Spätestens nach unserer Pulp-Podcastfolge (Link) ist es ja kein Geheimnis mehr, dass ich mich durchaus für Pulp-Geschichten eines jeden Genres begeistern kann. Logisch, dass mir da auch der Sword-&-Sorcery-Pulp um den kampfeslustigen Barbaren Conan ein Begriff ist. Der hat aber nicht nur Köpfe abgeschlagen, sondern auch vollbusige Damen verwöhnt ;-) Ganz besonders die Piratenkönigin Bêlit hat es ihm angetan. Wie aus dem jungen Mädchen die blutrünstige Seefahrerin wurde, erzählt diese Comic-Sammelband.
Bêlit wollte schon immer zur See fahren und es ihrem Vater, dem Piratenadmiral Atrahasis, gleich tun. Schneller als gedacht bekommt sie dazu die Gelegenheit, denn als ihn brutale Schuldeneintreiber dem Tod überlassen, muss sie fliehen. Das klappt jetzt nicht so gut wie gedacht, denn sie wird auf dem Schiff ihres Vaters versklavt, doch alsbald wird sie von anderen FreibeuterInnen befreit. Wirklich dankbar ist Bêlit ihren RetterInnen aber nicht, denn völlig selbstverständlich beansprucht sie das Schiff für sich – Und dass sie mir ihrem Plan, möglichst gefährliche Seemonster zu töten, auch die Besatzung gefährdet, stört sie auch nicht weiter... Ein echter Sturkopf also, der sich im Verlauf der 5 US-Bände umfassenden Geschichte nicht nur mit den eigenen BefreierInnen anlegt, sondern auch mit mächtigen Schlangenkulten und allen möglichen Machtblöcken – Immer getrieben von dem Wunsch, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten.
Die abgeschlossene Geschichte von „Bêlit: Die Königin der schwarzen Küste“ erzählt eine typische Origin-Geschichte einer der beliebtesten Figuren um Conan-Kosmos. Dabei stammt sie nicht aus der Feder des Conan-Erfinders Robert E. Howard, sondern sie wurde geschaffen vom weiblichen Kreativduo Tini Howard (Story) und Kate Niemczyk (Zeichnungen). Diese machen einen wirklich guten Job, denn was sie hier abliefern, ist feinster Piraten-Pulp – Die Geschichte könnte, und das meine ich in diesem Zusammenhang als großes Lob, so auch als Groschenheft in der Bahnhofsbuchhandlung stehen :-D Interessant ist dabei, dass man als LeserIn durchaus ambivalente Gefühle zur Protagonistin aufbaut: Auf der einen Seite bewundert man Bêlit, die konsequent und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Selbstverwirklichung durchzieht. Auf der anderen Seite ist man aber auch ein wenig erschrocken, wie skrupellos sie vorgeht – Da werden auch mal Gefangene erschlagen, einfach weil sie es kann. Aber das ist halt genretypisch... Fast schon als genreuntypisch muss ich dagegen die Zeichnungen loben: Männliche Künstler hätten die junge Bêlit zweifelsohne wesentlich sexualisierter in Szene gesetzt. Mit einigen lockeren Tüchern und schwarzen Overnees bekleidet sieht sie zwar ziemlich sexy aus, aber die Künsterinnen bewahren ihr hier die Würde und vermeiden weitestgehend „male gaze“.
Hier gibt es also nix zu meckern: Wer sich für Sword-&-Sorcery oder Piraten-Pulp begeistern kann, darf ohne mit der Wimper zu zucken die 13,99 € zahlen, die „Panini“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das 116 Seiten umfassende Softcover verlangt.
Fazit: Klar, „Bêlit: Die Königin der schwarzen Küste“ (Link) ist jetzt keine Weltliteratur, aber dieser Comic-Sammelband ist doch eine gelungene Ergänzung des „Conan“-Universums!