Politische Comics rezensiere ich hier im Blog ja immer wieder (wobei man ja auch die These diskutieren kann, ob Kunst und damit generell alle Comics auf die ein oder andere Art politisch sind?), aber ein dezidiert politischer (Comic-)Verlag ist dann doch eine Besonderheit. „bahoe books“ (Link) ist ein Autogestionsverlag aus Österreich, dessen Werke sich gesellschaftlichen Themen aus einer teils sehr linken Perspektive nähern. Die im französischen Original vielfach ausgezeichnete Graphic Novel „Der Krieg von Catherine“ passt da perfekt ins Portfolio.
Das jüdische Mädchen Rachel Cohen (eine fiktionalisierte Figur, basierend auf den Erlebnissen von Tamo Cohen, der Mutter der Autorin Julia Billet) lebt nach der Besetzung Frankreichs durch die Nazis dank des OSE-Netzwerks („Œuvre de secours aux enfants“) in einem Waisenhaus, in welchem sie ihre Liebe zur Fotografie entdeckt. Doch rasch werden die kollaborierenden Behörden des repressiven Vichy-Regimes auf die Kinder aufmerksam, sodass aus der Jüdin Rachel Cohen die Katholikin Catherine Colin wird – Ein neuer Name, aber auch ein neues Leben. Denn der Verfolgungsdruck auf Catherine wird immer größer, sodass sie vielfach von Waisenhaus zu Waisenhaus, von Familie zu Familie herumgereicht wird. Den einzigen Halt findet sie in ihren Fotografien und in ihrem Verantwortungsbewusstsein für die kleine Alice, welche mit ihr gemeinsam auf der Flucht ist. Doch die beständige Gefahr des Entdecktwerdens, das immer wieder nötige Umziehen und die Angst um die vermissten Kinder und auch Eltern zehren stark an den Nerven des jungen Mädchens.
„Der Krieg von Catherine“ ist ein überaus lesenswertes Buch, dass zwar primär die Perspektive des jungen Mädchens einnimmt (irgendwelche Weltkriegsschlachten in fernen Ländern gibt es also nicht zu sehen), das aber auf einer Metaebene ein flammendes Plädoyer für die Mitmenschlichkeit und den zivilen Widerstand ist. Denn all die Mitwissenden, etwa LehrerInnen, Nonnen und sogar ein vor einer Razzia warnender Wehrmachtssoldat, begeben sind für das moralisch Richtige in Lebensgefahr. Dabei wird diese Gefahr nie gezeigt und auch nur selten ausgesprochen, aber sie ist beständig da. Es ist bezeichnend, dass die einzige „Gewaltszene“ ausgerechnet nach Kriegsende passiert, als Catherine ihre schützende Umgebung verlässt und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Nichtsdestotrotz können aber bereits ältere Kinder diese Graphic Novel lesen – Ich habe zwar bei „bahoe books“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) keine Altersempfehlung gefunden, aber mit ein wenig Geschichtshintergrundwissen sollte dieses Buch schon nach dem Ende der Grundschule problemlos lesbar sein. Gerade auch, weil die Zeichnungen und die Panel-Struktur einfach gehalten wurden, aber trotzdem genau die Stimmung und Emotionen ausdrücken, die sie darstellen wollen. Da kann man sich 24 € für das 168 Seiten starke Hardcover schon mal gönnen!
Fazit: Politische und historische Comics, welche die Lesenden zu besseren (oder wenigstens klügeren) Menschen machen, begeistern mich immer wieder. Und so ist es nicht verwunderlich, dass mich auch „Der Krieg von Catherine“ (Link) begeistert :-) Empfehlenswert!