Die Orkpapa-Geschichten aus der Feder von Autor & Zeichner Rudolf Eizenhöfer gehören zu den großartigsten Phantastik-Kinderbüchern, die ich in meinem Blog jemals besprechen durfte. Aber so süß die Abenteuer des kleinen Orks und seines alleinerziehenden Papas auch waren, es blieb doch immer die große Frage, wo denn die Orkmama sei? Mit dem sechsten Band wird diese Frage nun endlich beantwortet! Eines Tages wacht der kleine Ork auf und stellt sich die Frage, wo denn eigentlich seine Mama ist. Kurzentschlossen macht er sich auf die Suche und klappert dabei erst einmal seine FreundInnen (u.a. der Goblin und die Elfenprinzessin) ab – Denn die absolute nachvollziehbare Kinderlogik lautet, dass wenn der kleine Ork mit jemandem befreundet ist, auch entsprechend die Eltern befreundet sein müssen. Und in der Tat kennen alle Erwachsenen die Orkmama und können auch nur Gutes über sie berichten. Wo genau sie aber steckt, dass wissen sich alle nicht, und so schicken sie ihn einfach einmal quer durch die Eizenhöfer‘sche Fantasywelt… Letztlich findet er seine Orkmama dann doch (kein Spoiler, sieht man ja schon auf dem Titelbild ;-)) – Ende gut, alles gut? Wohl kaum, denn dass sie so lange fort von ihrer Familie ist, hat einen für die gesamte Fantasywelt elementar bedeutsamen Grund! Nun ist es ja kein Geheimnis, dass ich die Phantastik-Kinderbücher von Rudolf Eizenhöfer immer wieder mit großer Begeisterung lese. Klar, die Zeichnungen sind einfach mega knuffig, aber sehr oft versteckte der Autor & Zeichner auch noch ein paar ernsthafte Erwachsenenthemen hinter der zuckersüßen Fassade (ungeschlagen etwa die kindgerechte Thematisierung von Drogenkonsum & Kindeswohlgefährdung im 3. Band „Orkpapa & Elfenprinzessin“ (Link)). Aber, so viel Ehrlichkeit muss auch sein, die letzten beiden Bände waren inhaltlich dann doch etwas flacher und auf den schnellen Witz bedacht. Und tatsächlich hatte ich auf den ersten Seiten dieses Bandes auch die Sorge, dass es jetzt so weitergehen würde, denn gut die Hälfte der Geschichte (nämlich die Suche nach der Mama) besteht einfach nur aus dem Abklappern verschiedener Handlungsorte/-personen, welche man aus den vorherigen Bänden kennt – Quasi Fanservice deluxe, der (zusammen mit dem ausgesprochen befriedigenden Ende) bei den LeserInnen den Eindruck hinterlässt, als handle es sich hier um das große Finale der Orkpapa-Saga oder wenigstens dem Ende der ersten Staffel. Aber plötzlich, wenn der kleine Ork (im wahrsten Sinne des Wortes) in die Wüste geschickt wird, nimmt die Geschichte immens an Dramatik zu! Nicht nur, dass er mit der vielleicht größten Lebensgefahr der gesamten Reihe konfrontiert wird, es kommt auch zum Wiedersehen mit der Orkmama. Ein herzlicher Moment, der nach ein paar Seiten an Tiefgründigkeit gewinnt, als man den Grund für ihre Abwesenheit erfährt: Die Orkmama hat sich dem höheren Wohl verschrieben, ohne ihren Einsatz würde die gesamte Märchenwelt unter der Terror-Herrschaft der Drachen leiden… Es geht hier auf der Meta-Ebene also um das Opfer des privaten Glücks zum Wohle der Allgemeinheit – Einer Thematik also, die mich als Krankenpfleger an der Corona-Front (man höre dazu auch meinen Krankenhauspodcast (Link)) emotional besonders anspricht. Dabei ist die Thematisierung der Trennung von der Familie zum Wohle dieser (egal ob Schutz vor Drachen in der Fantasywelt oder das Heilen von Krankheiten und schnödes Geldverdienen in der echten Welt), besonders auch über einen langen Zeitraum oder gar Ländergrenzen hinweg, ein echtes Anliegen des Autors/Zeichners – Unumwunden kann man dieses Phantastik-Kinderbuch aufgrund Rudolfs Biografie daher unter dem Label #OwnVoices firmieren lassen, auch wenn die Drachen in der Realität eher als Metaphern zu verstehen sind ;-) Zeichnerisch sieht „Meine Mama ist ein Ork!“ wieder hervorragend aus, richtig schön knuffig und kindgerecht, und auch die Texte sind so einfach verständlich formuliert, dass selbst Kindergartenkinder ihre Freude daran haben werden. Zudem passt die Druckqualität vom „Schwarze Ritter“-Verlag (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) wieder, sodass man die 12,90 € für das 52 Seiten starke Hardcover (inkl. Ausmal-Bonuscontent) gern zahlt. Fazit: „Meine Mama ist ein Ork!“ (Link) fühlt sich an wie das großartige Finale einer großartigen Kinderbuch-Serie. Sollte es wirklich das Finale sein, dann ist es das emotional ergreifendste und zugleich befriedigendste Finale, dass ich je im Kinderbuchbereich gelesen habe!
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