Zum Open-World-Action-Rollenspiel „Cyberpunk 2077“ muss ich hier vermutlich keine einleitenden Worte mehr finden – Der medialen Rezeption rund um den Release konnte man einfach nicht entkommen, selbst wenn man von Videospielen überhaupt keine Ahnung hatte. Denn selbst die altehrwürdige ARD hat gleich in mehreren Programmen darüber berichtet. Und auch wenn die Veröffentlichung des Videospiels dank zahlreicher Programmierfehler (besonders auf den Konsolen) eher wenige Begeisterungsstürme auslöste, ist die Faszination für die ursprünglich von einem Pen-&-Paper-Rollenspiel stammende Spielwelt ungebrochen. Klar, dass man da auch noch mit Zusatzprodukten (wie etwa Comics) einen schnellen Euro abkassieren kann... Der Konzern „Trauma Team International“ ist der feuchte Traum aller PrivatpatientInnen. Denn er bietet nicht nur eine erstklassige medizinische Versorgung, sondern holt die Versicherten zur Not auch mit einem schwer bewaffneten Einsatztrupp aus Krisensituationen heraus... Und schwer bewaffnet sollte man in der „Cyberpunk 2077“-Dystopie auch sein, denn irgendwie laufen da gefühlt alle Menschen mit gefährlichen Körpermodifikatoren und großkalibrigen Wummen rum ;-) Jedenfalls geht so ein Rettungseinsatz schief, nur die Rettungssanitäterin Nadia und der Patient überleben. Und obwohl Nadia den traumatischen Einsatz noch nicht komplett verarbeitet hat, darf sie doch bei einem anderen Team einsteigen – Was so lange gut geht, bis sie bei ihrem ersten gemeinsamen Einsatz feststellen muss, dass ihr zu rettender Patient ausgerechnet der Fiesling ist, der zuvor ihren alten Einsatztrupp ausgelöscht hat... Und nun befindet sie sich in einer Zwickmühle, denn während ihr Trauma wieder hoch kommt und sie nicht mehr effektiv kämpfen & verarzten kann, ist sie innerlich zerrissen zwischen der Loyalität ihrem Arbeitgeber gegenüber und dem Wunsch nach Rache. Der vier Kapitel bzw. US-Einzelhefte umfassende Auftaktband erzählt eine in sich abgeschlossene und prinzipiell altbekannte Geschichte: Die Protagonistin steckt mit ihrem größten Feind in der Zwickmühle und muss sich mit ihm zusammenraufen, um irgendwie aus einer lebensgefährlichen Situation (ein Hochhaus voller Gangster, so wie man das etwa aus den Filmen „The Raid“ oder futuristischer „Dredd“ kennt) herauszukommen. Zugegeben, das ist nicht innovativ, funktioniert hier auf 108 Seiten aber überraschend gut. Denn auch wenn sehr viel und sehr blutig geballert wird, liegt der Fokus doch eher auf Nadias innerem Kampf und ihren zurückliegenden Erinnerungen. So kann man ihre verschiedenen Handlungsmotivationen, auch wenn die entsprechend der kurzen Geschichte nur angerissen werden, letztlich doch gut nachvollziehen. Ein Charakterdrama ist „Cyberpunk 2077 #1 Trauma Team“ deswegen aber trotzdem nicht, denn viel zu viele Seiten werden mit sich zu sehr ähnelnden Kampfszenen verschwendet. Das ist sicherlich der mutmaßlichen Zielgruppe geschuldet, die hier zweifelsohne ihre wahre Freude haben wird, aber nichtsdestotrotz ist das schon schade – Dieser Comic ist halt ein typisches Merch-Ergänzungsprodukt für Fans, die das gesamte Setting mit all seinen Implikationen bereits kennen! Aber ich will gar nicht meckern, denn auch wenn ich sowohl das Videospiel als auch die Rollenspiel-Vorlage nur peripher verfolgt habe, bekam ich hier mit „Cyberpunk 2077 #1 Trauma Team“ doch einen geradlinigen und vorwärtsdrängend erzählten Action-Comic mit ansehnlichen Zeichnungen. Da hätte man sicherlich noch etwas mehr rausholen können, gerade beim Detailgrad der Hintergründe und vielleicht auch mit einer kontrastreicheren Kolorierung, aber letztlich sieht das doch völlig akzeptabel aus. Fans des Videospiels dürfen hier beherzt zugreifen! 15 € verlangt „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) dafür. Fazit: Ich hatte wirklich Spaß mit „Cyberpunk 2077 #1 Trauma Team“ (Link) – Auch wenn die Geschichte altbekannt & eher simpel ist und auch wenn ich die Videospiel-Vorlage nicht wirklich kenne. Aber als kleiner Action-Snack zwischendurch taugt dieser Comic perfekt!
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