„Leg doch mal das Handy weg!“ ist ein Satz, den viele Eltern sicher schon öfters gesagt haben – Mittlerweile gibt es in meinem Bekanntenkreis schon Zweijährige, die relativ zielsicher das neuste „Peppa Wutz“-Youtubevideo finden ;-) Die österreichische Spieleschmiede „rudy games“hat sich zur Aufgabe gemacht, die handysüchtige Generation zurück an den familiären Brettspieltisch zu holen. Und zwar nicht, indem das Handy verteufelt wird, sondern indem man es konsequent in den Spielablauf einbindet. Das hat einige Male schon sehr gut funktioniert (man denke an das großartige Familienspiel „INTERACTION“ (Link)) und so war ich mir im vornherein recht sicher, dass mich auch „Carrera Crazy Driver“ (ausgestattet mit einer zugkräftigen Lizenz) begeistern würde. Ob das wirklich geklappt hat? In „Carrera Crazy Driver“ geht es um vier tierische RennfahrerInnen, die auf verrückten, mit allerlei Hindernissen gespickten Rennstrecken um die Wette fahren. Also im Prinzip ein klassisches Wettlaufspiel, bei dem man stupide mit dem besseren Würfelglück als Erste(r) ins Ziel gelangt? Fast, denn einige clevere Regelaspekte (u.a. die Gangschaltung, die Fähigkeiten der RennfahrerInnen und die „Lebenspunkte“ der Fahrzeuge) und verschiedene Minispiele lockern das Wettrennen merklich auf. Der Spielaufbau und Regeleinstieg ist dabei super simpel, denn die gut funktionierende Handy-App (lief im Test stabil und Bug-frei auf einem Android-Smartphone der unteren Mittelklasse) erklärt Schritt für Schritt, was man hier eigentlich machen muss ;-) Der eigentliche Spielablauf ist dabei sehr simpel: Erst schaltet man, wie bei einem echten Auto, die Gänge hoch oder runter, dann ermittelt man die Bewegungsreichweite (Gangschaltungswert + W6-Probe). Anschließend fährt man so viele Felder vorwärts, wie man ermittelt hat. Dabei gibt es allerlei Dinge zu beachten, etwa die maximale Geschwindigkeit in Kurven oder auch spezielle Sonderfelder, die beispielsweise Aktionskkarten freischalten oder Mini-Spiele auslösen. Letztere sind sehr simpel gehalten und absolut kindgerecht, beispielsweise muss man Pusteblumen wegblasen (und ja, das sieht echt bescheuert aus, wenn man ins Handy bläst :-P), Stein-Schere-Papier gewinnen, den Handybildschirm auf bestimmte Arten berühren oder im richtigen Moment loslassen. Je nachdem, wie man sich so schlägt, bekommt man meist einen Bonus (z.B. weitere Felder vorrücken) oder eine Strafe (Schäden am Wagen). Zudem dürfen alle SpielerInnen während ihres Spielzuges eine ihrer vier Fähigkeiten (besser schalten, schneller geradeaus oder in einer Kurve fahren, jemanden abdrängen) benutzen, indem sie eine W12-Probe gegen ihren entsprechenden Charakterwert würfeln, sowie eine Aktionskarte ausspielen. Außerdem darf einmal während des Rennens die Spezialaktion der Spielfigur genutzt werden. Ansonsten sind noch die Fahrzeugschäden relevant, die man beispielsweise erhält wenn man zu rasch in die Kurve reinrast oder wenn man von fiesen MitspielerInnern abgedrängt wird. Die führen dann zu einem kaputten Rennwagen, den man man – natürlich per App-Minispiel – reparieren muss. Tja, und das war es dann eigentlich auch schon :-) „Carrera Crazy Driver“ ist also so regelleicht, dass man es wirklich schon, wie von „rudy games“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) beworben, mit Achtjährigen spielen kann. Die stabile Pappbox ist prall gefüllt mit Spielmaterial, beispielsweise enthält sie 32 doppelseitig bedruckte Rennstrecken-Hexagone, sechs Sonderfeldmarker, vier Spielertafeln plus dazugehörigen Holzmarkern, zahlreiche Spielkarten und vier Rennautos. Letztere sind ein wenig enttäuschend, da hätte ich mit bei so einer tollen Lizenz doch etwas mehr erwartet als bunte Plastikklumpen :-( Das ist, was das Spielmaterial angeht, aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Ein weiterer Kritikpunk ist, dass man (zum Zeitpunkt der Testspiele) nur auf vorgefertigten Strecken fahren kann. Die sind zwar abwechslungsreich aufgebaut, aber ein Strecken-Editior würde den Wiederspielbarkeitsfaktor sicherlich noch beträchtlich erhören. Auch so bekommt man aber genug Spielspaß fürs Geld: Mit ca. 35 € geht „Carrera Crazy Driver“ für ein spontanes Weihnachtsgeschenk noch in Ordnung, mit etwas Glück kriegt man es aber auch schon für unter 30 €. Fazit: Tja, die Jungs & Mädels von „rudy games“ haben es schon wieder geschafft, einen spaßigen Handyspiel-Brettspiel-Mix zu kreieren. Aufgrund der kindlichen Aufmachung und der einfachen Regeln & Minispiele ist „Carrera Crazy Driver“ (Link) sicherlich eher für ältere GrundschülerInnen geeignet und weniger für erwachsene Hardcore-Nerds, doch die handysüchtige Jugend wird hier zweifelsohne einige spaßige Spieleabende verbringen :-)