„New Hong Kong Story“ (Link) hat sich mit einer gehörigen Portion Asiafilm-Nerdwissen, vor allem aber mit durchweg guten und massiv ausgestatteten OneShot-Abenteuern, ziemlich rasch in mein kleines Rollenspieler-Herz geschlichen :-) Mit „The Daring Kang Brothers and the Temple of Nightmares“ hatte ich nun das bisher ambitionierteste Drehbuch (also Abenteuer, aber wird sind ja beim Film, deswegen gibt es hier auch SchauspielerInnen anstatt Rollenspiel-HeldInnen ;-)) vor mir liegen und da war ich natürlich gespannt, ob das kleine Indie-Entwicklerteam die hohe Qualität der Vorgänger halten würde... Der Abenteuerband enthält gleich zwei Drehbücher, wobei man den titelgebenden Film „ The Daring Kang Brothers and the Temple of Nightmares“ wohl idealerweise als asiatische Kopie eines „Indiana Jones“-Abenteuerfilms bezeichnen darf – Was keinesfalls despektierlich gemeint ist, ganz im Gegenteil: Bereits beim Lesen des Drehbuchs hat man die berühmte Titelmelodie im Kopf und man fühlt sich wohlig an die ersten drei (also die guten :-P) Filme rund um den peitschenschwingenden Archäologen erinnert. Aber worum geht es eigentlich genau? Hongkong 1930: Die SchauspielerInnen, welche die Entourage rund um den Geschichtsprofessor Kang Chao verkörpern, werden Zeuge eines Überfalls. Kultisten stürmen eine festliche Gala, um ein mysteriöses Pergament und eine wertvolle Tontafel zu erbeuten. Als sie letztere dort nicht finden, hinterlassen sie bei ihrer weiteren Suche eine Schneise der Verwüstung. Als deshalb auch noch Prof. Changs guter Freund Prof. Bixby ermordet wird, jagen ihnen die SchauspielerInnen hinterher – Einmal quer durch China bis hinein in die alptraumhaften Traumlande! Das Drehbuch enthält vier Kapitel, in denen sich recht einfach gehaltene, eher lineare Ermittlungsphasen mit mitunter brachialen Actionszenen (z.B. der Kampf in einem abstürzenden Flugzeug) abwechseln. Wie in einem guten Abenteuerfilm geht die Geschichte dabei recht stringent vorwärts, sodass man die Kultisten nach zwei Spielabenden problemlos besiegt haben sollte. Die Beschreibungen der einzelnen Kapitel, aber auch der verschiedenen Haupt- und Nebenrollen, sind dabei angenehm kurz gefasst, sodass erfahrene RegisseurInnen beziehungsweise SpielleiterInnen hier vollkommen problemlos durchleiten sollten. Spielleitungsneulinge hätten sich hier aber sicherlich über ein paar konkrete Hinweise („Wenn X versucht wird, lasse auf Y würfeln, damit Z passiert“) oder sogar Vorlesetexte gewünscht. Dank der umfangreichen Handouts sollte man aber, und das schreibe ich aus meiner Perspektive als eher wenig erfahrener und tendenziell mittelbegabter Spielleiter, trotzdem gut zurechtkommen :-) Als Bonus zum Hauptfilm gibt es mit „Under Pressure“ ein weiteres Drehbuch. Hier kann man einen kurz(weilig)en B-Movie rund um eine Elite-Polizeieinheit runterdrehen, die ein von Dutzenden Gangstern bewachtes Drogenlabor stürmen soll. Um es kurz zu machen: Das ist quasi ein Asiafilm-“Call of Duty“ oder, da wir ja beim Film sind, ein geistiger Verwandter von „The Raid“ - Und sind wir ehrlich, das sind jetzt nicht die schlechtesten Vorbilder ;-) Sobald die Mission beginnt (die man entweder auf Zeit oder auf Punktejagd spielen kann), passieren ständig neue (Kampf-)Herausforderungen – In den zwei bis vier Stunden, die der Film dauert, kommen die SchauspielerInnen quasi nicht zum durchatmen :-D Wer sich für eine Aneinanderreihung von Gun-Fu-Herausforderungen begeistern kann, ohne jetzt eine epische Handlung zu erwarten, wird hier sehr gut bedient. Die eher zweckmäßige Abenteuerbeschreibung teilt sich „Unter Pressure“ mit allen anderen „New Hong Kong Story“-Drehbüchern, aber das geht, gerade aufgrund der zahllosen hilfreichen Handouts, völlig in Ordnung. Und wo wir gerade beim Thema Handouts sind, da trumpft der kleine Indie-Verlag „Black Mask“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) richtig auf: Man bekommt nicht nur das 106 Seiten starke Drehbuch in Spiralbindung, sondern auch noch acht bunte DIN-A3-Battlemaps, einen Equipmentblock, acht Polaroids, Charaktermappen und Pappplättchen zum Ausschneiden. Ich bin ja immer recht geizig, aber die geforderten 23 € gehen hier halt wirklich voll in Ordnung! Fazit: Ich will es kurz machen: „New Hong Kong Story: The Daring Kang Brothers and the Temple of Nightmares“ (Link) ist der beste Abenteuerband der gesamten Reihe!