Wenn etablierte Kultureinrichtungen wie Museen eigene Bücher publizieren, dann handelt es sich meist ja eher um Werke für ein gehobeneres Publikum, das die gerade in den Ausstellungen betrachteten Themen noch ein wenig vertiefen will. Aber dann gibt es auch ein „Junges Museum Frankfurt“ (Link), welches sich gezielt an Kinder und Jugendliche richtet - Und das zeigt dabei nun schon zum dritten Mal mit einer historischen Graphic Novel, dass es auch anders geht... Nach der Kaiserkrönung 1742 und der zweiten Revolution 1918/19 geht es in der dritten Graphic Novel diesmal um die Frankfurter Nationalversammlung 1848. Dort traf sich erstmals ein gesamtdeutsches Parlament, welches sich letztlich aber zerstritt und sowieso an fehlenden Machtmitteln krankte. Letztlich konnte eine Konterrevolution nicht verhindert werden, sodass die Kleinstaaterei erst 1871 mit der Ausrufung des Deutschen Kaiserreiches endete. All diese historischen Erlebnisse und auch die entsprechenden Gefühle der Bevölkerung (anfangs euphorisch und voller Hoffnung auf ein geeintes Deutschland, später verzweifelt und niedergeschlagen) erlebt in „Skizzen einer Revolution“ stellvertretend die junge Frau Vera. Als Tochter aus gutem Hause verfügt sie über das Talent, in geschliffenen Worten ein mit ansprechenden Illustrationen verziertes Tagebuch zu verfassen. Dabei spiegeln ihre Skizzen & Texte nicht nur das politisch-historische Geschehen wieder, sondern auch ihre ganz persönliche Emanzipation: Denn in einer patriarchal geprägten Gesellschaft will man ihr nicht nur verbieten sich generell mit Politik oder einfach nur Tagebüchern zu befassen. Nein, man will sie auch in eine arrangierte Ehe hineinpressen, in welcher sie ein sittsames Hausfrauenleben leben soll. Entsprechend symbolisiert Vera mit ihren im Verlauf der Geschichte wechselnden Gefühlen das deutsche Volk, welches mit der Freiheit flirtet, die durch den jungen Schankburschen Georg dargestellt wird. Die Liebesgeschichte ist also eine Metapher, welche konsequent bis zum Ende durchgezogen wird: Hier hätte Vera die Chance, den Ist-Zustand mit konsequentem Revoltieren zu verändern, doch letztlich entscheidet sie sich für den „sicheren“ Weg und fügt sich brav und gehorsam dem familiären und sozialen Zwang – Das ist jetzt kein Spoiler, immerhin haben wir ja alle im Geschichtsunterricht aufgepasst, oder? ;-) Der 55 Seiten starke Hardcover-Comic, welcher vom „Zwerchfell Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) publiziert wurde, gefällt mit liebevollen Zeichnungen, bei denen es die verhältnismäßig einfachen Gesichter überraschend gut schaffen die entsprechende Stimmung herüberzubringen. Zudem gibt es einen kleinen Fakten-Bonusteil, welcher allerdings einfach genug gehalten ist, damit ihn auch SchülerInnen nach erfolgreichem Abschluss der Grundschule verstehen können. Fazit: „Skizzen einer Revolution“ (Link) ist ein gut gemachter Bildungscomic, der einen niedrigschwelligen Zugang zum Thema der Frankfurter Nationalversammlung bietet.
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