Jean-Luc Istin ist ein vielbeschäftigter französischer Comic-Autor, der mich schon mit so einigen wirklich guten Werken begeistern konnte (zuletzt verfasste er u.a. die besseren Bände der „Conquest“-Reihe (Link)). Auch „Drachenblut“ (Link), gerade der 1. Zyklus, konnte mich stellenweise enorm begeistern. Und eben jenes Piraten-Fantasy-Epos, das es aktuell auf zwölf Bände (Link) bringt, hat bereits vor einigen Jahren ein vierteiliges SpinOff bekommen, in welchem der Protagonist (wenn man einen fiesen Piraten-Kapitän denn so bezeichnen will...) Hannibal Mériadec noch mehr Abenteuer erleben darf – Da kann doch eigentlich nix mehr schiefgehen, oder?
1. Hannibal Mériadec, der Piraten-Kapitän mit dem Hang zu übernatürlichen Abenteuern, ist auf der Suche nach den Tränen des Odin. Die sollen seine Geliebte retten, welche ihr Gesicht aus gutem Grund permanent hinter einem Schleier verbirgt. Doch so einfach ist das nicht, denn die gibt es nur auf einer sagenumwobenen Insel, für dessen Erkundung er die Gräfin Elisabeth benötigt. Doch sein charmanter Matrose Mr. Macstone verpatzt die Entführung, weil er stattdessen eine kleine Affäre mit ihr anfängt... Und dann ist Mériadec auch noch Der Orden der Asche (Link) auf den Fersen!
2. Um Das Manuskript von Karlsen (Link) zu finden muss Mériadec mitsamt einer kleinen Crew sein geliebtes Piratenschiff verlassen. Doch auch an Land, selbst auf den abgelegensten Bergen Südeuropas, kommt er dank Hexerei und Feuerkraft gut zurecht – Sogar als er erst mit königlichen Elitetruppen und dann mit verhexten Zombies aneinander gerät... Währenddessen müssen sich seine verbliebenen Matrosen einer Übermacht an Kriegsschiffen entgegenstellen.
3. Als ob der Kampf gegen die Hexen nicht schon schwierig genug wäre, muss sich Mériadec diesmal gleich mit zwei Meutereien herumschlagen: Als sowohl ein neugieriger Matrose als auch sein Kampfgefährte Mr. Macstone die wahren Gründe für die Jagd nach den Tränen des Odin erfahren, planen sie sich im dritten Band „Santa Maria della Salute“ (Link) gegen ihren Kapitän zu stellen.
4. Endlich hat Mériadec alle notwendigen Informationen zusammen, um die magische Insel und damit die Tränen des Odin zu finden. Doch eine wichtige Person fehlt noch in seiner Piratencrew: Alamendez, Jäger und Kannibale (Link) ist unverzichtbar für die geplante Expedition. Doch selbst dieser Elitekämpfer ist nicht gewappnet für das, was sie dort erwartet...
Aufregende Abenteuer, blutige Action, allerlei Verrat, dunkle Magie und eine noch dunklere Atmosphäre – Das alles kann man vom „Drachenblut“-SpinOff „Hannibal Mériadec und die Tränen des Odin“ erwarten. Fans der bislang dreifach so umfangreichen Hauptreihe dürfen sich freuen, müssen allerdings ein paar Kröten schlucken, und zwar zuvorderst: Dieser Vierteiler ist zu kurz! „Drachenblut“ lebte ja besonders im ersten Zyklus davon, dass in jedem Band eine andere Nebenfigur soweit vorgestellt wurde, dass man mit ihnen mitgefiebert hat – Obwohl sie echte Unsympathen waren ;-) Da bekommt Mr. Macstone mit vier Seiten tragischer Kindheit schon das Maximum an Aufmerksamkeit, aber das reicht einfach nicht, als dass der „große Twist“ rund um ihn (siehe Beschreibung des 3. Bandes, aber keine Sorge, das ist jetzt kein epischer Spoiler :-P) und sein späteres Schicksal mehr als ein kurzes, dafür immerhin erstauntes Heben der Augenbraue bewirken würde – Ärgerlich und verschenktes Potential! Noch viel ärgerlicher ist jedoch, dass die Serie so unbefriedigend endet, wie ich es lange nicht erlebt habe: Die Geschichte ist mit den ersten Schritten auf der Zielinsel und einem Cliffhanger einfach vorbei! Die ganzen vier Bände drehen sich um die Rettung Mériadecs Freundin mit Hilfe der Tränen des Odin. Und dann erfährt man einfach nicht, ob und wie sie diese gefunden haben – Sorry, das ist schon Verarsche. Dabei geht meine Kritik ausdrücklich nicht an „Bunte Dimensionen“ (die mir teils Rezensionsmuster zur Verfügung stellten), die können ja auch nur übersetzen was da ist. Nein, hier ist die Schuld bei Jean-Luc Istin nebst Kreativteam zu suchen, denn offensichtlich hatte er ja für „Drachenblut“ und drölfzig andere Comic-Reihen mehr als genug Zeit... Ich bin so schwer enttäuscht, da fällt der Mangel an Piraten-Feeling (z.B. gibt es im Verhältnis zur Hauptreihe kaum Seegefechte oder generell Segelschiff-Szenen) schon gar nicht mehr ins Gewicht :-( Immerhin, um etwas positiver zu enden: Die Zeichnungen nebst Kolorierung gefallen mit gut und die Druckqualität der je 48 Seiten starken Hardcover-Bände ist auch sehr fein. Fazit: Was für ein Wechselbad der Gefühle! Beim ersten Band von „Hannibal Mériadec und die Tränen des Odin“ (Link) dachte ich mir noch, dass die Geschichte (auch dank mehrerer Zeitebenen) einfach nur etwas verwirrend und hastig sei. Doch dann packte mich der zweite Band mit cooler Piraten-Action; eh ich im dritten Band endlich durchstieg, da alle Handlungsmotive offenbart wurden ;-) Doch dann folgte mit dem vierten Band wieder der Absturz, denn dieses Ende ist einfach ein Schlag in die Magengrube. Schäm dich Jean-Luc, schäm dich!
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