Während der kleine Comicverlag „Bunte Dimensionen“ im SciFi-/Cyberpunk-Bereich regelmäßig tolle Geschichten abliefert, schwankte die Qualität im (historischen) Fantasy-Bereich – gerade bei den älteren Serien – doch merklich. Darum stach die Piraten-Fantasy-Saga „Drachenblut“ (Link) auch so heraus: Die phantastischen Erlebnisse des Captain Hannibal Méridac zählen für mich, gerade im ersten Zyklus, zu den besten Vertreterinnen des Piraten-Genres! Nun ist mit „Der andere Weg“ der zwölfte und vorerst letzte Band erschienen. Ob ich noch einmal so begeistert sein werde?
Die ganze Vorgeschichte auszurollen wäre bei einer zwölf Bände umfassenden Reihe sicherlich zu umfangreich, aber hier mal die Grundlagen: Captain Hannibal erlebt auf der Suche nach dem titelgebenden Drachenblut immer wieder zahllose Abenteuer (natürlich den Kampf gegen die Häscher der Krone, aber auch Übernatürliches wie beispielsweise den Kampf gegen Hexen und Sirenen sowie die nicht ganz unkomplizierte Liebelei mit einer sexy Elfe). Dabei steht er aber nicht allein da, sammelt er um sich doch eine illustre Truppe an außergewöhnlichen PiratInnen wie etwa einen Werwolf, eine Satanstochter und einen päpstlichen Geheimagenten. Dabei steht in fast jedem Band eine der Figuren mal mehr, mal weniger prominent im Mittelpunkt, sodass die erzählerische Ebene bei all der Piraten-Action nicht in den Hintergrund rückt :-) Jedenfalls schafft es Hannibal irgendwann sogar den französischen König Louis zu stürzen – Ein perfekter Abschluss für einen wirklich herausragenden ersten Zyklus!
Im zweiten Zyklus bekommt Hannibal dann, nachdem er tatsächlich ein wenig ruhiger geworden ist, einen Auftrag von seiner elfischen Schwiegermutter: Spanische Inquisitoren machen Jagd auf südamerikanische Elfen, auch um sich deren Gold zu sichern. Also segelt er mit einer kleinen Armee sowie einigen alten und vielen neuen Nebenfiguren (beispielsweise seiner Satanstocher) los, um diesmal ganz selbstlos eine ganze Menge Fantasy-Action zu erleben ;-) Dann folgt das übliche Hin und Her über mehrere Bände hinweg (u.a. eine brutale Mordserie an Bord), aber irgendwann kommt er halt doch an seinem Ziel an: Und hier sind wir nun im 12. Band! Kaum wurden die Tore des Elfenreiches durchschritten, kommt es auch schon zur nächsten Konfrontation mit den Spaniern. Und die haben diesmal einen perfekten Plan, um den dank des Drachenblutes eigentlich unzerstörbaren Hannibal endgültig zu erledigen... Ohne jetzt groß zu spoilern, der Plan ist schon nicht dumm, und so müssen sich Hannibals verbliebene MitstreiterInnen am Ende des Bandes noch eine wirklich spannende, mitunter tragische, dem Ende des Zyklus überaus angemessene Endschlacht in der Elfenstadt liefern – Tatsächlich passiert also inhaltlich gar nicht mehr so viel, aber dieses Zyklus-Ende ist so konsequent und auch befriedigend, dass man als LeserIn durchaus geneigt ist, den eigentlich schwächeren zweiten Zyklus plötzlich auf eine Stufe mit dem ersten Zyklus zu stellen! Und sind wir ehrlich, das schafft ein Abschlussband dann doch äußerst selten :-D
Zeichnerisch ist „Der andere Weg“ erneut auf dem gleichen hohem Niveau wie die Vorgängerbände, da gibt es wenig dran auszusetzen – Auch wenn die Ureinwohnerelfe in Piraten-Fetisch-Kleidung etwas befremdlich wirkte, aber das ist halt typisches „Male Gaze“, da hab ich mich schon oft drüber aufgeregt :-P Aber naja, irgendwie ist „Male Gaze“ ja doch ein elementarer Teil von pulpigen Comics, also will ich jetzt nach 12 Bänden nicht noch dieses Fass aufmachen ;-) Die Druckqualität geht auch in Ordnung, sodass der im Abschlussband um 2 € (bzw. 1 € ab Band 10) erhöhte Preis von 16 € für 52 Seiten völlig in Ordnung geht.
Fazit: „Der andere Weg“ (Link) ist ein überaus befriedigendes Finale der bisherigen „Drachenblut“-Saga (Link). Da sich der Autor Jean-Luc Istin eine offensichtliche, aber verschmerzbare Hintertür offengelassen hat, hoffe ich nun umso mehr auf einen weiteren Zyklus – Mögen die Abenteuer von Captain Hannibal Méridac niemals enden!