Eigentlich ist die herausragende Superhelden-Dekonstruktion „Black Hammer“ (Link) ja schon lange abgeschlossen, aber der Rubel muss halt noch weiter rollen ;-) Nein, das zwar etwas zynisch, aber tatsächlich wollen die zahlreichen Fans immer weiter in das Comic-Universum von Jeff Lemire eintauchen, um wirklich jede verbliebene offene Frage beantwortet zu bekommen... Und da kommen dann oft hervorragende SpinOffs bei rum (z.B. „The Quantum Age“ (Link) und „Doctor Star“ (Link)), manchmal aber auch nur Geldmacherei (z.B. „Die Straße von Spiral City“ (Link) und „Black Hammer #45“ (Link)). Zu welcher Kategorie wird jetzt wohl „Colonel Weird: Cosmagog“ gehören? Der Superwissenschaftler und Abenteurer-Astronaut Colonel Randall Weird ist mittlerweile völlig zerstreut und zerzaust, denn nach den Ereignissen der „Black Hammer“-Reihe hat er irgendetwas vergessen. Nur was? Und warum sieht er das große Muster nicht mehr? Diesen beiden Fragen versucht der altbekannte Protagonist auf den Grund zu gehen, während er verschiedene Abschnitte seines Lebens nacherlebt: Von einer eher unschönen, ängstlichen Kindheit in den 40ern, in der er von seinen Mitschülern drangsaliert wird, über seine glorreichen Tage als abenteuerlustiger Astronaut und Liebhaber in den 50ern und seine Zeit als Love & Peace-Guru in den 70ern bis hin zum (die gesamte „Black Hammer“-Story erst auslösenden) Endkampf gegen den Anti-Gott werden verschiedene Schlüsselereignisse immer wieder miteinander verwoben, sodass man als LeserIn anfangs mindestens genau so verwirrt ist wie der Protagonist selbst ;-) Und das war es dann auch schon! Denn die 112 Seiten liest man wie in einem Rutsch durch, was aber zugegebenermaßen gar nicht so überraschend ist, gibt es doch oft sehr große Panels und eher wenig Text :-P Aber das soll gar keine Kritik sein, denn „Colonel Weird: Cosmagog“ ist gar nicht als alleinstehende Geschichte konzipiert, sondern als Ergänzungsband der Hauptstory – Würde man „Black Hammer“ verfilmen oder als Netflix-Serie umsetzen, dann wäre dieser SpinOff-Band kaum mehr als eine fünfminütige Szene (vielleicht am besten vergleichbar mit der Origin-Story-Szene von Dr. Manhatten in der „Watchmen“-Verfilmung). Aber wie schon oben in der Einleitung geschrieben, echte Fans wollen eben genau diese 5 Minuten sehen, daher werden die auch ohne mit der Wimper zu zucken den Preis von 19,80 € zahlen. Dafür bekommen sie dann die schönen Zeichnungen von Tyler Crook in einem Hardcover in typischer „Splitter Verlag“-Qualität (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten). Fazit: Ja, die „Black Hammer“-Kuh wird gemolken. Aber Fans werden trotzdem jubeln, denn endlich bekommen sie in „Colonel Weird: Cosmagog“ (Link) mehr Hintergrundinformationen zu einem der beliebtesten (Anti-)Superhelden in Jeff Lemires Comic-Meisterwerk.
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