Gut drei Jahre ist es her, dass ich Daniel Chudy zu seinem Comic-Crowdfunding „Hope“ interviewen (Link) durfte. Damals hatte mich die Mischung aus Near-Future-Post-Apokalypse und Manga-Style durchaus fasziniert – Doch leider war ich damit so ziemlich der einzige, denn das Crowdfunding scheiterte krachend :-( Aber, man verzeihe mir den schlechten Wortwitz, für „Hope“ gab es doch Hoffnung, denn nun ist der Auftaktband der Reihe als Verlagsveröffentlichung erschienen! Na da bin ich jetzt aber mal gespannt :-D Russland im Jahr 2042: Die Apokalypse hat stattgefunden! Allerdings nicht wie sonst mit einem Meteoriteneinschlag oder einem Atomkrieg, sondern viel heimtückischer: Winzige Sporen haben sich ausgebreitet, die harmlose Tiere zu reißerische Bestien mutieren lassen. Also keine gute Zeit für die Menschheit, welche durch den Sporenbefall zudem innerlich abstirbt und langsam versteinern. Allerdings dauert das je nach Gesundheitszustand unterschiedlich lange, sodass die mittlerweile 8jährige Nadja noch halbwegs unbeschadet durch diese post-apokalyptische Welt umherirrt. Immer wieder wird sie dabei von Erinnerungsfetzen geplagt, die sie an die den Ausbruch der Sporen-Apokalypse und an ihre erste Überlebendengruppe erinnern... Tatsächlich passiert im Auftaktband, trotz einer Länge von stattlichen 58 Seiten, noch nicht wirklich viel. Jede einzelne Szene (vom Angriff mutierter Vögel über Nadjas Umherirren in der Post-Apokalypse und die Kontaktaufnahme mit der Überlebendengruppe bis hin zum Kampf von Nadjas späterem Roboter-Buddy gegen Sporen-Monster) wirkt wie ein kleiner Vorgeschmack, ja fast wie ein epischer Film-Trailer, auf kommende Bände! Das führt beim Lesen zu ziemlich ambivalenten Gefühlen: Einerseits fühlt man sich noch ziemlich ratlos und alleingelassen zurück, weil man noch weniger über diese Welt und ihre Geschehnisse weiß als Nadja und weil die Nebenfiguren, die zudem teils irritierend unrussische Namen haben, bisher eher anwesend denn handlungstragend sind. Andererseits denkt man sich nach der Lektüre aber permanent „Komm schon Daniel, mach mal hin, ich will endlich weiterlesen!!!!1111111einself“ ;-) Diese Begeisterung kommt primär von der tollen Atmosphäre, die der Künstler Vincent Indra hier zu Papier bringt: Die Zeichnungen sind in den Actionszenen sehr dynamisch und selbst in den ruhigen Momenten transportiert die Kolorierung einen bedrohlichen Grundton. Ein wenig fallen dagegen die Gesichter ab, denn diese drücken zwar Emotionen gut aus, der Detailgrad ist im Vergleich zu allen anderen Illustrationen aber irritierend schwächer – Das ist vermutlich ein künstlerisches Element, aber ich mags trotzdem nicht :-P Aber über Kunst kann man sich ja streiten, über Druckqualität dagegen nicht! Denn die ist das einzige wirklich große Manko von „Hope #1 All Alone“! Was der „Markosia“-Verlag hier bietet, ist – gerade in den dunkleren Szenen, wo man deutlich Druckstreifen sieht – ungefähr auf dem Niveau eines Bürokopierers. Deshalb fühle ich mich jetzt gezwungen, etwas zu tun, was ich noch nie getan habe: Ich empfehle ausdrücklich, die digitale Version der Druckversion vorzuziehen! Die ist nicht nur viel günstiger (4,75 € zu 13 €), hier kommen die tollen Zeichnungen auch richtig zur Geltung! Fazit: „Hope #1 All Alone“ (Link) beweist mal wieder eindrücklich, dass auch deutsche Comic-Kreative nicht den Vergleich mit der internationalen Konkurrenz scheuen müssen :-) Zwar fühlt sich der Auftaktband eher an wie ein langer Film-Trailer, aber im Prinzip ist das ja auch die Aufgabe eines 1. Bandes – Und weil ich jetzt sehnsüchtig auf den 2. Band warte, hat Daniel Chudy offensichtlich alles richtig gemacht ;-)
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