Nachdem ich mich vorgestern für den fast schon an eine Dokumentation erinnernden Flieger-Comic „Kriegsschatz“ (Link) begeistern konnte, war ich natürlich gespannt, ob der dritte Teil ebenfalls diesen nüchternen Stil beibehalten würde oder ob es wieder in die actiongeladene Politthriller-Richtung der Auftaktbandes „Präsentation Alpha“ (Link) ginge....
Ein Jahr nach der nur teilweise erfolgreichen Goldtransport-Abfangmission in einem fiktiven nordostafrikanischen Wüstenstaat befinden sich die elitären KampffliegerInnen des Jagdgeschwaders „1/7 Provence“ noch immer im Krieg gegen den Terror. Diesmal jedoch am Hindukusch, wo sie einen abgestürzten Spionagesatelliten zerbomben sollen. Denn dieser verfügt über die allerneuste französische Spitzentechnologie, die unter gar keinen Umständen in die Hände der Taliban (oder noch schlimmer, der Chinesen oder Russen!) fallen soll. Doch weil die Gefahr von Kollateralschäden besteht, brechen Hauptmann Tom Nolane und Hauptfrau (nein, immer noch Hauptmann ;-)) Jessica Nate den Einsatz ab. Und so passiert das Unglück: Die Taliban bergen den Weltraumschrott. Rasch erkennen sie den wahren Wert ihres Fundes. Gleichzeitig macht sich (gefühlt) die halbe französische Armee auf die Suche – Doch rasch müssen sie feststellen, dass ihnen das gleiche Schicksal wie den Sowjets droht, welche vor einigen Jahrzehnten, trotz einer deutlichen Übermacht, den Krieg gegen die Taliban mit Schimpf und Schande verloren...
Der dritte Band „Operation Nexus One“ fühlt sich erzählerisch an wie eine Mischung aus dem ersten und dem zweiten Band. Was schon einmal eine tolle Sache ist, denn beide Bände fand ich wirklich unterhaltsam ;-) Glücklicherweise orientiert sich ein Großteil der Geschichte mehr am zweiten Band „Kriegsschatz“, daher an einer fast schon dokumentarischen Darstellung des Luftkrieges über dem Hindukusch. Mehr noch als im Vorgängerband bekommen die hochgerüsteten französischen Elitekrieger hier ernsthafte Probleme gegen eigentlich recht altbacken ausgerüstete, dafür aber gut versteckte Terroristen. Im letzten Viertel des Bandes erinnert die Geschichte aber zunehmend an den Auftaktband „Präsentation Alpha“: Die PilotInnen sitzen mal nicht in ihrem Flieger, sondern genießen ihre Freizeit – Bis einer von ihren von einer sexy Verführerin entführt wird und das gesamte Team, schwer beschossen von allerlei Terroristen und Geheimagenten, im „James Bond“-Style durch den Feierabendverkehr rast... Ja, das ist jetzt noch immer nicht so drüber wie die finale Fliegerszene aus dem ersten Band (Jagdflieger durch die Häuserschluchten einer Wolkenkratzer-Metropole, direkt mit Höchstgeschwindigkeit unter einem Helikopter durch, verfolgt von Luftabwehr-Raketen), aber es fühlt sich doch ein wenig wie ein Fremdkörper an in einer Reihe, die sich eher über ihren Realismus definiert. Spaßig ist das aber allemal :-D
Wirklich viel Charakter-Story gibt es auch in diesem Band nicht, wieder steht das Kriegsgerät im Vordergrund. Und das wird, diesmal von Éric Loutte, wieder akkurat in Szene gesetzt. Da ist es umso ärgerlicher, dass der kleine Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) auf den Backcovern/Buchrückseiten der gesamten Reihe wahrscheinlich die hässlichsten Zeichnungen der beiden ProtagonistInnen aufgedruckt hat, die er finden konnte (oder vielleicht ist es im französischen Original auch so, aber das macht es halt nicht besser :-() – Zumindest in meinem Comicladen sind die Comics immer eingeschweißt und wenn ich mich also nur auf die Backcover verlassen müsste, dann wäre diese wirklich großartige Serie total an mir vorbei gegangen. Also liebe LeserInnen, greift zu, der Preis von 15 € für 48 Seiten geht voll in Ordnung :-) Anzumerken ist jedoch noch, dass dies der erste Band der Reihe ist, der mit einem Cliffhanger endet. Der Folgeband „Treibjagt in Afghanistan“ (Link) erscheint Ende diesen Jahres.
Fazit: Auch wenn ich nicht ganz so begeistert bin wie vom zweiten Band, hat mich „Team Rafale #3 Operation Nexus One“ (Link) mit einer spannenden und glaubwürdigen Darstellung des Luftkrieges über dem Hindukusch doch sehr gut unterhalten. Fans der Reihe dürfen bedenkenlos zugreifen!