Es ist schon fast zwei Jahre her, dass ich der französischen Kampfflieger-Comicreihe „Team Rafale“ einen kraftvollen Start attestierte – Und das, obwohl ich solcher Militärgeräte-Pornografie ja grundsätzlich erst einmal mit einer gewissen Grundskepsis begegne. Entgegen dem bitterernsten, ultrarealistischen Selbstverständnis dieser Serie bot der Auftaktband „Präsentation Alpha“ (Link) dann jedoch einen eher auf bombastische Action getrimmten Politikthriller, was meiner Lesefreunde keinen Abbruch tat (oder vielleicht war sie deshalb so groß?). Jedenfalls war ich mehr als gespannt, ob die Fortsetzung „Kriegsschatz“ nun auch wieder auf dezent überdrehte Action oder doch auf den von der Werbung versprochenen Realismus setzen würde... Am 11. September 2001 transferierte die Terror-Gruppe Al Waidah ihren gewaltigen Goldschatz von 800 Millionen $ aus Afghanistan herüber in den beschaulichen Wüstenstaat Budjan. Sechs Jahre später ist die Zwecksehe zwischen den Islam-Terroristen und der Wüsten-Diktatur jedoch brüchig, sodass das Gold nun ins naheliegende Botswalie gebracht werden soll – Wem diese Länder nichts sagen, das sind fiktive Staaten auf dem Gebiet von Äthiopien und Eritrea. Jedenfalls blockiert eine amerikanische Trägerflotte den Seeweg, sodass der Transport mit LKWs und Helikoptern quer durch die nordostafrikanischen Gebirgszüge erfolgen muss. Und hier kommen nun die mutigen PilotInnen des real existierenden französischen Jagdgeschwaders „1/7 Provence“ ins Spiel: Im Zusammenspiel mit Spezialeinheiten und der Luftüberwachung sollen sie den Gold-Transfer verhindern. Was leichter gesagt als getan ist, denn erstens bieten die verwinkelten Gebirgszüge den Terroristen hervorragend Deckung. Und zweitens haben sie für die Eskorte keine Kosten und Mühen gescheut und den besten Söldner-Jagdpiloten angeheuert, den man für diesen Job bekommen kann. Und tatsächlich kennt der wirklich einige richtig fiese Tricks, denen schon bald die ersten Piloten zum Opfer fallen... Das war es jetzt auch schon mit der Handlung. Anstatt einem Politikthriller mit verschiedenen AkteurInnen gibt es in diesem zweiten Band quasi einen einzigen, dafür sehr ausführlich erzählen Kampfeinsatz, bei dem die handelnden Figuren sich quasi nur durch ihr Flugzeugmodell unterscheiden. Das klingt jetzt vielleicht langweilig, das ist es aber absolut nicht! Das ständige Katz-und-Maus-Spiel zwischen den technisch hochgerüsteten Franzosen, die ihre militärische Überlegenheit durch das zerklüftete Einsatzgebiet aber kaum ausspielen können, und den auf Finten und Fallen setzenden Terroristen entfalten rasch seinen ganz eigenen Reiz. Da die gezeigten Einsatzabläufe, Taktiken und Fliegermanöver wirken, im Gegensatz zum im Finale arg überdrehten Vorgängerband, durchweg realistisch – Tatsächlich erinnert dieser zweite Band trotz spannender Luftkämpfe weniger an Fliegeraction à la „Top Gun“ als vielmehr an eine großartig inszenierte Flieger-Dokumentation, wie man sie tagtäglich mitten in der Nacht auf „N24 DOKU“ und „WELT TV“ anschauen kann :-D Entsprechend diesem Doku-Stil kommen die handelnden Figuren arg kurz (zum Glück gab es im Vorgängerband ein wenig Charakter-Story, sonst hätte ich absolut nicht gewusst, wer hier wer ist), aber der Fokus solcher Flieger-Comics liegt ja eh auf dem Kriegsgerät :-P Und das hat Matthieu Durand mal wieder großartig in Szene gesetzt. Daumen hoch dafür, genau wie für die tolle Druckqualität vom „Bunte Dimensionen“-Verlag (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Der verlangt für 56 Seiten glatte 16 €, was bei so einem spannenden Hardcover-Comic durchaus in Ordnung geht. Fazit: Während der Auftaktband noch über eine gewisse Dissonanz zwischen dem eigenen Selbstverständnis (ernster Realismus) und der tatsächlichen Geschichte (knallige, teils überdrehte Action) stolperte, begeistert „Team Rafale #2 Kriegsschatz“ (Link) mit einem glasklaren Fokus auf eine absolut glaubwürdig dargestellte Antiterror-Fliegermission. Einer der besten Flieger-Comics, die ich bisher gelesen habe :-D
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