Fans des frauenvernaschenden, schießwütigen Alphamännchen-Agenten 007 müssen sich ja schon viel zu lang und noch ein bisschen länger gedulden, bis endlich der neue Kinofilm in den Lichtspielhäuser erscheint. Aber zum Glück gibt es den kleinen Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“, der die Wartezeit mit seiner Agenten-Comicreihe „Sisco“ verkürzt :-) Im Prinzip gibt es genau zwei Dinge, die Vincent Sisco-Castiglioni vom James Bond unterscheiden: Erstens ist er als Korse nicht für den britischen MI6, sondern für den französischen DGSPPR (Direction Générale des Services de Protection du Président de la République) tätig. Und zweitens benutzt er zwar allerlei hochentwickelten technischen Firlefanz (oder hat zumindest in seiner Behörde InnendienstmitarbeiterInnen, die das Zeug für ihn benutzen), aber eben keine futuristischen Phantastereien wie Röntgensonnenbrillen und Dudelsack-Flammenwerfer. Ansonsten könnten die beiden Agenten aber Zwillingsbrüder sein: Gutaussehende Einzelgänger-Machos voller toxischer Männlichkeit, die bei ihren geheimen Missionen gern mal auf die Regeln pfeifen und denen sich die Frauen an den Hals werfen...
5. Im Auftaktband des 3. Zyklus „Kalaschnikow-Diplomatie“ (Link) muss Sisco wieder mal den französischen Präsidenten bewachen, der diesmal eine diplomatisch heikle Rede vor der UNO halten will. Denn französische Blauhelme sind im Kosovo gestorben, als sie die albanische Mafia auf frischer Tat ertappt haben... Nun hat diese natürlich etwas dagegen, dass sich die Franzosen auch noch in ihren albanischen Rückzugsorten breitmachen, sodass sie alle Hebel in Bewegung setzt, um die UNO-Rede zu verhindern. Dabei schrecken sie auch nicht vor der Entführung französischer Diplomatinnen zurück – Darunter auch Siscos Schwester, was sie letztlich ausnutzen wollen, um ihn zu einem Attentat zu erpressen...
6. Während Sisco sprichwörtlich die Pistole auf die Brust gesetzt wird, damit er zur Rettung seiner Schwester die Rede des französischen Präsidenten vor der UNO verhindert, machen sich die amerikanischen Behörden auf die Suche nach den Vermissten. Aber als echtem Selfmade-Macho geht das Sisco natürlich alles nicht schnell genug, gerade weil die Amerikaner auch keine Infos rausrücken, und so fängt er selbst an zu ermitteln. Dabei geht er in „9-Millimeter-Verhandlungen“ (Link) ohne Kompromisse vor und bringt sich ein ums andere Mal selbst in Schwierigkeiten...
Ich könnte dem dritten Zyklus jetzt die gleichen Vorwürfe machen wie dem ersten (Link) und ganz besonders dem zweiten (Link) Zyklus: Das hat man alles schon mal gesehen :-P Der Handlungsverlauf, die Figurenkonstellation, die Motivation der einzelnen Prota- & AntagonistInnen – Zu jedem Zeitpunkt kann man den weiteren Verlauf der Geschichte erahnen. Aber das muss, wie ich schon in den vorherigen Rezensionen schrieb, kein Makel sein! Denn das Kreativteam Benec & Legrain schafft hier wieder einen atmosphärisch sehr kühlen, zeichnerisch sehr ansehnlich inszenierten und noch dazu spannenden Agenten-Thriller. Der steht qualitativ in einer Reihe mit den vorherigen beiden Zyklen, zeichnet sich jedoch durch den winzigen Unterschied aus, dass er das Thriller-Untergenre vom Auftakt- zum Abschlussband überraschend deutlich wechselt: „Kalaschnikow-Diplomatie“ ist noch eher den Polit-Thrillern zuzuordnen, in denen die UNO-Rede als eine Art McGuffin dient, welche die verschiedenen Interessengruppen entweder verhindern (Mafia & zwielichtige Waffenfirma) oder ermöglichen (Sisco nebst AgentInnen-Team & DiplomatInnen) wollen. Dagegen verkommt „9-Millimeter-Verhandlungen“ eher zu einem an beispielsweise „96 Hours“ erinnernden Gegen-die-Zeit-Rachethriller, in dem sich Sisco als schießwütiger Einzelgänger durch New York ballert. Im Gesamtkontext der Reihe ist dabei bemerkenswert, dass der in sich abgeschlossene Zyklus erstmals einen deftigen Cliffhanger bereithält, der für die Reihe (in der Sisco schon so einige Male kaltblütig um sich geschossen hat) aber überraschen konsequent und logisch ist! Die Fans werden hier also wieder ihre helle Freude haben und gern die jeweils 15 € zahlen, die „Bunte Dimensionen“ (welche mir den 5. Band als Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten, den 6. Band hab ich vor Begeisterung selbst gekauft) für die 48 Seiten dicken Hardcover verlangt. Fazit: Fans von bisherigen „Sisco“-Bände (Link) und auch Fans von 007-Agentenaction werden mit dem dritten Comic-Zyklus viel Freude haben :-D
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