Das Wiederaufleben von etablierten Popkultur-Marken, also auch geliebten Comic-Figuren, geht immer auch einher mit einer gewissen Skepsis der alteingesessenen Fan-Bubble. So war es etwa bei „Asterix“, den ich gerade für einen der zukünftigen Podcasts rezensiert habe, und so war es auch bei „Rick Master“. Ehemals vom Kreativduo Tibet & Duchâteau langjährig produziert, setzen nun Zidrou & van Liemt die Geschichten rund um den titelgebenden Investigativjournalisten fort. Das hat auch mehrfach wirklich gut geklappt, ich schwärme ja immer noch vom Wirtschaftskrimi „Der perfekte Mord“ (Link), aber bereits im letzten Band „Kommissar Griot“ (Link) gab es eine Menge schwerwiegender Kritikpunkte. Mal schauen, ob die Reihe nun zu alter Stärke zurückfindet... Ganz Frankreich ist im Wettfieber, denn zahlreiche sportliche Ereignisse warten nur darauf, dass man sein Taschengeld verspielt ;-) Ganz aktuell ist die Pferderenn-Saison, was ein großer Spaß gleichermaßen für Arm und Reich ist. Aber diese Saison geht es nicht fair zu, denn irgendwer erschießt während der Rennen immer wieder Ross und Reiter! Kommissar Bourdon hechelt dem Mörder immer wieder hinterher und kann jeder mal nur noch die Leichen einsammeln... Und das trotz eines Informanten, der rasch auf die Spur der Wett-Verschwörung kommt, dann aber auf eigene Faust ermittelt. Und trotz seiner Nichte Nadine, die sich undercover ins Jockey-Milieu einschleicht und somit in Lebensgefahr begibt! Aber was macht eigentlich unser Titelheld? Ist das nicht eigentlich ein Fall nach seinem Geschmack? Ja, eigentlich schon, und natürlich rettet er am Ende auch wieder den Tag. Vorher ist er aber mit privaten Dingen beschäftigt, denn sein eingeknasteter Papa bietet zufälligerweise Informationen über die gesuchte Mörderbande – Natürlich im Austausch gegen eine bevorzugte Behandlung. Nur leider gefällt den Verbrechern so ein Spitzel mal so gar nicht... Und dann passieren halt eben genau die Dinge, die eben in einem „Rick Master“-Krimi passieren. Prinzipiell funktioniert das Konzept auch wieder, gerade in der ersten Hälfte des 48 Seiten dünnen Comics ist man sehr in die Geschichte investiert. Aber dann wird das Verbrechen(snetzwerk) langsam klarer und man fragt sich, ob mit dem Autor Zidrou nicht – und man verzeihe mir diesen hier sehr passenden, aber auch sehr flachen Wortwitz – die Gäule durchgegangen sind! Ab hier muss ich leider ein paar Spoiler einfließen lassen! Daher verweise ich diejenigen „Rick Master“-Fans, welche den Comic noch lesen wollen, direkt zum Fazit... Okay, alle weg? Die Verbrecherorganisation, welche tödliche Sportwetten abschließt (also z.B. welche Reitpferde und Jockeys werden beim Pferderennen in welcher Reihenfolge erschossen), besteht aus einer Bande blinder und sehbehinderter Menschen. Das wird spätestens dann unglaubwürdig, wenn eben jene Blinden nicht nur ihr komplexes Netzwerk organisieren – mit Gehirnschmalz und Braille-Schrift geht das problemlos, fragt dazu gern mal meinen blinden Podcast-Partner André (Link) – sondern wenn einer von ihnen auch noch als Heckenschütze arbeitet, weil er nämlich so sehbehindert ist, dass er quasi wie MARVEL-Superheld „Daredevil“ über Nachtsicht verfügt! Also wieder so ein kleines Fantasy-Element, wie schon im vorherigen Band, welches sich zumindest nach meinem Geschmack nicht in das eigentlich realitätsnahe und damit biedere 1970er Setting einfügt... Keine Ahnung, ob es diese Fantasy-Schlenker auch schon in der Original-Serie gab, aber da der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) mittlerweile schon beim sechsten Band angekommen ist, scheint es für diese Neuauflage – die aussieht wie das das Original und auch eine entsprechend „historische“ Atmosphäre versprüht – ja noch genug Comic-Begeisterte zu geben ;-) Fazit: Langsam bin ich in großer Sorge! „Die neuen Fälle des Rick Master #6 Die Todeswette“ (Link) ist zwar immer noch so unterhaltsam, dass man den dünnen Band in einem Rutsch durchliest. Die Qualität des Krimi-Plots fällt aber nun zum zweiten Mal in Folge langsam ab!
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