Ich habe mich ja bereits umfangreich in meinem Podcast (Link) darüber beschwert, dass in der eigentlich durchaus ordentlichen Comic-Verfilmung „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ sämtliche Nebenfiguren viel zu kurz kamen. Von Huntress (deren „Birds of Prey“-Comic ich hier (Link) bereits wohlwollend besprach) bekam man im Film immerhin die Grundzüge ihrer tragischen Vergangenheit mit, von Black Canary dagegen überhaupt nichts :-( Schade eigentlich, aber dafür hat „Panini Comics“ jetzt parallel einen mächtig dicken Begleitcomic auf den Markt gebracht: „Birds of Prey: Black Canary“ bringt es auf stattliche 268 Seiten!
Dinah Drake Lance a.k.a. Black Canary war, dank ihrer Waffenschein-pflichtigen Stimme, mal eine ziemlich erfolgreiche US-Spezialagentin und sogar die Anführerin der „Justice League of America“. Doch irgendwann hat sie diesen Job an den Nagel gehangen, um unter dem Decknamen DD mit der Indie-Rockband „Black Canary“ auf Tour zu gehen... Stimmgewaltig, wie sie nun mal so ist, zeigen sich die KritikerInnen schwer begeistert von ihr – Doch wir wären nicht in einem Superhelden-Comic, wenn die Musikwelt jetzt in Ordung wäre ;-) Denn immer wieder verursacht DD während ihrer Konzerte beträchtliche Schäden, weil es einfach immer wieder Ärger gibt. Sei es, weil ein geschasstes Ex-Bandmitglied sich nun auch Superkräfte geholt hat, um sich den Platz in der Band zurück zu holen. Oder sei es, weil nachts einfach mal ein Ninja ein paar Wurfsterne durch die Gegend wirft. Und manchmal mischen sich auch noch Gothams Gangstergrößen ins Publikum...
Natürlich passiert das alles nicht ganz zufällig, denn wie immer ist die Welt bedroht. Aber die finsteren außerirdischen Mächte sind diesmal nicht hinter der Protagonistin hinterher, sondern hinter der kindlichen Gitarristin Ditto, die Klang in Materie umwandeln kann. Außerdem ist da noch ihre Tante, die mit ihr gemeinsam den Tod von Dinahs Mutter untersuchen will, und ein Ninja-Kult, der aus Dinah eine tief in ihr verborgene Kung-Fu-Technik extrahieren will... Zum Glück muss sie sich dieser Bedrohung aber nicht allein entgegen stellen, denn u.a. Batgirl und Vixen stehen in der immer abgedrehteren Geschichte an ihrer Seite. Und das ist schade (also die Abgedrehtheit, nicht die Gast-Heldinnen), denn aus einem netten Selbstfindungstrip, in dem eine Superheldin ihren wahren Traum lebt und dabei doch nicht aus ihrer Haut kann, wird in den letzten 5, 6 Kapiteln des 12 US-Hefte starken Sammelbandes dann doch wieder eine typische und zugegeben auch irgendwie langweilige 08/15-Geschichte, die mit allerlei Querverweisen auf andere Reihen und Figuren die Einsteigerfreundlichkeit herabsenkt. Man hat irgendwie das Gefühl, als hätte der Autor Brenden Fletcher am Ende den Mut verloren, wirklich mal konsequent eine ungewöhnliche Indie-Rock-Geschichte durchzuziehen, die sich wohltuend vom Superhelden-Einerlei abhebt. Das ist schade, denn gerade die erste Hälfte des Sammelbandes, in der die Indie-Band-Tour und vor allem aber die Person Black Canary im Vordergrund ist, macht richtig viel Spaß! Man spürt beim Lesen quasi den Vibe der Musik ;-) Einen Anteil an diesem Indie-Rock-Vibe hat da zweifelsohne auch der eigenwillige Zeichenstil der insgesamt vier ZeicherInnen – Das ist das krasse Gegenteil von Hochglanz-Pop-Mainstream, das ist sowas von Indie :-D Absolut mainstreamig ist dagegen die Druckqualität von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten), sodass „Birds of Prey“-Fans bedenkenlos die 27 € für diesen umfangreichen Sammelband zahlen können.
Fazit: Schade, „Birds of Prey: Black Canary“ (Link) ist am Ende knapp vorbei geschlittert am Kult-Status... Die erste Hälfte ist nämlich legendär gut, die zweite Hälfte dagegen absoluter Durchschnitt. Trotzdem kann man sich diesen dicken Sammelband gern mal anschauen :-)