Als ich letztes Jahr meinen Gastauftritt beim „SplitterCast“ (Folge 2, Link) vorbereitete, zeigte sich der Moderator Max ziemlich erstaunt, dass ich bei all meiner Liebe zu SciFi-Comics, -Filmen & -Rollenspielen doch bisher fast alle Klassiker verschmäht hatte. So auch Frank Herberts berühmten „Dune“-Zyklus, von dem mich weder die mittelprächtige 2000er Mini-Serie noch der zugegebenermaßen ziemlich stylische Kino-Trailer der bald erscheinenden Verfilmung begeistern konnte. Aber vielleicht kann mich ja diese Comic-Umsetzung, welche bewusst sehr nah am literarischen Original liegt, von diesem Klassiker begeistern... 

 
Der Wüstenplanet Arrakis ist für den Fortbestand des zahlreiche Planeten umspannenden Imperiums von elementarer Bedeutung, denn die dort geerntete Droge „Spice“ ist zwingend für die Navigation während interstellaren Raumflügen notwendig. Bisher wurde Arrakis von dem verkommenen Fürstenhaus der Harkonnen verwaltet, doch nun übertrug der Imperator die Lehensherrschaft an das Fürstenhaus der Atreides. So wirklich wollen die Harkonnen, die zudem heimlich die Unterstützung des Imperators genießen, den Planeten dann aber doch nicht abgeben, weswegen sie eine weitreichende Intrige planen. Herzog Leto I. versucht diese Intrige auf sein Fürstenhaus abzuwenden und inszeniert sich zudem als wesentlich diplomatischerer Lehnsherr, der mit den Fremen (Arrakis-EinwohnerInnen) die Vision eines fruchtbaren Planeten teilt. Sein Sohn Paul Atreides muss sich derweil nicht mit all den hohen Erwartungen auseinander setzen, die auf ihm lasten, sondern auch noch einen heimtückischen Harkonnen-Anschlag überleben... „Dune“ ist ein SciFi-Klassiker, ein echtes Mammutwerk voller Intrigen und zahlreicher Interessensgruppen. Wenn man diesen ersten Comic-Band aufschlägt, der laut Vorwort des Autorensohns Brian Herbert besonders nah am Original sein sollte, dann wird man auf den ersten paar Dutzend Seiten von allerlei Figuren und „Fachbegriffen“ erschlagen. Ich gebe zu, das hat meine Lesemotivation im ersten Moment doch leicht getrübt. Doch spätestens, wenn das gesamte Atreides-Fürstenhaus dann auf dem Wüstenplaneten angekommen ist, schält sich so langsam ein roter Faden heraus und man versteht, wie viele der bisher oft nur angedeuteten Handlungsstränge zusammengehören. Das war für mich eine sehr positive Überraschung und ich war dann tatsächlich richtig drin in der Geschichte, die mich – leichter Spoiler – irgendwie an die 1. „Game of Thrones“-Staffel erinnerte: Viel Gelaber, ein wenig Action, aber letztlich sich am Ende die Guten die Gelackmeierten :-P Passend zu dem kreativen Ansatz, möglichst nah am literarischen Original zu bleiben, nimmt sich die zeichnerische Umsetzung sehr zurück. Denn bis auf einige wenige Panels (z.B. den Sandwurmangriff, den vermutlich auch Nicht-KennerInnen sofort assoziieren, sobald sie „Dune“ hören) sieht das alles arg unspektakulär aus. Wobei das vielleicht auch daran liegen könnte, dass oft zu viele Panels auf eine Seite gequetscht wurden – Größere Zeichnungen wären vermutlich wesentlich eindrucksvoller gewesen, dann wäre der Comics aber sicherlich nicht „nur“ 176 Seiten dick ;-) Nichtsdestotrotz, bereits dieser Auftaktband ist ein kleines Mammutwerk, da hat sich der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) eine tolle Lizenz ins Haus geholt. 

 
Fazit: Ich hab beim „Dune“-Auftaktband (Link) zwar ein paar Seiten gebraucht, um mit der dialoglastigen Geschichte und der sehr soliden, aber auch sehr unspektakulären Präsentation warm zu werden – Dann aber hat mich dieser Comic in seinen Bann gezogen! Gerade LeserInnen wie ich, welche die literarische Vorlage nicht kennen, sollten hier unbedingt mal einen Blick drauf werfen :-)

Tags