Genre-Unterkategorien mit einem „Pulp“ im Namen gefallen mir, wenn auch meist aus einem ironisch-distanzierten Blickwinkel, ja sehr gut. Klar, dass ich mich da auch schon für einige Comics rund um den kampfeslustigen Barbaren Conan (von dem der „Splitter Verlag“ einige wirklich tolle Ausgaben im Portfolio hat) und seine Bettgespielinnen begeistern konnte. Ob mir die Geschichte rund um den roten Priester auch zusagen würde?
Die Zeiten stehen schlecht für Conan: Erst fällt sein Diebeskomplize dem Henker zum Opfer, dann ist er so betrunken, dass er im tiefsten Kerker einsitzt. Doch seine Fähigkeiten haben sich herumgesprochen und so bietet ihm der Adelige Murilo einen Handel an: Er befreit ihn aus dem Gefängnis und stellt ihm sogar ein Pferd und ein paar Goldmünzen für die Flucht zur Verfügung, wenn er im Gegenzug seinen ärgsten Feind ermordet: Den Roten Priester Nabonidus. Keine schwierige Sache für Conan, dessen Klinge bekanntermaßen auch nicht vor geistigen Würdenträgern haltmacht, doch der Fluchtplan geht nicht auf. Also versucht Murilo höchstselbst den Mordanschlag, doch findet er auf seinem Weg in den priesterlichen Gemäuern nur Tod und Verderben – Denn der Rote Priester hat ein Geheimnis, welches alsbald Conan, Murilo und auch ihn selbst in Gefahr bringt! Ob es die drei Widersacher wohl schaffen, ihr gegenseitiges Misstrauen zu überwinden, um zu überleben?
„Der Rote Priester“ braucht ein wenig um erzählerisch richtig in die Gänge zu kommen. Es passiert zwar viel (und zwar vor allem Sachen, die halt in Pulp-Geschichten passieren, nämlich alles was mit Blut und Bier zu tun hat :-P), das ist aber eigentlich nur Vorgeplänkel. Erst wenn Conan im Kerker dahinvegetiert, also nach knapp einem Viertel des 72 Seiten starken Comics (der auch noch etwas Bonusmaterial enthält), geht es richtig los. Dann wird es jedoch umso besser, denn am Ort der Handlung gibt es gleich fünf verschiedene Interessensgruppen oder Einzelpersonen, die alle unterschiedliche Ziele verfolgen – Und diese Ziele werden durchweg mit dem Schwert (oder auch mal einer heimtückischen Falle oder herumstehenden Möbelstücken) verfolgt, für feingeistige Diplomatie ist hier absolut kein Platz ;-) Und so sind es dann auch die teils sehr blutig inszenierten Actionszenen, die das Herzstück des Comics darstellen. Das ist Sword-&-Sorcery-Pulp in Reinkultur, wenn sich der Muskelmann Conan durch Gegnerhorden schnetzelt und zugleich dem kampfstarken „Endgegner“ seinen Respekt zollt. Ebenso dazu gehören natürlich allerlei nackte Frauen, die allein deswegen erwähnenswert sind, weil diese Conan-Geschichte ohne eine „klassische“ Protagonistin (also eine „damsel in distress“ oder eine ebenso blutrünstige Gegenspielerin) auskommt, weswegen die Ursprungsgeschichte es bei der Veröffentlichung nicht als Titelstory taugt (ja, das hat mir der Bonusteil gelehrt, jetzt kann ich wieder klugscheißen :-D).
So dünn die eigentliche Geschichte auch ist, spaßig ist sie für Pulp-Fans allemal. Und da die Zeichnungen von Paolo Martinello auch genau das düster-dreckig-brutale der Fantasy-Welt darstellen, kann man dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) nur Lob aussprechen, dass er diese Serie ins Programm genommen hat. Fans werden die 16 € für das qualitativ gut gedruckte Hardcover sicherlich sehr gern zahlen.
Fazit: Ich mag die "Conan Der Cimmerier"-Reihe (Link) ja generell gern und daher mag ich auch „Der Rote Priester“ (Link) gern. Wer sich für den kampfeslustigen Barbar begeistern kann, wird hier genau das finden, was er gesucht hat :-)