Der kleines Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ hat ja so einige langlebige Serien im Programm, etwa die im letzten Jahr endlich abgeschlossene Mystery-Reihe „Der Gesang der Strygen“ (Link). Die hat es immerhin auf 18 Bände geschafft – Da muss „Drachenblut“ noch ein wenig nachlegen, erscheint in wenigen Wochen doch erst der 12. Band. Ob es sich noch lohnt, in die Piraten-Fantasy-Serie einzusteigen, zeigt meine Rezension der bisherigen elf Ausgaben. Fiese Piraten, noch fiesere Soldaten des Königs und geheimnisvolle Elfen bilden das Grundgerüst der Reihe, welche eine fortlaufende Handlung bietet, in der es aber einige halbwegs in sich abgeschlossene Geschichten gibt.
1. Im Auftaktband reist Kapitän Hannibal Méridac, besessen vom Traum eines sagenumwobenen Schatzes, Jenseits des Nebels (Link) in die versteckte Märchenwelt der phantastischen Tierwesen. Dorthin kommt man als Sterblicher normalerweise nicht, doch mit der gefangenen Elfe Elween hat er sozusagen eine Wegweiserin durch den magischen Nebel. Als Aggressor werden er und seine Piraten-Crew dort jedoch nicht willkommen geheißen...
2. Die Flucht zurück in die reale Welt ist Kapitän Hannibal gelungen; doch schon heften sich die Soldaten des Königs an seine Fersen. Eingesperrt im finstersten Kerker, muss er sich auf seine neue Verbündete Elween verlassen – Die Loyalität der unsterbliche Elfe konnte er sich nur durch Erpressung sichern. Aber wie steht es um ihre Aufrichtigkeit während der gefährlichen Abenteuer? Denn Hannibals nächstes Ziel, Der Stein der Gaëldenn (Link), wird von tödlicher Hexerei beschützt!
3. Was macht ein Pirat nur ohne sein Schiff? Nachdenken über die eigene Vergangenheit! Denn Kapitän Hannibal war nicht immer der abenteuerlustige Pirat, der er heute ist – Früher war die Welt noch in Ordnung, eh seine Mutter für ihr schändliches Hexenwerk verbrannt wurde. Schuld daran ist maßgeblich der Graf von Cagliostro, der Im Namen des Vaters (Link) ebenso skrupellos vorgeht wie Hannibal selbst.
4. Ein Piraten-Kapitän ist nur so gut wie seine Crew – Und Hannibal hat da ein paar ganz exotische Exemplare an Bord. Darunter den kleinwüchsigen Mister Puck, der mit Hannibal durch ein gemeinsames Schicksal verbunden ist. Doch auch wenn er schwächlich wirkt, ist er für die Schatzsuche doch von unglaublichem Wert, was auch Der Schwarze Druide (Link) erfahren muss ;-)
5. In „Der gute alte Louis!“ (Link) geht die für nicht wenige Piraten tödliche Schatzsuche weiter. Denn nicht nur, dass Hannibals Erzfeind Cagliostro gemeinsames Werk mit einer Hexe macht, auch zahlreiche blutrünstige Sirenen greifen an. Doch letztendlich wähnt man sich kurz vorm Ziel...
6. Es ist soweit: Die finale Schlacht beginnt! Mensch gegen Monster, Schiff gegen Schiff, Pirat gegen Soldat – Und nicht zuletzt Kapitän Hannibal gegen den Graf von Cagliostro! Das Ziel ist nicht mehr der sagenumwobene Schatz, sondern Vergeltung! (Link)
7. Doch die Vergeltung am Graf von Cagliostro reicht Kapitän Hannibal nicht mehr, er will sich auch an dem Hintermann rächen: König Louis! Und er hat einen heimtückischen Plan, mit dem er sich die französische Monarchen-Clique ein für allemal vom Hals halten kann: Der Mann mit der eisernen Maske (Link) soll Louis ersetzen und eine Generalamnestie aussprechen.
8. So viel Tod, so viel Leid – Kann das einen Menschen ändern? Naja, zumindest ist Kapitän Hannibal mal nicht selbstsüchtig auf Kaperfahrt. Stattdessen ist es im Auftrag seiner Schwiegermutter in spe, der Elfenkönigin, in Richtung Amerika unterwegs: Spanische Inquisitoren drangsalieren die dortigen Elfen auf der Suche nach Macht und Reichtum. Mit dabei hat er diesmal eine ganz neue Crew, die auch aus seinen ehemaligen Feinden sowie Elweens Ex-Verlobten besteht, damit er seine Versprechen und Ehrenschulden (Link) einlösen kann. Was er nicht weiß: Mit an Bord ist auch ein Spion des Vatikans...
9. Eine grausige Mordserie sucht Hannibals Schiff heim! Und der Kapitän kann den/die Täter trotz aller Bemühung nicht finden – Eine Meuterei droht! Wird etwa Im Namen von... Satan! (Link) gemordet?
10. Zumindest fast, denn Schuld daran ist Lilith (Link). Die glaubt zumindest, sie wäre die Tochter von Satan – Doch am Ende ist lediglich Kapitän Hannibal ihr Vater ;-) Nichtsdestotrotz ist sie so gefährlich, dass Hannibal ihr einen Waffenstillstand vorschlägt und sie auf die Amerikaexpedition mitnimmt. Na, ob das eine gute Idee ist?
11. Wie wurde aus Hannibals Tochter die magisch begabte, von Satan(ismus) und Rachegelüsten besessene Lilith? Auf der gefährliche Reise durch den amerikanischen Urwald erzählt sie im vorläufig letzten Band „Du bist mein Fleisch und Blut“ (Link) ihre Geschichte.
Was für ein Epos! „Drachenblut“ bietet wirklich alles, was sich Fans von einem Piraten-Abenteuer mit einem kräftigten Schuss dunkler Fantasy wünschen: Dramatische Seeschlachten mit spektakulären Entermanövern, zum Leben erweckter Seemannsgarn, eine spannende Schnitzeljagd nach atemberaubenden Schätzen, richtig fiese Typen und nicht zuletzt vollbusige Schönheiten – Hier wurde wirklich richtig tief in die Klischee-Kiste gegriffen. Und das ist gut so! Denn tatsächlich hat es schon lange keine Fantasy-Reihe mehr geschafft, mich so lange durchweg bei der Stange zu halten :-D Gerade die ersten sechs Bände, die mich von ihrem Feeling her irgendwie an die ersten „Star Wars“-Filme erinnert haben (nur halt mit Piratenschiffen statt Sternenzerstörern ;-)), liest man quasi in einem Rutsch durch. Im zweiten Zyklus (der so nicht benannt wird, aber die Geschichte macht ungefähr nach der Hälfte des siebten Teils einen merklichen Schnitt, sodass es sich wie der Beginn eines neuen Zyklus anfühlt) schwankt das Niveau dann leider etwas – Sicherlich auch, weil die neue Crew-Zusammensetzung einfach nicht so gut funktioniert wie zuvor (die „neuen“ Piraten sind einfach noch viel unsympathischer als die „alten“ – und selbst die hätte ich lieber nicht zum Tee eingeladen :-P) und weil ein alles überragender Gegner (wie zuvor der Graf, mit dem Hannibals Biografie eng verbunden ist) fehlt. Nichtsdestotrotz bin ich aber auch hier gern am Ball geblieben, war ich doch sehr neugierig, wer denn der Massenmörder ist und warum Lilith ebenso hasserfüllt wie overpowerd ist... Ich bin schon sehr gespannt, ob der im April erscheinende 12. Band „Der andere Weg“ (Link) die Geschichte weiter voranbringen wird. Optisch ist die Reihe über jeden Zweifel erhaben, das ist mehr als solide Comickunst. Besonders nett fand ich dabei den Einfall, dass das jeweilige Cover immer genau die Person zeigt, welche in dem Band von besonderer Bedeutung ist (also ein Crewmitglied, dessen Hintergrundgeschichte zumindest ein klein wenig beleuchtet wird, oder ein besonders fieser Gegner). Auch die Druckqualität ist, wie nicht anders von „Bunte Dimensionen“ (welche mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten) gewohnt, über jeden Zweifel erhaben :-) Piratenfans können also bedenkenlos die 14 – 15 € für die 52 Seiten starken Hardcover zahlen. Fazit: „Drachenblut“ (Link) ist ein düsteres Fantasy-Epos in einem unverbrauchten Piraten-Setting, welches mich bestens unterhalten hat :-D
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