Die Krimi-Anthologie „7 Detektive“, in welcher der Comic-Autor Herik Hanna insgesamt sieben in sich abgeschlossene Kriminalfälle aus den unterschiedlichsten Genres erzählt, hat mittlerweile eine ganze Reihe an Fans gewonnen. Zu denen würde ich mich nach einem eher schwachen Auftaktband (Link) und einer sehr ordentlichen Fortsetzung (Link) zwar noch nicht zählen – Aber allein der Titel des 3. Bandes „Das Spukschloss in Schottland“ klingt schon so vielversprechend, dass ich die Reihe einfach weiterlesen musste ;-)
Nach einem Ausflug in das Hardboiled-Genre nähert sich dieser Band nun wieder dem Anthologie-Auftakt an: Kurz nach dem ersten Weltkrieg, genauer im Jahr 1922, geht es wieder um ein Adelsfamilien-Drama in der beschaulichen Provinz Großbritanniens. Wobei, so beschaulich ist es diesmal gar nicht, denn der Ort der Handlung ist ein auf einer einsamen Insel gelegenes Anwesen, welches von einem fürchterlichen Sturm heimgesucht wird. Und von einem Geist – Und genau das ist der Grund, warum der ebenso berühmte wie eitle Ernest Patisson seine Ermittlungen aufnimmt: Die Ehefrau eines alten Kriegskameraden, dessen Familie das Anwesen seit Generationen gehört, ist angeblich besessen von einem boshaften Geist. Und auch der Hausherr höchstselbst scheint langsam die Nerven zu verlieren... Kaum angekommen, wird aus dieser Geisterjagd jedoch eine Mordermittlung! Nur neun Menschen befinden sich in diesem einsamen Anwesen auf dieser von der Außenwelt abgeschnittenen Insel. Und einer von ihnen startet eine Mordserie... Oder war es doch der ominöse Geist, der des Nächtens die Türen auf- & zuschlagen lässt?
Ich will gleich mal das Fazit vorweg nehmen: „Das Spukschloss in Schottland“ ist der erste Band der Anthologie, der mich wirklich begeistert. Denn hier stimmt einfach alles! Erstens ist der Kriminalfall wirklich spannend: Aus einer anfänglichen Geisterjagd wird eine spannende Serienmörderjagd, bei der die LeserInnen miträtseln können, wer denn nun der bzw. die Schuldige ist. Und wer das nächste Opfer wird... Vielleicht der von Verbrechen faszinierte Neffe? Die hübsche Köchin, auf die der Hausherr ein Auge geworfen hat? Der zwielichtige Familienanwalt? Hat die vom bösen Geist besessene Ehefrau ihre Mordlust entdeckt? Oder befindet sich noch eine unbekannte zehnte Person auf der Insel? Letztendlich beschert die Lösung den LeserInnen erst fleißiges Zurückblättern und dann einige Aha!-Momente. Denn wenn man ein wenig um die Ecke denkt und die Comic-Panels genau betrachtet bzw. aufmerksam liest, kann man den Tathergang vielleicht sogar etwas früher lösen – Ein eindeutiger Pluspunkt, denn nichts ist bei einem Krimi störender als eine völlig abwegige Lösung, die ohne jegliche Hinweise aus dem Hut gezaubert wird.
Zweitens unterhält die Geschichte mit interessanten ProtagonistInnen. Logisch, bei 56 Seiten kann man jetzt keine tiefgreifenden Charakterdramen erwarten, aber doch bekommen selbst die Nebenfiguren ein klares, wenn auch manchmal eindimensionales, Profil. Die Hauptfigur Ernest Patisson selbst erinnert dabei mit ihrer „Nur ich bin klug genug um den Fall zu lösen, also nervt mich nicht!“-Attitüde ziemlich eindeutig an Sherlock Holmes, was ich ihr dem Genre entsprechend aber nicht ankreiden möchte. Und drittens ist dieser Comic, wie schon alle bisherigen Bände der Anthologie, wirklich nett anzusehen. Gerade die regnerischen Außenszenen sind ungemein atmosphärisch und lassen mich gut nachvollziehen, dass die Insel bei diesem Sturm von niemanden betreten oder verlassen werden kann :-) Wie es sich für den „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gehört, ist die Druckqualität wieder über jeden Zweifel erhaben. Krimifans dürfen hier also mit gutem Gewissen die 16 € für das Hardcover zahlen.
Fazit: Nach einem schwachen Auftakt und einer sehr ordentlichen Fortsetzung liefert der Autor Herik Hanna, gemeinsam mit den Künstlern Ceyles & Lou, mit „7 Detektive #3 Das Spukschloss in Schottland“ (Link) diesmal einen rundum gelungenen Kriminalfall :-D