Comics über Dämonen oder gar den Teufel gibt es zuhauf. Comics über irgendwelche Loser, die ihr Loser-Dasein überwinden, ebenso. Und was noch? Klar, eine Mischung aus beiden Storys: Loser, die ihr Loser-Dasein überwinden, weil sie entweder mit oder gegen Dämonen oder den Teufel kämpfen ;-) Mit Freude erinnere ich mich da beispielsweise zurück an die herausragende „Kill or be Killed“-Reihe (Link) oder, um ein wenig aktueller zu bleiben, an „House of Slaughter“ (Link) beziehungsweise im weiteren Sinne dessen Mutter-Reihe „Something is Killing the Children“ (Link). Mit „Lucky Devil“ ist nun ein ziemlich kurzer Sammelband erschienen, der die vier US-Einzelhefte bzw. Kapitel vom Kreativduo Cullen Bunn & Fran Galán zusammenfasst. Ob er in die enorm großen Fußstapfen der oben genannten Genre-Vertreter hinein passt? Stanley ist ein typischer Anti-Held, wie er im Buche steht: Während er tagsüber als Konzernsklave kaum beachtet wird (und wenn doch, dann nur, weil man seinen Frust an ihm rauslässt), vögelt seine Freundin einen wesentlich heißeren Typen. Und das weiß Stanley sogar, aber sein Selbstwertgefühl ist so niedrig, dass er lieber eine fremdgehende Freundin hat, anstatt gar keine Freundin. Ein trauriges Leben, welches erst an Fahrt aufnimmt, als der Dämonenprinz Zed in ihn fährt und so Besitz von ihm ergreift. Solange er wach und aktiv ist, schnetzelt sich Stanley nun mit teuflischen Kräften durch die Gegend. Wenn Zed dagegen schläft, ist er mit seinen Schuldgefühlen und seinem traurigen Leben allein... So kann es natürlich nicht weitergehen, weshalb Stanley wohl das erste Mal in seinem Leben die Initiative ergreift und einen Exorzisten aufsucht. Doch mangels Barvermögen reicht es gerade mal für die Billigversion, was sich letztlich als großes Glück herausstellt: Zed verlässt zwar seinen Wirt, seine Kräfte bleiben jedoch in Stanley! Und der weiß mit seiner neuer Macht ordentlich viel anzufangen, denn er als Satanismus-Sektenanführer schart er erst eine ganze Schar loyaler Fans um sich, bevor er sich mit der Satanskirche verbündet und den massenhaft neuen AnhängerInnen seine religiösen Thesen unterbreitet – Doch das gefällt dem echten Satan so gar nicht ;-) Irgendwie klingt diese Inhaltszusammenfassung nach einer rabenschwarzen Komödie. Und tatsächlich fühlt sich das erste von vier Kapitel genau so an, denn hier sind sowohl die Charaktere als auch die Splatterszenen arg überdreht. Doch irgendwie tritt Cullen Bunn (u.a. „Cyberpunk 2077: Trauma Team“ (Link)) dann ein wenig auf die Bremse, oder besser formuliert, er wechselt in einen etwas seriöseren Ton. Denn nun geht es um seinen Aufstieg zum Satanskirchen-Messias und die entsprechende Reaktion Satans darauf. Und obwohl die Geschichte zielstrebig voranschreitet – vielleicht sogar zu zielstrebig, ein Kapitel mehr hätte vermutlich nicht geschadet – verliert sie zunehmend ihre Spannung. Irgendwelche Dämonen schnetzeln sich in Richtung Stanley, dessen Dämonenkräfte werden durch Plot-Umstände an die Kette gelegt, am Ende gibt es einen Handschlag-Deal mit Satan höchstselbst und ein irgendwie offenes Ende. Über das könnte man tatsächlich ein wenig diskutieren, wobei das für diese kleine Splatterstory (Satire?) vermutlich zu viel der Ehre wäre. Nichtsdestotrotz verstehe ich, warum der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) diesen 104 Seiten dünnen und ganz nett gezeichneten Band ins Programm genommen hat. Denn das Thema zieht bei der Leserschaft und selbst ich gebe ein ganz okayes... Fazit: Ich bin mir noch immer nicht ganz sicher, was mir „Lucky Devil“ (Link) eigentlich sagen will. Je nachdem, wie man das Ende interpretiert, bekommt man hier entweder einen überdrehten Splatter-Comic oder eine rabenschwarze Satire. Entscheidet selbst ;-)
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