Es ist schon wieder ein dreiviertel Jahr her, dass ich mich gefühlt gegen die gesamte Comic-BloggerInnen-Szene stellte. Denn während ich am deutschen Prestigewerk „Radius #1 Rebellion“ (Link) ausschweifend rummäkelte, überbot sich der Rest der Welt mit Lobeshymnen... Nun ist der Fortsetzungsband „Revelation“ erschienen und erneut kriegen sich die Comic-BloggerInnen (nur ein Beispiel, Link) nicht mehr ein. Ob ich diesmal versöhnlicher sein werde? 

 
Aber beginnen wir kurz mit einem Rückblick auf die bisherigen Ereignisse: Die Menschheit hat, auf der Suche nach Lebensraum, vor langer Zeit einen neuen Planeten besiedelt. Dessen Besonderheit ist, dass er durch den hohen Energieausstoß des Erdkerns quasi in zwei Hälften geteilt wurde. Auf der einen Hälfte lebt nun der arische Adel, auf der anderen Seite das ethnisch gemischte Proletariat. Um das Gleichgewicht beizubehalten und die Ausbreitung von Mischlingen einzudämmen, ließ der Adel einen tödlichen Virus frei – Was nur so halb funktionierte, denn die wenigen, die überlebten, mutierten und konnten sich dadurch plötzlich in bester Cyberpunk-Manier zu Cyborgs aufrüsten lassen. Und weil man einen biologischen Massenmord nicht so leicht vergessen kann, rebellieren diese Cyborgs nun umso mehr... Ihnen entgegen stellen sich die „Hellhounds“, eine vom Adel bestens trainierte und hochgerüstete Eliteeinheit. Die vier Soldaten Ravens, Tank, Surfer und Buster sind das Alpha-Team, also die Besten der Besten. Und sie bekommen im Auftaktband dann auch gleich eine gefährliche Mission zugewiesen: Ein Grenzposten wurde von Rebellen mit Biowaffen angegriffen. Das Alpha-Team soll eigentlich nur die Lage aufklären, doch dann erfahren sie von einem weiteren Anschlagsplan und die Lage eskaliert – Am Ende ist dann ein Teammitglied tot, dafür konnten die Elitekrieger aber immerhin die Terroristin Akraia festnehmen. Was sich letztlich aber als gar nicht so kluge Entscheidung herausstellt, holen sie sich doch damit die gefährliche „Bio-Waffe“ ins Haus, mit der die Rebellen den Sieg erringen könnten... „Revelation“ ist ein typischer 2. Band, der die Handlungsfäden des Auftaktbandes logisch fortführt: Die gefangene Akraia wird von den „Hellhounds“ verhört, während die Rebellen gleichzeitig versuchen, sie weiterhin für ihre Zwecke zu nutzen. Zudem wird das gefallene Teammitglied ersetzt (durch die Exfreundin des Anführers, der hier als einziger Protagonist etwas Tiefe bekommt) und man erfährt etwas mehr über das „Radius“-Setting (z.B. über das Selbstverständnis des arischen Adels und über das Geschlechterverständnis bei den „Hellhounds“ und den Rebellen). Und so formt sich langsam – viel langsamer als der Rest der Comic-BloggerInnen-Szene meint, aber doch merklich – eine stimmige Cyberpunk-Geschichte. Tatsächlich keimt in diesem zweiten Band erstmals ein echtes Interesse auf für die Hintergrundgeschichte der Hauptfiguren und für den Fortgang der, diesmal mit einem wirklich spannenden Cliffhanger ausgestatteten, Handlung! Auch dank den erneut wirklich tollen, stylischen Zeichnungen bekommen Fans von Cyberpunk & Military-SciFi hier also einen Fortsetzungsband, der gefühlt doppelt, ach was dreifach, besser ist als der inhaltlich dünne Auftaktband. Langsam verstehe ich daher, warum der renommierte „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) der Künstlerin Katrin Gal eine Chance gab :-) Genre-Fans, die schon den 1. Band mochten, können also bedenkenlos die 19,80 € für das 112 Seiten starke Hardcover investieren! 

 
Fazit: Ich bin zwar immer noch nicht so gehypt wie der Rest der Welt, aber ich erkenne aufrichtig an, dass der Fortsetzungsband „Radius #2 Revelation“ (Link) sehr viele meiner bisherigen Kritikpunkte ausgemerzt hat. Wirklich gute Genre-Kost!

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