahnwitzige Prügeleien zwischen übermenschlichen Metawesen im Vordergrund stehen. Das ist zugegeben ein wenig ärgerlich, da die anfangs so bedeutungsvolle Geschichte hier nun einige starke Logiklücken und Story-Zurechtbiegungen parat hält – Fast, als hätte der Autor keine Lust mehr oder aber zu wenig Zeit bzw. Heftseiten... Nichtsdestotrotz bieten die finalen 132 Seiten letztlich doch ganz gute, nur eben recht stereotype Unterhaltung. Damit wird „Superman: Sohn von Kal-El #3 Freiheit für Gamorra!“ (Link), und da sind wir schon beim Fazit, den zu Beginn selbst gesteckten Erwartungen nicht gerecht. Fans der Reihe können aber, schon um zu erfahren wie die Geschichte ausgeht, ohne Reue die 16 € investieren, die „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das dünnste Softcover der Sammelband-Trilogie haben will.
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