Wer meine Comic-Rezensionen verfolgt weiß, dass ich mich mit dem Superhelden-Genre nie so richtig anfreunden konnte. Also klar, ich renne (wie der Rest der Welt auch) in die meisten Comic-Verfilmungen und komme hier im Blog mittlerweile auch auf einen ganz schönen Stapel von Superman, Batman etc. – Diese Begeisterungsstürme, wie sie etwa mein Kollege Norbert von „Krakka-Thoom!“ (Link) empfindet, fühle ich dann aber doch sehr selten. Meistens sind es ja doch nur wieder die drölfzigste Origin-Story oder der Schurke der Woche... Die Messlatte ist also nicht die höchste, aber vermutlich war es daher das Fehlen jeglicher Erwartungen, dass ich die „Black Hammer“-Saga (welche mittlerweile um eine ganze Reihe an SpinOffs erweitert wurde) als die intelligenteste Superhelden-Dekonstruktion seit „Watchmen“ abfeiere. Nun erschien mit „Age of Doom: Buch 2“ der Abschluss und er zeigt einmal mehr, warum der kreative Tausendsassa Jeff Lemire schon in seinem moderaten Alter als Comic-Legende gilt. Eine kleine Rekapitulation der vorherigen drei Sammelbände, die man zwingend gelesen haben sollte: Der maskierte Boxer Abraham Slam, der liebesbedürftige Marsianer Barbalien, die fliegende Grundschülerin Golden Gail, die durchtriebene Hexe Madame Dragonfly, der Superwissenschaftler Col. Weird sowie sein treuer Roboterkumpan Talky Walky waren allesamt mal namhafte Superhelden. Doch beim Kampf gegen den Anti-Gott ging etwas schief, denn plötzlich landeten sie in einer als amerikanische Kleinstadt getarnten Paralleldimension, aus der sie auch nach zehn Jahren nicht entfliehen konnten. Und so leben sie nun, getarnt als eigenbrödlerische Farmersfamilie, ihr trostloses Leben – Und langsam, aber sicher zerbrechen die ehemaligen Superhelden daran... Der erste Sammelband endete mit einem großen Cliffhanger: Plötzlich landete Lucy, die Tochter des bei einem Fluchtversuchs aus der Paralleldimension gestorbenen, titelgebenden Superhelden Black Hammer, in eben jener Paralleldimension. Sie kann sich zwar nicht so richtig an das Geschehene erinnern, doch das hindert sie nicht daran, sogleich Erkundigungen über ihre neue Heimat einzuholen. Und schnell muss sie erkennen, dass vieles in dieser als amerikanische Kleinstadt getarnten Paralleldimension nicht mit rechten Dingen zugeht... Letztlich tritt Lucy das Erbe ihres Vaters an und wird selbst zu Black Hammer – Aber nur für genau eineinhalb Seiten, dann verschwindet sie plötzlich. Die zurück gebliebenen Helden sind schockiert, fangen aber sogleich an, neue Hoffnung zu schöpfen und ihre bisherige Situation zu hinterfragen. Derweil findet sich Lucy in einer weiteren Paralleldimension wieder, in der sie eigentlich gefangengehalten werden soll. Doch unaufhaltsam, wie sie dank ihrer neuen Kräfte ist, findet sie einen Rückweg. Dafür muss sie jedoch im wahrsten Sinne des Worten durch die Hölle gehen... Und das schafft sie im dritten Band „Age of Doom: Buch 1“ dann auch so bravourös, dass sie das Geheimnis rund um die Farm lüftet und damit den Untergang der Erde besiegelt! Ausgerechnet der zerzauste, ziemlich abgehalfterte Weltraum-Entdecker Colonel Weird – der zugegebenermaßen einen großen Anteil der dem ganzen Schlamassel hat, aber das wissen die LeserInnen der vorherigen Bände ja – muss nun seine Superhelden-FreundInnen und die gesamte Menschheit vor dem Anti-Gott retten. Doch wie genau? Denn er wacht in einer Art Meta-Paralleldimension-Resterampe auf, in der nicht mehr verwendete Superhelden-Figuren ein klägliches, bedrohtes Leben im Untergrund fristen. Während er sich zurechtfindet, bekommen Abraham Slam, Barbalien, Lucy etc. – die sich allesamt nicht an ihre Vergangenheit erinnern können, ein Reboot. Nur der Roboterkumpan Talky Walky weiß noch, worum es geht; und so stellt er erneut eine Superhelden-Truppe auf die Beine, um den nahenden Anti-Gott zu vernichten. Doch dazu bedarf es großer Opfer... Man kann es einfach nicht anders schreiben: Jeff Lemire ist genial! Wie er seine mittlerweile vielfach erweiterte Saga zu einem logischen, befriedigenden und auf die Tränendrüse drückenden Finale zusammenführt, wie er dabei noch allerlei Meta-Gedanken rund um das Genre hinzufügt, das verdient meinen allerhöchsten Respekt! Und mehr habe ich jetzt auch eigentlich nicht mehr zu sagen, denn ich würde nur meine anderen „Black Hammer“-Rezensionen wiederholen: Tolle Charaktere, spannende Story-Twists, atmosphärische Zeichnungen und die gewohnt gelungene Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) machen diesen 192 Seiten dicken Abschluss-Sammelband zu einem Pflichtkauf für alle Fans dieser herausragenden Reihe! Fazit: Wie nicht anders zu erwarten, ist auch der Abschluss-Sammelband „Black Hammer #4 Age of Doom: Buch 2“ (Link) ein Meisterwerk, welches diese Superhelden-Dekonstruktion zur intelligentesten Superhelden-Saga seit „Watchmen“ macht!
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